Cocktail fuer einen Vampir
einen starren Vampirzustand und verharren derart reglos, dass man schwören könnte, sie wären Statuen. Keine Ahnung, woran sie denken, wenn sie das machen, aber vielleicht denken sie auch gar nicht, sondern knipsen sich einfach irgendwie aus. Einem Menschen ist das schier nicht möglich. Tiefe Meditation käme diesem Zustand wohl noch am nächsten, aber ich bin nicht geübt in Meditation, ob tief oder oberflächlich.
Nach einer Weile, in der rein gar nichts geschah, kam Detective Coughlin mit der Nachricht, dass wir nun gehen könnten. Weitere Erklärungen gab er nicht ab. Eric fragte auch nicht danach. Ich war kurz davor gewesen, einen der Polizisten zu bitten, ob ich mich unter seinen Schreibtisch legen dürfe. Vor lauter Müdigkeit konnte ich noch nichtmal mehr die Kraft aufbringen, mich darüber aufzuregen, wie man uns behandelt hatte.
Pam holte ihr Handy heraus und rief im Fangtasia an, damit uns jemand abholte. Die Morgendämmerung würde bald hereinbrechen. Felipe und seine Leute ließen sich sofort in ihre lichtabgeschotteten Vampirzimmer im Trifecta fahren, doch die Vampire aus Shreveport wollten kein Menschentaxi bestellen.
Während wir draußen darauf warteten, abgeholt zu werden, wandten die drei Vampire sich an mich. »Was hat der Mann am Telefon zu Detective Ambroselli gesagt?«, fragte Pam. »Was haben sie gefunden.?«
»Eine kleine Glasphiole – so ein Ding, in das Floristen einzelne Blumen reinstecken.«
Die Vampire sahen mich verständnislos an. Mit den Fingern deutete ich die Größe an. »Gerade groß genug, dass ein einzelner Blumenstängel im Wasser steht«, erklärte ich. »Die Phiole hatte wahrscheinlich auch einen Verschluss, aber den haben sie nicht gefunden. Sie lag auf dem Boden unter der Toten. Die Polizei nimmt an, dass die Phiole in ihrem BH gesteckt hat. Es sind Blutspuren dran.«
Darüber dachten sie alle einen Augenblick lang nach. »Ich würde einen Dämonenschwanz darauf verwetten, dass es Elfenblut ist«, sagte Pam. »Sie verschaffte sich irgendwie Zutritt zum Haus, und als sie in Erics Nähe war, entkorkte sie diese kleine Phiole und machte sich damit unwiderstehlich.«
»Er hätte trotzdem widerstehen können«, murmelte ich vor mich hin, doch sie ignorierten mich alle. »Und wenn es so war, wo ist dann der Verschluss?«
Wir waren alle zu müde, um die interessante Entwicklungnoch weiter zu besprechen – ich zumindest war es, und die drei anderen schwiegen.
Binnen fünf Minuten tauchte Palomino in einem knallroten Ford Mustang auf. Sie hatte die Arbeitskluft an, die die Kellnerinnen im Trifecta trugen und an der nicht viel dran war. Doch ich war zu müde, um sie noch zu fragen, wann sie denn angefangen hatte, in dem Kasino zu arbeiten. Mit Bill zusammen kletterte ich hinten hinein, während Eric sich mit Pam auf dem Schoß auf den Beifahrersitz setzte. Wir redeten nicht einmal über die Sitzverteilung.
Eric brach schließlich das Schweigen und fragte Palomino, ob irgendjemand etwas von Mustapha gehört habe.
Die junge Vampirin blickte ihn an. Ihr Haar war weißblond und ihre Haut goldbraun. Diese ungewöhnliche Kombination erinnerte so sehr an Palomino-Pferde, dass sie daher wohl ihren Spitznamen hatte, und das war auch der einzige Name, unter dem ich sie kannte. Keine Ahnung, was auf ihrer Geburtsurkunde stehen mochte.
»Nein, Meister. Keiner hat etwas gehört oder gesehen von Mustapha.«
Bill ergriff schweigend meine Hand. Und ich ließ ihn schweigend gewähren. In der Hitze fühlte seine Hand sich wunderbar kühl an.
»Alles in Ordnung im Club?«, fragte Eric. »Wenigstens, soweit du weißt.«
»Ja, Meister. Ich habe gehört, es gab einen Streit, aber Thalia konnte ihn schlichten.«
»Sie hat ihn geschlichtet? Und zu welchen Kosten?«
»Ein gebrochener Arm, ein gebrochenes Bein.«
Thalia war uralt, unglaublich stark und berüchtigt für ihre Ungeduld.
»Möbel sind nicht zu Bruch gegangen?«
»Diesmal nicht.«
»Haben Indira und Maxwell Lee die Dinge im Griff gehabt?«
»Laut Maxwell Lee schon«, erwiderte Palomino vorsichtig.
Eric lachte; nicht laut, es war eher nur so ein Glucksen. »Das ist ja ein ziemlich vernichtendes Urteil.«
Indira und Maxwell Lee, die in Erics Sheriffbezirk, dem Bezirk Fünf, wohnten und arbeiteten, waren verpflichtet, jeden Monat so viele Stunden im Fangtasia zu arbeiten, dass der Nachtclub sich rühmen konnte, jeden Abend echte Vampire im Haus zu haben. Das war die große Touristenattraktion. Dieser Anwesenheitspflicht
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