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Cocktail fuer einen Vampir

Cocktail fuer einen Vampir

Titel: Cocktail fuer einen Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Geburten? Gab es Reiche und Arme?
    Doch als ich den Kummer im Gesicht meines Großonkels sah, behielt ich meine Neugier für mich. Er schüttelte sich und warf mir einen niedergeschlagenen Blick zu. Dann wandte er sich zur Treppe und ging hinauf, vielleicht um etwas Trost in einer Jagdzeitschrift zu finden.
    Dieser Abend war denkwürdig nur für all das, was nicht geschah. Eric rief mich nicht an. Ich verstand, dass sein Besuch von außerhalb den Großteil seiner Zeit in Anspruch nahm, aber ich fühlte mich fast so beiseitegeschoben und missachtet wie Dermot. Meiner Ansicht nach sprachen die Vampire von Shreveport nicht mit mir, denn sie kamen mich weder besuchen noch zogen sie mich zurate. Sogar Bill glänzte mit auffälliger Abwesenheit. Mustapha war vermutlich immer noch auf der Suche nach Warren. Und Cara Ambroselli war vermutlich immer noch auf der Suche nach dem Mörder von Kym Rowe.
    Normalerweise war ich ein ziemlich fröhlicher Mensch. Doch ich wusste nicht, wann diese komplizierte Situation je enden würde, und allmählich begann ich zu fürchten, dass es immer so weitergehen könnte.
    Am nächsten Morgen gab ich mir redlich Mühe, begeistert aus dem Bett zu springen. Ich war ausgeruht, und ich musste zur Arbeit gehen, ganz egal, was in der übernatürlichen Welt der Supras vor sich ging.
    Nicht ein Geschöpf regte sich, nicht einmal ein Elf. Ich aß etwas Joghurt mit Müsli und Erdbeeren, trank Kaffee und legte eine Extraschicht Make-up auf, weil ich insgesamt immer noch ziemlich niedergeschlagen war. Und ich nahm mir die paar Minuten Zeit, um meine Fingernägel zu lackieren. Etwas Farbe sollte eine Frau stets in ihrem Leben haben.
    In der Post herrschte geschäftiges Treiben, als ich den Briefkasten des Merlotte’s aufschloss, den Sam sowohl für geschäftliche wie private Zwecke nutzte. Sam hatte drei Briefe von den Mietern seiner Doppelhaushälften bekommen. Nachdem ich all die Werbeprospekte durchforstet hatte, die immer in das Postfach gestopft wurden, sah ich, dass das einzig wirklich Besorgniserregende die Stromrechnung war. Im Sommer schoss sie immer in die Höhe, weil wir die Bar natürlich kühl halten mussten. Ich hatte fast Angst, sie zu öffnen. Aber ich biss in den sauren Apfel und riss den Umschlag auf. Die Gesamtsumme war furchtbar hoch, doch nicht höher, als ich erwartet hatte.
    Während ich noch die unerwünschten Wurfsendungen in den Müll aussortierte, stieß Terry Bellefleur die Glastür des Postamts auf. Er sah gut aus: lebhafter und nicht mehr so dünn, vielleicht. Und er hatte eine Frau bei sich. Als Terry bei mir stehen blieb, lächelte sie. Okay, siehätte vielleicht mal zum Zahnarzt gemusst, aber es war ein gutes Lächeln.
    »Sook, das hier ist Jimmie Kearney aus Clarice«, stellte Terry vor. »Sie zieht auch Catahoulas auf.« Terry liebte diese Hunde, und sein Pech mit ihnen schien überwunden zu sein. Seine letzte Hündin, Annie, hatte schon zum zweiten Mal Welpen geworfen. Und diesmal waren sie reinrassig. Ich hatte Terry von Jimmie reden hören, als er einen Rüden für Annie suchte, hatte aber angenommen, dass Jimmie ein Mann wäre. Was sie ganz und gar nicht war.
    »Freut mich, Sie kennenzulernen«, sagte ich. Jimmie war jünger als Terry. Ich schätzte sie so um die vierzig. Einige graue Strähnen durchzogen ihre langen braunen Haare, die ihr fast bis zur Taille reichten. Sie trug braune Baggyshorts, eine hübsche weiße Bauernbluse mit Rüschen und geflochtene mexikanische Sandalen.
    »Ich habe schon viel von Ihnen gehört«, sagte Jimmie schüchtern. »Sie sollten mal bei Terry vorbeikommen und sich die Welpen anschauen. Mein Tombo ist der Vater. Sie sind einfach süß. Und wir haben sie alle schon verkauft! Aber natürlich erst, nachdem wir uns angesehen hatten, in was für ein Zuhause sie da kommen.«
    »Gut gemacht«, sagte ich. In Jimmies Gedanken las ich, dass sie oft bei Terry zu Hause war. Sehr oft. So auf den ersten Blick schien Jimmie eine richtig nette Frau zu sein. Terry hatte auch jemanden verdient, der richtig nett war, und er brauchte jemanden, der richtig, richtig stabil war. Hoffentlich war sie beides. »Mal sehen, vielleicht finde ich ja noch eine Gelegenheit, die Welpen zu sehen, bevor sie an ihre neuen Besitzer gehen. Ich freu mich wirklich, dass ich Sie kennengelernt habe, Jimmie. Terry, wir sehen uns später noch.«
    Ehe ich ins Merlotte’s fuhr, musste ich aber erst noch Tara besuchen. Sie hatte keinen meiner Anrufe erwidert. Ob sie heute

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