Cocktail fuer einen Vampir
Sie streiten die Verantwortung auch nicht ab.«
»Wenn ich ihn tatsächlich getötet haben sollte, Euer Majestät«, sagte Eric, als ginge es darum, dass er eine Mücke zerquetscht hatte, »so würde es nicht die Spur eines Beweises gegen mich geben. Es tut mir leid, dass auch einige Leute aus Victors Gefolge zu demselben Zeitpunkt verschwanden wie der Regent.«
Nicht, dass Eric Victor und seinen Kohorten irgendeine Chance zur Kapitulation gegeben hätte. Nur einem Einzigen war angeboten worden, dem Tod zu entgehen, Victors neuem Bodyguard Akiro, und der hatte das Angebot abgelehnt. Der Kampf im Fangtasia war eine erbarmungslos Mann gegen Mann geführte Schlacht gewesen, in der das Blut in Strömen floss, jede Menge abgetrennte Gliedmaßen herumflogen und der Tod allgegenwärtig war. Ich versuchte, es mir nicht zu lebhaft in Erinnerung zu rufen. Stattdessen lächelte ich und wartete darauf, wie Felipe reagieren würde.
»Warum haben Sie das getan? Haben Sie nicht einen Eid auf mich geschworen?« Zum ersten Mal wirkte Felipe nicht mehr ganz so jovial. Ja, er schien regelrecht erbost zu sein. »Ich habe Victor hier in Louisiana als meinen Regenten eingesetzt. Ich habe ihn eingesetzt … und ich bin Ihr König.« Der Ton eskalierte immer weiter, und ich bemerkte, dass Horst bereit war, jeden Moment loszuschlagen. Genau wie Pam.
Ein langes Schweigen trat ein. Ein Schweigen, das ich als so was wie die Definition des Wortes »Anspannung« empfand.
»Euer Majestät, wenn ich diese Tat begangen hätte, gäbe es dafür verschiedene Gründe«, sagte Eric schließlich,und ich begann wieder zu atmen. »Ich habe einen Eid auf Sie geschworen, und ich bin Ihnen treu ergeben. Aber ich kann nicht einfach ruhig danebenstehen, wenn jemand versucht, ohne ersichtlichen Grund meine Leute zu töten – und ohne ein vorheriges Gespräch mit mir. Victor hat zwei seiner besten Vampire hierhergeschickt, um Pam und meine Ehefrau ermorden zu lassen.« Eric legte mir eine kalte Hand auf die Schulter, und ich tat mein Bestes, um erschüttert zu wirken. (Was mir nicht allzu schwerfiel.)
»Nur weil Pam eine großartige Kämpferin ist und auch meine Ehefrau sich zu wehren weiß, konnten sie beide entkommen«, erzählte Eric ernst.
Er ließ uns allen einen Augenblick Zeit, um das sinken zu lassen. Horst blickte skeptisch drein, Felipe hatte nur seine dunklen Augenbrauen gehoben. Mit einem Nicken bat Felipe Eric, fortzufahren.
»Ich gebe nicht zu, schuld an seinem Tod zu sein, doch Victor hat auch mich attackiert – und damit auch Sie, mein König –, und zwar finanziell. Victor hat neue Bars eröffnet auf meinem Territorium – doch das Management, die Jobs und die Einnahmen aus diesen Clubs hat er ganz allein in der Hand behalten, was allen Gepflogenheiten widerspricht. Ich habe nicht daran geglaubt, dass er Ihnen Ihren Anteil am Gewinn zukommen lässt. Und ich war auch überzeugt, dass er versucht hat, meine Geschäfte zu sabotieren, mich von einem Ihrer Männer mit den höchsten Einnahmen zu einer nutzlosen Hofschranze zu machen. Und von vielen Sheriffs anderer Bezirke – darunter einige aus Nevada, die von Ihnen hier eingesetzt wurden – habe ich das Gerücht gehört, dass Victor über dieser Vendetta gegen mich und meine Leute all seine anderen Geschäfte in Louisiana vernachlässigt hat.«
Ich konnte Felipes Miene nichts entnehmen. »Warum sind Sie mit Ihren Beschwerden nicht zu mir gekommen?«, fragte der König.
»Das habe ich versucht«, erwiderte Eric ruhig. »Ich habe zweimal in Ihrem Büro angerufen und Horst gebeten, Ihnen diese Probleme zur Kenntnis zu bringen.«
Horst setzte sich etwas aufrechter hin. »Das stimmt, Felipe. Als ich – «
»Und warum haben Sie mir von Erics Bedenken nicht berichtet?«, unterbrach Felipe Horst und nahm ihn ins Visier.
Ich erwartete, dass Horst sich winden würde. Doch Horst wirkte verblüfft.
Vielleicht werde ich langsam einfach zynisch, weil ich so viel mit Vampiren zu tun habe, aber ich war mir fast sicher, dass Horst ihm von Erics Bedenken berichtet hatte, Felipe jedoch der Meinung gewesen war, seine Probleme mit Victor müsse Eric auf seine eigene Weise lösen. Und jetzt wälzte Felipe skrupellos die ganze Schuld auf Horst ab, um so alles abstreiten zu können.
»Euer Majestät«, sagte ich, »Victors Verschwinden tut uns schrecklich leid, aber vielleicht haben Sie nicht bedacht, dass Victor auch für Sie eine enorme Bürde war.« Ich sah ihn an. Traurig. Bedauernd.
Einen Moment
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