Cocktail fuer einen Vampir
nicht mehr lang dauern), zischte Pam: »Hast du das gesehen? Das Blut kriegen wir nie wieder raus aus dem Polster.«
»Es wird nicht schwerer sauber zu machen sein als nach der Nacht, in der Alexej hier durchgedreht ist«, versuchte ich die Relationen geradezurücken. »Oder als im Club nach dem … was wir getan haben.« Ich hatte nicht laut »nach dem Mord an Victor« sagen wollen.
»Aber das hat Spaß gemacht.« Pam schmollte beinahe.
»Und das hier macht dir keinen Spaß?«
»Nein, ich vergnüge mich lieber individueller und privater.«
»Oh, ich auch «, sagte ich. »Warum ist Eric hier hinten anstatt vorne im Wohnzimmer?«
»Ich weiß nicht. Ich bin gerade erst vom Schnapskaufen zurückgekommen«, erwiderte sie kurz angebunden. »Mustapha bestand darauf, dass wir noch mehr Rum brauchen.«
Sie tat das, was Mustapha ihr auftrug? Doch ich hielt meinen Mund. Das ging mich nichts an.
Zu dem Zeitpunkt hatten wir die Tür zu dem Schlafzimmer erreicht, das ich in Erics Haus benutzte, da ich nicht den ganzen Tag lang mit ihm in seinem lichtdichtenSchlafzimmer eingeschlossen sein wollte. Pam, die mir einen Schritt voraus war, stieß die Tür auf und erstarrte. Eric war dort, und er saß auf dem Bett, doch er trank Blut von jemandem – von einer dunkelhaarigen Frau. Sie lag über seinen Schoß hingebreitet da, das bunte Sommerkleid um den Körper herumgewunden und mit einer Hand seine Schulter massierend, während er an ihrem Hals saugte. Und mit der anderen Hand … befriedigte sie sich selbst.
»Du Arschloch! «, rief ich und drehte mich auf dem Absatz um. Bloß raus hier, das war mein alles andere auslöschender Wunsch. Eric hob seinen Kopf, den Mund blutverschmiert, und unsere Blicke trafen sich. Er war … betrunken.
»Du darfst nicht gehen«, sagte Pam und packte mich sofort am Arm. Den hätte sie mir bestimmt eher gebrochen als ihn wieder loszulassen. »Wenn du jetzt wegrennst, wirken wir schwach, und Felipe wird reagieren. Dann werden wir alle leiden. Irgendetwas stimmt nicht mit Eric.«
»Das ist mir verdammt noch mal scheißegal«, versicherte ich ihr. Mein Kopf fühlte sich seltsam leicht an, und mir kam alles so weit weg vor, doch das war nur der Schock. Fragen schossen mir durch den Kopf. Würde ich jetzt gleich ohnmächtig werden? Oder mich übergeben? Oder würde ich mich auf Eric stürzen und ihn erwürgen?
»Du musst gehen«, sagte Eric zu der Frau. Er lallte beim Sprechen. Was zum Teufel war hier los?
»Aber das Beste haben wir doch noch vor uns«, sagte sie mit einer Stimme, die sie wohl für verführerisch hielt. »Schick mich nicht weg, Baby, nicht vor dem großen Bäng. Wenn du willst, dass sie mitmacht, hab ich nichts dagegen, Süßer.« Es kostete sie all ihre Kraft, die Worte herauszubringen.Sie war weiß wie ein Laken. Kein Wunder nach dem Blutverlust.
»Du musst gehen«, wiederholte Eric etwas deutlicher. In seiner Stimme lag der Tonfall, mit dem Vampire Menschen gewöhnlich manipulierten.
Auch wenn ich die brünette Frau nicht ansah, wusste ich genau, dass sie langsam vom Bett stieg, und von Eric. Und ich wusste auch, dass sie taumelte und beinah noch hinfiel. Jetzt kann ich mein Auto behalten, dachte sie.
Das verblüffte mich dermaßen, dass ich mich doch nach ihr umdrehte. Sie war jünger als ich und gertenschlank. Das machte Erics Tat irgendwie noch schlimmer. Nach einem kurzen Augenblick konnte ich, trotz all meiner Aufregung, erkennen, dass sie ziemlich krude Gedanken hatte. Das Zeug, das ihr durch den Kopf schwirrte, war nicht nur furchtbar, sondern auch verstörend. Selbsthass färbte ihre Gedanken ganz grau, so als würde sie von innen heraus verrotten. Das Äußere sah noch hübsch aus, aber das würde nicht mehr lange so bleiben.
Und außerdem hatte sie Gestaltwandlerblut, auch wenn ich nicht erkennen konnte, von welcher Art … vielleicht Werwolf. Ihr Vater oder ihre Mutter war vollblütig. Das erklärte einiges, vor allem Erics Zustand. Das Blut von Gestaltwandlern haute bei Vampiren rein wie Alkohol, und sie hatte es irgendwie noch angereichert, um sich noch verlockender zu machen.
Pam sagte: »Ich weiß zwar nicht, wer Sie sind oder wie Sie hier hereingekommen sind, Miss, aber Sie müssen jetzt gehen.«
Die Frau lachte, was weder Pam noch ich erwartet hatten. Pam zuckte zusammen, und ich spürte, wie in meinem Kopf eine Sonneneruption losbrach. Jetzt hatte sichzu meiner Wut noch Abscheu gesellt. Sie lachte! Mein Blick traf den der Frau. Das süffisante Grinsen
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