Cocktail fuer einen Vampir
mir immer vor, dass es irgendwelche Gesetze gibt, die ich nicht kenne, und dass ich sie gebrochen habe. Ja, okay, ein paar mir wohlbekannte, sehr wichtige Gesetze habe ich schon gebrochen, und das verfolgt mich auch richtig, manches mehr, manches weniger.
Nach den Einzelgesprächen, die verschiedene Polizisten führten, wurden wir wieder zu unseren kleinen Gruppen zurückgebracht und etwas abseits von den anderen in dem Großraumbüro platziert. Die Vampire aus Nevada, die einige Meter entfernt von uns saßen, hatten gerade ihre Gespräche mit einem der Detectives beendet, während Cherie noch in einem durch Glaswände abgetrennten Büro mit einem anderen Polizisten redete. T-Rex und Viveca warteten auf einer an der Wand stehenden Bank auf sie.
Ich hätte dieses Gebäude am liebsten sofort verlassen. So spät am Abend würde auf dem Texas Boulevard wohl selbst an einem Samstag kaum noch Verkehr herrschen. Hätte ich mein Auto dagehabt, wäre ich in einer Stunde zu Hause gewesen, vielleicht weniger. Leider hatte die Polizeivorgeschlagen, dass wir alle uns in Felipes Chevrolet Suburban quetschen sollten, um zum Polizeipräsidium zu fahren. Da mein eigenes Auto am Straßenrand parkte, war es zurzeit Teil des Tatorts.
Detective Ambroselli ging den Abend noch einmal mit uns durch, einfach um etwas zu tun zu haben, während sie auf die Ergebnisse der Spurensicherung wartete.
»Ja«, sagte ein offensichtlich gelangweilter Eric gerade. »Mein Freund Bill Compton kam aus Bon Temps zu mir. Die anderen Vampire, die für mich arbeiten, hatten alle im Club zu tun, deshalb bat ich Bill, bei mir zu Hause auszuhelfen, da ich Gäste erwartete; obwohl ich zugeben muss, dass ich nicht ganz so viele erwartet hatte. Bill war … beauftragt … das Grundstück vor dem Haus zu kontrollieren. Ich wohne zwar in einer bewachten Wohnanlage, aber gelegentlich versuchen trotzdem Neugierige, meine Bekanntschaft zu machen, vor allem während einer Party. Also hat Bill im Vorgarten und drum herum seine Runden gedreht, alle paar Minuten. Richtig, Bill?«
Bill nickte zustimmend. Eric und er waren ja so dicke Freunde. »Genau das habe ich getan«, bestätigte er. »Ich sah einen alten Mann seine Auffahrt hinunterkommen und die Zeitung hereinholen und eine Frau auf dem Gehweg, die mit ihrem Hund spazieren ging. Und ich sprach kurz mit Sookie, als sie ankam.«
Jetzt war ich mit Nicken und Lächeln dran. Wir alle waren ja so gute Freunde! Hätte ich Bills Rat doch bloß befolgt, dachte ich, dann hätte ich Eric nie am Hals dieser Kym Rowe saugen oder ihre Leiche daliegen sehen, sondern läge jetzt tief schlafend im Bett. Nachdenklich sah ich Bill an. Mit einer gehobenen Augenbraue erwiderte er meinen Blick – Was? Ich schüttelte den Kopf, kaum wahrnehmbar.
»Und Sie hatten den Mann, der verschwunden ist, diesen Mustapha, gebeten, Mr Compton zu helfen, Eindringlinge fernzuhalten. Obwohl er als Ihr Mann für tagsüber bei Ihnen angestellt ist.« Detective Ambroselli sprach mit Eric.
»Ich glaube, das haben wir bereits besprochen.«
»Was glauben Sie, wo Mr Khan ist?«
»Ich habe ihn zuletzt in der Küche gesehen«, sagte ich, weil ich annahm, dass ich jetzt wieder an der Reihe war. »Wie ich Ihnen schon sagte, wir haben uns unterhalten, als ich ins Haus kam.«
»Was hat er gemacht?«
»Nichts Besonderes. Wir haben nicht lange miteinander geredet. Ich wollte …« Ich wollte so schnell wie möglich zu Eric, doch der hat sich mit der Toten vergnügt. »Ich wollte mich gleich bei unseren Gästen für meine Verspätung entschuldigen«, fuhr ich fort. Mustapha hatte dafür gesorgt, dass ich zu spät kam – aber welche Absicht dahintersteckte, wusste ich nicht.
»Und Sie trafen in Ihrem Schlafzimmer, oder zumindest in dem Schlafzimmer, das Sie dort gewöhnlich benutzen, auf Mr Northman, der von einer anderen Frau Blut trank.«
Dazu musste ich wirklich nichts mehr sagen.
»Sind Sie da nicht richtig wütend geworden, Ms Stackhouse?«
»Nein«, entgegnete ich. »Ich leide unter Blutarmut, wenn er zu häufig von mir trinkt.« Der Teil wenigstens stimmte.
»Sie ärgern sich also überhaupt nicht darüber, obwohl er sich genauso gut von Blut aus der Flasche ernähren könnte?«
Sie würde einfach nicht aufhören. Genau das erwartete man von einem guten Polizisten, zumindest, wenn man nicht gerade selbst etwas zu verheimlichen hatte.
»Ich bin nicht allzu glücklich darüber«, gab ich zu. »Aber ich akzeptiere es, so wie den Tod oder die Steuern.
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