Cocktail fuer einen Vampir
sagen.«
»Diesmal mach ich alles richtig«, sagte er, fast zu sich selbst.
Seine erste Ehe war von Anfang an ein Fehler gewesen, und sie hatte sogar noch schlimmer geendet, als sie begonnen hatte.
»Michele trägt einen klugen Kopf auf den Schultern«, sagte ich.
»Sie ist eine reife Frau«, stimmte er zu. »Sie ist sogar ein bisschen älter als ich, aber sie hat’s nicht so gern, wenn ich davon anfange.«
»Dann tu’s auch nicht, okay? Keine dummen Witze«, warnte ich ihn.
Er grinste mich an. »Keine dummen Witze. Und sie ist nicht schwanger, und sie hat einen eigenen Job und ihr eigenes Geld.« Nichts davon hatte auf seine erste Ehefrau zugetroffen.
»Dann tu’s, Bruderherz.« Ich schloss ihn einmal rasch in die Arme.
Jason warf mir jenes Lächeln zu, mit dem er ganze Horden von Frauen becirct hatte. »Ich frag sie heute, wenn sieaus der Arbeit kommt. Ich wollte hier eigentlich was zum Lunch essen, aber ich bin zu nervös.«
»Gib mir Bescheid, was sie gesagt hat, Jason. Ich werde für dich beten.« Ich strahlte immer noch in seinem Rücken, als er das Merlotte’s wieder verließ. Er war so glücklich und aufgeregt, wie ich ihn noch nie erlebt hatte.
Danach begann sich das Merlotte’s zu füllen, und ich hatte zu viel zu tun, um lange nachzudenken. Ich liebe meine Arbeit, denn so komme ich unter Leute und erfahre, was in Bon Temps los ist. Andererseits erfahre ich meistens leider zu viel . Es ist stets eine Gratwanderung zwischen dem, was ich den Worten der Leute entnehme, und dem, was ich in ihren Gedanken lese, und es ist kein allzu großes Wunder, dass ich den Ruf habe, exzentrisch zu sein. Na ja, immerhin sind die meisten Leute zu nett, um mich immer noch »verrückte Sookie« zu nennen. Und ich gebe mich gern der Vorstellung hin, dass ich mich in meiner Heimatgemeinde bewiesen habe.
Tara kam mit ihrer Assistentin McKenna herein zu einem frühen Lunch. Sie wirkte mit ihrem Schwangerschaftsbauch sogar noch dicker als am Abend zuvor im Hooligans.
Da sie mit McKenna gekommen war, konnte ich Tara nicht fragen, was ich eigentlich wissen wollte. Was war passiert, als sie mit JB über seinen zweiten Job im Hooligans sprach? Denn selbst wenn er Tara im Publikum nicht gesehen hatte, musste er davon ausgehen, dass wir es ihr erzählen würden.
Aber Tara dachte mit großer Verbissenheit über ihre Boutique nach, und wenn sie nicht gerade plante, die Regale der Spitzenunterwäsche aufzufüllen, konzentrierte sie sich auf die Speisekarte des Merlotte’s – die sehrüberschaubare Speisekarte, die sie rauf und runter kannte – und versuchte zu entscheiden, was sie wohl vertragen würde und wie viele Kalorien sie noch zu sich nehmen konnte, ohne regelrecht zu explodieren. McKennas Gedanken waren auch keine Hilfe; sie sog zwar begierig jede noch so kleine Information über die Geschehnisse in Bon Temps auf, von JBs Nebenjob wusste sie jedoch nichts. Sie wäre enorm daran interessiert gewesen, wenn ich es ihr erzählt hätte. McKenna hätte es geliebt , eine Telepathin zu sein, ungefähr vierundzwanzig Stunden lang.
Denn wenn sie Sachen gehört hätte wie Ich halt’s nicht mehr aus. Ich werde warten, bis er schläft, und ihn dann aufschlitzen oder Ich würde sie mir am liebsten schnappen, über den Tresen werfen und dann hinein mit meinem … Tja, wenn sie das erst mal ein oder zwei Tage lang mitgekriegt hätte, würde sie es nicht mehr so lieben.
Tara ging nicht mal allein auf die Toilette. Sie nahm McKenna mit. Ich sah Tara fragend an. Sie erwiderte meinen Blick finster. Sie war nicht bereit zu reden, noch nicht.
Als der Andrang zur Lunchzeit vorbei war, waren nur noch zwei Tische besetzt, und die standen in Indias Bereich. Ich ging nach hinten in Sams Büro, um an dem niemals endenden Papierkram zu arbeiten. Bäume hatten sterben müssen, damit all diese Formulare hergestellt werden konnten, und das war doch wirklich schade. Wann immer möglich, versuchte ich, so etwas online auszufüllen, auch wenn ich dabei ziemlich langsam war. Sam kam ins Büro, um einen Schraubenzieher aus seiner Schreibtischschublade zu holen, und deshalb stellte ich ihm gleich eine Frage zu dem Steuerformular eines Angestellten. Er beugte sich gerade über mich, um es sich anzusehen, als Jannalynn hereinkam.
»Hey, Jannalynn«, sagte ich. Ich sah nicht einmal auf, weil ich ihr Hirnmuster erkannt hatte, noch bevor sie den Raum betreten hatte, und ich mich angestrengt bemühte, das Formular auszufüllen, solange Sams Hinweise
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