Cocktail fuer einen Vampir
von Menschen und Vampiren verteilte sich über den ganzen großen Raum.
Links von mir tanzte ein enorm muskulöser Mann mit blond gefärbtem Haar mit einer jungen Frau, etwas weiter weg beim Esstisch, den Eric für Geschäftskonferenzen benutzte. Als ich näher trat, hörten sie auf zu tanzen und begannen sich zu küssen, geräuschvoll und mit viel Zungenaktivität. Ein Vampir mit kantigem Kinn trank auf einem Zweisitzersofa Blut von einer üppig ausgestatteten Menschenfrau und machte einen wirklich unappetitlichen Vorgang daraus. Auf dem Sofapolster waren schon Blutflecken zu sehen.
Genau da wurde ich stinksauer. Und es war nur noch mehr Öl in mein Feuer, dass ich eine mir unbekannte rothaarige Vampirin (in High Heels!) auf Erics Couchtisch zu einem alten Song der Rolling Stones tanzen sah. Ein Vampir mit vollem schwarzem Haar schaute ihr mit eher nachlässigem Interesse zu, als hätte er ihr schon oft dabei zugesehen, würde den Anblick aber immer noch genießen. Ihre Stilettos trieben einen Kratzer nach dem anderen ins Holz des Tisches, der eins von Erics Lieblingsmöbelstücken war.
Ich konnte quasi spüren, wie sich meine Lippen zu einer schmalen Linie verkrampften. Ein kurzer Seitenblick auf Pam verriet mir, dass sie eine so ausdruckslose und leere Miene zur Schau trug wie nur möglich. Es kostete mich größte Mühe, meine eigenen Gesichtszüge wieder unter Kontrolle zu bringen. Verdammt noch mal, wir hatten hier erst vor Kurzem alle Teppiche ersetzen und die Wände neu streichen lassen nach dem Debakel mit Alexej Romanoff! Jetzt müssten die Polster wieder gereinigt werden, und ich würde jemanden auftreiben müssen, der den Tisch reparieren konnte.
Ich rief mir in Erinnerung, dass ich größere Probleme hatte als ein paar Flecken und Kratzer.
Bill hatte recht gehabt. Mustapha hatte recht gehabt. Dies war kein Ort für mich. Trotz Pams Worten konnte ich mir nicht vorstellen, dass irgendeiner dieser Vampire mich vermisst hätte. Sie waren alle viel zu beschäftigt.
Doch dann wandte der Mann, der der Tänzerin zuschaute, den Kopf und sah mich an. Und da erkannte ich, dass es der vollständig bekleidete (vielen Dank, lieber Gott!) Felipe de Castro war. Er lächelte mich an, und seine Fangzähne glitzerten im Licht der Deckenleuchte. Ja, er hatte den Tanz eindeutig genossen.
»Miss Stackhouse«, sagte er träge. »Ich hatte bereits gefürchtet, Sie würden heute Abend nicht kommen. Es ist schon viel zu lange her, dass ich das Vergnügen hatte, Sie zu sehen.« Da Felipe einen starken Akzent hatte, klang mein Name aus seinem Mund eher wie »Miiis Stekhass«. Bei unserer ersten Begegnung hatte der König ein waschechtes Vampircape getragen. Für den heutigen Abend hatte er sich konservativ gekleidet und trug zu einer schwarzen Hose ein graues Hemd mit einer silberfarbenen Weste darüber.
»Es ist schon eine Weile her, Euer Majestät«, erwiderte ich, was auch das Einzige war, was mir einfiel. »Es tut mir leid, dass ich etwas zu spät dran bin, um Sie willkommen zu heißen. Wo ist Eric?«
»In einem der Schlafzimmer«, sagte Felipe, immer noch lächelnd. Sein Oberlippenbart und sein Kinnstreifen waren äußerst schwarz und äußerst gepflegt. Der König von Nevada, Arkansas und Louisiana war zwar kein großer Mann, sah aber auffallend gut aus. Er besaß eine Vitalität, die enorm attraktiv wirkte – wenn auch nicht auf mich, schon gar nicht heute Abend. Und außerdem war Felipe ein echter Stratege, hatte ich gehört, und er war sicher ein geschickter Geschäftsmann. Es kursierten nicht einmal Gerüchte darüber, wie viel Geld er in seinem langen Leben angehäuft hatte.
Ich erwiderte sein Lächeln etwas eisig. Ich war gewaltig verärgert. Die Besucher aus Nevada waren keinen Deut besser als, sagen wir mal, Feuerwehrleute aus einer Kleinstadt auf einem Kongress in New Orleans. Dass diese Besucher aus Las Vegas kamen und es dennoch nötig hatten, sich in Shreveport derart danebenzubenehmen … tja, das sprach nicht gerade für sie.
»In einem der Schlafzimmer« klang nicht gut, aber genau das hatte Felipe ja beabsichtigt. »Ich werde ihm mal sagen, dass ich da bin«, erwiderte ich und wandte mich an Pam. »Gehen wir, meine Liebe.«
Pam nahm mich bei der Hand, und es sagt einiges über diesen Abend aus, dass ich das richtiggehend angenehm fand. Ihr Gesicht war immer noch absolut wächsern.
Als wir durch den Raum gingen (der muskulöse Mann hatte zwar nicht wirklich Sex mit seiner Partnerin, aber es würde
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