Cocktail fuer einen Vampir
Sicherheit eine Duftnote, die ich nie mit Tara in Verbindung gebracht hätte.
Fruchtwasser, vermutlich.
Ich dachte schon, alle Fingerknöchel meiner Hand würden brechen, da hörte Tara auf zu keuchen. Wir ruhten uns einen Moment aus, Tara und ich, doch ihr Blick blieb auf ein weit entferntes Ufer gerichtet. Kurz darauf sagte sie »Okay«, so als wüsste ich, was das bedeutete. Ich begriff es, als das Klammern und Keuchen wieder einsetzte. Diesmal wurde Tara kalkweiß im Gesicht. Ich war unglaublich erleichtert, als ich den Krankenwagen endlich kommen hörte, während Tara das gar nicht mehr wahrzunehmen schien.
Die beiden Sanitäterinnen kannte ich, auch wenn ich mich nicht an ihre Namen erinnern konnte. Sie hatten zusammen mit Jason die Highschool abgeschlossen, oder vielleicht ein Jahr früher. Was mich anging, trugen sie in diesem Moment alle beide einen Heiligenschein.
»Hey, Lady«, sagte die größere Frau zu Tara. »Sind Sie so weit, mit uns mitzufahren?«
Tara nickte, ohne den unsichtbaren Punkt, den sie fixierte, aus dem Blick zu lassen.
»In welchem Abstand kommen die Wehen denn, Schätzchen?«, fragte die andere, eine kleine Mollige mit Nickelbrille auf der Nase. Diese Frage hatte sie mir gestellt, doch ich sah sie bloß an.
»Alle drei oder vier Minuten«, sagte Tara monoton, so als fürchtete sie, sie könnte platzen, wenn sie mehr Gefühl in ihre Worte legte.
»Na, dann beeilen wir uns besser mal«, sagte die größere Frau gelassen. Während sie Taras Blutdruck maß, schaffte Nickelbrille die Trage herbei, und dann hievten sie Tara gemeinsam vom Stuhl (der pitschnass war) und bugsierten sie sehr rasch, aber ohne jede Hektik auf die Trage und in den Krankenwagen hinein.
Und plötzlich stand ich ganz allein mitten im Laden und starrte den nassen Stuhl an. Schließlich schrieb ich einen Zettel für McKenna: »Sie müssen den Stuhl sauber machen«, und klebte ihn an die Hintertür, durch die McKenna kommen würde. Dann schloss ich ab und fuhr weg.
Dies war einer der Tage, an denen es mir leidtat, dass ich einen Job hatte. Ich hätte nach Clarice fahren und auf die Geburt der Babys warten können, im Warteraum, zusammen mit den anderen Leuten, die Tara etwas bedeuteten.
Mit einem fast schon übertriebenen Glücksgefühl betrat ich das Merlotte’s. Mir blieb gerade noch Zeit genug, die Post auf Sams Schreibtisch zu legen, da kam auch schon Kennedy zur Tür der Angestellten herein, mit India dicht auf den Fersen. Sie wirkten beide ziemlich trübselig, doch davon wollte ich nichts wissen. »Ladys«, sagte ich. »Wir machen uns heute einen schönen Tag.«
»Würd’ ich ja gern, Sookie, aber mir bricht grad das Herz«, erwiderte Kennedy melodramatisch.
»Ach, Quatsch, Kennedy! Stimmt doch gar nicht. Frag Danny einfach mal, was los ist. Sag ihm, was für ein toller Mann er ist und wie sehr du seinen heißen Body liebst, und dann wird er dir sein großes Geheimnis schon anvertrauen. Du hast überhaupt keinen Grund, unsicher zu sein. Danny findet dich einfach fabelhaft und liebt dich mehr als seinen alten Chrysler LeBaron.«
Kennedy war sprachlos, doch schon einen Augenblick darauf huschte ein kleines Lächeln über ihr Gesicht.
»Und du, India, wirst schon sehr bald eine Frau finden, die deiner wert ist, das weiß ich«, versicherte ich India. Doch die erwiderte bloß: »Sookie, du steckst so voll Unsinn wie eine Kuh voll Milch.«
»Ach, da wir schon von Milch reden«, warf ich ein. »Wirhalten uns jetzt alle mal bei den Händen und sprechen ein Gebet für Tara, denn sie bringt in diesem Augenblick ihre Babys zur Welt.«
Und das taten wir auch.
Erst als ich meine Schicht schon halb hinter mir hatte, fiel mir auf, wie viel mehr Spaß die Arbeit machte, wenn man leichten Herzens war. Wie lange war es her, seit ich zuletzt alle Sorgen losgelassen und mir einfach erlaubt hatte, das Glück einer anderen Person zu genießen?
Viel zu lange jedenfalls.
Heute schien alles leicht. Kennedy schenkte Bier, Tee und Wasser mit Zitrone aus, und alle Essensbestellungen waren pünktlich fertig. Antoine sang in der Küche. Er hatte eine schöne Stimme, sodass wir es alle genossen. Die Gäste gaben großzügige Trinkgelder, und alle hatten ein gutes Wort für mich. Danny Prideaux kam wie immer, um Kennedy sehnsüchtig anzuschmachten, und als sie ihm ein Lächeln schenkte, war sein Gesicht … ein einziges Leuchten, wirklich.
Ich begann gerade zu glauben, dass ich rundum glücklich durch diesen Tag schweben
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