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Cocktail fuer einen Vampir

Cocktail fuer einen Vampir

Titel: Cocktail fuer einen Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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die Gedanken anderer Leute auszublenden. Und obwohl ich das mittlerweile schon viel besser beherrsche, ist es immer noch mühsam. Bei den zweigestaltigen Geschöpfen muss ich mich nicht ganz so anstrengen, weil ich deren Gedanken nicht so deutlich lesen kann wie die der Menschen; da schnappe ich nur hier und da einen Satz oder ein Gefühl auf. Selbst unter den Menschen sind manche allerdings klarere Sender als andere. Bevor ich gelernt hatte, mich zu schützen, war es, als würde ich zehn Radiostationen gleichzeitig hören. Tja, ziemlich schwierig, sich normal zu verhalten, wenn einem all das durch den Kopf schwirrtund man außerdem noch mitzukriegen versucht, was die Leute einem gerade mit Worten sagen.
    In dieser kurzen Phase der Normalität also erlebte ich ein gewisses Maß an Frieden. Ich redete mir ein, dass das Treffen mit Felipe schon gut gehen würde, dass er entweder glauben würde, wir hätten Victor nicht getötet, oder dass Victor es verdient hatte, endgültig zu sterben. Ich hatte es jedoch nicht sonderlich eilig, das herauszufinden.
    Ich blieb noch einige Minuten plaudernd am Tresen stehen, und auf dem Weg nach Hause tankte ich mein Auto voll. Bei Sonic kaufte ich mir ein Hühnchen-Sandwich, und dann fuhr ich langsam nach Hause.
    Die Sonne ging im Sommer so spät unter, dass die Vampire frühestens in zwei Stunden aufstehen würden. Von keinem im Fangtasia hatte ich ein Wort gehört. Ich wusste nicht mal, wann ich dort sein sollte. Mir war nur klar, dass ich nett aussehen sollte, weil Eric das immer erwartete, wenn Gäste kamen.
    Dermot war nicht zu Hause. Ich hatte gehofft, Claude wäre vielleicht schon zurück von seinem mysteriösen Trip in die Elfenwelt, doch falls dem so war, deutete nichts darauf hin. Aber ich konnte mir heute Abend nicht schon wieder Gedanken über die Elfen machen. Ich hatte Vampirprobleme im Kopf.
    Ich war innerlich so unruhig, dass ich nur die Hälfte meines Sandwichs essen konnte. Dann ging ich die Post durch, die im Briefkasten am Ende meiner Auffahrt gelegen hatte, und warf das meiste davon in den Mülleimer. Meine Stromrechnung musste ich allerdings wieder herausfischen, nachdem ich sie zusammen mit dem Werbeprospekt für einen Möbel-Ausverkauf auch gleich weggeworfen hatte. Ich öffnete sie, um mir den Betraganzusehen. Claude sollte besser bald aus der Elfenwelt zurückkommen. Er war ein unbekümmerter Energieverschwender, und meine Rechnung war fast doppelt so hoch wie üblich. Ich wollte, dass Claude seinen Anteil diesmal selbst bezahlte. Mein Heißwasserboiler lief mit Gas, und die Rechnung war auch viel höher. Die Shreveporter Zeitung legte ich erst mal auf den Küchentisch, die würde ich später noch lesen. Es standen sicher sowieso nur schlechte Nachrichten drin.
    Ich duschte, frisierte mein Haar und schminkte mich. Es war so heiß, dass ich keine langen Hosen tragen wollte, und Shorts würden nicht Erics Sinn für Förmlichkeit entsprechen. Ich seufzte, ergab mich ins Unvermeidliche und begann, meine Sommersachen durchzusehen. Zum Glück hatte ich mir die Zeit genommen, mir die Beine zu rasieren, eine Angewohnheit, die Eric sowohl faszinierend als auch bizarr fand. Meine Haut war schon schön braun um diese Zeit der Sonnenbadesaison, und mein Haar war um ein paar Töne heller und sah immer noch gut aus mit dem Notfallschnitt, den der Friseur Immanuel mir vor ein paar Wochen verpasst hatte. Ich zog einen weißen Rock an, eine hellblaue ärmellose Bluse und einen richtig breiten schwarzen Ledergürtel, der Tara zu eng geworden war. Meine guten schwarzen Sandaletten waren immer noch in ziemlich passablem Zustand. Dann hielt meine Hand einen Augenblick lang über der Schublade meiner Frisierkommode inne. Darin lag, von mir mit einer leichten Schicht Gesichtspuder getarnt, ein machtvoller magischer Elfengegenstand, den man Cluviel Dor nannte.
    Ich hätte es nie ständig bei mir getragen, nicht zuletzt, weil ich Angst davor hatte, die Macht des Cluviel Dor zu verschwenden. Denn unbesonnen eingesetzt, wäre es so,als wollte man eine Fliege mit einer Atombombe umbringen.
    Das Cluviel Dor war eine seltene und uralte Liebesgabe der Elfen – so eine Art Elfenvariante des Fabergé-Ostereis vermutlich, nur mit magischen Kräften. Mein Großvater – nicht mein menschlicher, sondern Großvater Fintan, der halb Mensch, halb Elf gewesen war – hatte es meiner Großmutter Adele geschenkt. Sie hatte es versteckt und mir nie erzählt, dass sie eins besaß, und so hatte ich es

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