Cocktail fuer einen Vampir
Bruno getötet, während ich mich um Corinna kümmerte.«
»Wie haben Sie das gemacht, Miss Stackhouse?«, fragte Felipe. Sogar Horst wirkte interessiert und beeindruckt, was nicht wirklich gut war.
»Es war so eine Art Versehen.«
»Sie sind zu bescheiden«, murmelte der König skeptisch.
»Doch, ehrlich.« Ich erinnerte mich an den strömenden Regen und an die Kälte und an die beiden Autos, die in jener schrecklich finsteren Nacht hintereinander auf dem Standstreifen der Autobahn parkten. »Es hat wie aus Eimern geschüttet in jener Nacht«, sagte ich leise. Ich war die Böschung hinab in einen Entwässerungsgraben mit eiskaltem Wasser gepurzelt und hatte verzweifelt an meinem Rockbund herumgefummelt, bis ich den silbernen Dolch endlich zu fassen bekam und ihn Bruno zwischen die Rippen stoßen konnte.
»War das die gleiche Art Versehen, die Ihnen auch half, Lorena zu töten? Oder Sigebert? Oder die Gestaltwandlerin?«
Wow, woher wusste er von Debbie? Oder vielleicht meinte er Sandra? Und seine Liste war noch nicht mal vollständig.
»Obwohl ich mich über den Fall Sigebert kaum beschweren darf, denn sonst hätte er mich jeden Augenblick getötet«, bemerkte Felipe in einer Anwandlung absoluter Fairness.
Endlich! »Ich habe mich schon gefragt, ob Sie sich daran noch erinnern«, murmelte ich. Und es klang vielleicht ein klitzekleines bisschen sarkastisch.
»Sie haben mir wahrlich einen großen Dienst erwiesen«, sagte Felipe. »Ich versuche nur zu beurteilen, ob Sie mir jetzt nicht ein Stachel im Fleisch sind.«
»Oh, also wirklich!« Jetzt war ich richtig angefressen. »Ich habe nichts getan, das Sie nicht hätten verhindern können, noch ehe es stattgefunden hat.«
Pam und Horst blinzelten verwirrt, doch ich sah, dass Felipe mich verstand. »Sie wollen damit andeuten, dass Sie von Bruno und Corinna nie bedroht worden wären, wenn ich … vorausschauender gehandelt hätte? Dass Victor dann unten in New Orleans geblieben wäre, wo der Regent sich eigentlich aufhalten sollte, und dass Eric so den Bezirk Fünf hätte leiten können, wie er ihn immer geleitet hat?«
Da hatten wir ’s kurz und bündig zusammengefasst, wie meine Großmutter gesagt hätte. Aber ich hielt (wenigstens diesmal) den Mund.
Eric saß starr wie eine Statue neben mir.
Keine Ahnung, was als Nächstes passiert wäre, wennnicht plötzlich Bill aus der Küche aufgetaucht wäre. Er wirkte so unaufgeregt, wie Bill immer wirkte.
»Auf dem Rasen vor dem Haus liegt eine tote junge Frau«, sagte er, »und die Polizei ist da.«
Eine Vielzahl von Reaktionen huschte innerhalb weniger Sekunden über Felipes Gesicht.
»Dann wird Eric als Besitzer dieses Hauses hinausgehen und mit den guten Polizisten sprechen müssen«, sagte er. »Während wir hier drinnen alles in Ordnung bringen. Eric, bitten Sie die Leute doch unbedingt herein.«
Eric war bereits auf den Beinen. Er rief nach Mustapha, der aber nicht kam, und tauschte einen besorgten Blick mit Pam. Ohne mich anzusehen, streckte Eric eine Hand nach hinten aus, und ich stand auf und ergriff sie. Zeit, die Reihen zu schließen.
»Wer ist die tote Frau?«, fragte er Bill.
»Eine schlanke Brünette«, sagte er. »Eine Menschenfrau.«
»Mit Bisswunden am Hals? Buntes Kleid, vor allem grün und rosa?«, fragte ich, und mein Herz begann zu sinken.
»So dicht bin ich nicht herangekommen«, erwiderte Bill.
»Woher weiß die Polizei von der Leiche?«, fragte Pam. »Wer hat sie angerufen?« Wir gingen auf die Haustür zu. Jetzt konnte auch ich die Geräusche draußen hören. Wir hatten die Blaulichter wegen der zugezogenen Vorhänge nicht bemerkt. Durch den Spalt in dem schweren Stoff konnte ich sie jetzt sehen.
»Ich habe weder einen Schrei noch irgendeinen anderen Hilferuf gehört«, sagte Bill. »Deshalb weiß ich auch nicht, warum einer der Nachbarn sie angerufen hat … aber irgendwer hat es getan.«
»Und du hast die Polizei nicht aus irgendeinem Grund selbst herbeigerufen?«, fragte Eric, und plötzlich schwelte Gefahr im Raum.
Bill wirkte überrascht – soll heißen, seine Augenbrauen zuckten, und er runzelte die Stirn. »Ich wüsste nicht, aus welchem Grund ich so etwas tun sollte. Im Gegenteil – da ich draußen war und Wache hielt, werde ich wahrscheinlich einer der Verdächtigen sein.«
»Wo ist Mustapha?«, fragte Eric.
»Ich weiß nicht«, erwiderte Bill. »Er hat seine Patrouillenrunde, wie er es ausdrückte, schon früher am Abend gemacht. Seit Sookie hier ist, habe ich ihn
Weitere Kostenlose Bücher