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Cocktail fuer einen Vampir

Cocktail fuer einen Vampir

Titel: Cocktail fuer einen Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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noch frisch in meinem Kopf waren.
    »Oh, hey, Jan«, sagte Sam. Ich konnte sein Lächeln in seiner Stimme spüren.
    Statt einer Antwort folgte ein unheilvolles Schweigen.
    »Was denn?«, fragte ich und trug noch eine weitere Zahl ein.
    Und als ich endlich aufsah, bemerkte ich, dass Jannalynn äußerst angriffslustiger Stimmung war. Ihre großen runden Augen waren weit aufgerissen, ihre Nasenflügel bebten, und ihr ganzer schlanker Körper vibrierte vor Aggression.
    »Was denn?«, fragte ich noch einmal erschrocken. »Werden wir angegriffen?«
    Sam schwieg. Ich schwang herum in dem Drehstuhl und sah zu ihm auf. Seine Haltung strahlte ebenfalls Anspannung aus. Aber in seinem Gesicht stand eine einzige große Warnung.
    »Soll ich euch zwei allein lassen?« Ich bemühte mich, aufzustehen und zwischen den beiden herauszukommen.
    »So was Ähnliches habe ich mir schon gedacht, bevor ich hereingekommen bin«, sagte Jannalynn, deren Fäuste wie kleine Hammer wirkten.
    »Was … Moment mal! Du glaubst, dass Sam und ich hier im Büro herumturteln?« Trotz Mustaphas Warnung war ich ehrlich erstaunt. »Schätzchen, wir füllen Steuerformulare aus. Wenn du meinst, dass daran irgendetwas sexy ist, dann solltest du dir einen Job bei der Bundessteuerbehörde suchen!«
    Einen langen Augenblick lang fragte ich mich, ob ich gleich verprügelt werden würde, doch ganz allmählich ließ die Anspannung nach. Mir fiel auf, dass Sam nichts sagte, kein Wort, bis Jannalynn sich vollkommen entspannt hatte. Ich holte tief Luft.
    »Entschuldige uns einen Moment, Sookie«, sagte Sam schließlich, und ich konnte sehen, wie wütend er war.
    »Klar doch.« So schnell wie der Blitz war ich raus aus dem Büro. Ich hätte lieber nach einem Samstagabend die Herrentoilette geputzt, als noch länger in Sams Büro zu bleiben.
    India half D’Eriq gerade, einen Tisch abzuräumen. Sie sah mich mit einem angedeuteten Lächeln an. »Wer hat dich denn so unter Strom gesetzt? Sams furchterregende Freundin?«
    Ich nickte. »Ich werde mal sehen, dass ich hier etwas zu tun finde«, sagte ich. Dies war eine sehr gute Gelegenheit, mal wieder die Flaschen und Regale hinter dem Tresen abzustauben, und ich rückte sie alle vorsichtig zur Seite, wischte einen Teil des Regals und machte mit dem nächsten Teil weiter.
    Obwohl ich mich immer wieder fragte, was in Sams Büro wohl gerade vor sich gehen mochte, ermahnte ich mich selbst mehrmals, dass mich das gar nichts anging. Ich hatte hinter dem Tresen bereits alles blitzblank geputzt, als Jannalynn und Sam herauskamen.
    »Tut mir leid«, sagte sie zu mir, wenn auch nicht sonderlich aufrichtig.
    Ich nickte zustimmend.
    Jannalynn dachte: Sie schnappt sich Sam, wenn sie kann.
    Oh, bitte! Ich dachte: Sie wäre richtig froh, wenn ich’s täte.
    Und dann verließ sie das Merlotte’s, und Sam ging ihrnach, um sie zu verabschieden. Oder um sicherzustellen, dass sie wirklich in ihr Auto stieg. Oder beides.
    Als er endlich wiederkam, suchte ich schon so verzweifelt nach irgendeiner Arbeit, dass ich drauf und dran war, die Zahnstocher in den Plastikbehältern zu zählen. »Mit dem Papierkram können wir morgen weitermachen«, sagte Sam im Vorbeigehen und lief einfach weiter. Er mied meinen Blick. Offensichtlich war ihm das Ganze ziemlich peinlich. Es war immer gut, den Leuten etwas Zeit zu geben, um sich davon zu erholen, vor allem Männern, deshalb war ich nachsichtig mit Sam.
    Ein Arbeitstrupp von Norcross kam herein, dessen Schicht zu Ende war und der irgendetwas feiern wollte. India und ich begannen, Tische zusammenzurücken, damit sie alle an einer Tafel sitzen konnten. Während ich arbeitete, dachte ich über junge Gestaltwandlerinnen nach. Ich hatte schon mehr als eine kennengelernt, die sehr aggressiv war, doch es gab nur sehr wenige Rudelführerinnen in den Vereinigten Staaten, vor allem im Süden. Und auch einige hervorragende Werwölfinnen, die ich kennengelernt hatte, waren äußerst brutal. War diese übertriebene Aggressivität vielleicht eine Folge der bestehenden männlichen Machtstrukturen in den Rudeln, fragte ich mich.
    Jannalynn war nicht durchgeknallt, so wie die Pelt-Schwestern und Marnie Stonebrook; aber sie legte extrem großen Wert auf ihre Härte und Kampfkraft.
    Ich musste diese theoretischen Überlegungen einstellen, um die Bestellungen der Norcross-Männer und -Frauen nicht durcheinanderzubringen. Sam kam und arbeitete hinter dem Tresen, während India und ich immer schnelleren Schrittes herumflitzten,

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