Cocktail fuer einen Vampir
und ging auf die Tür zu, mit mir im Schlepptau. An einem so heißen Tag lungerte niemand auf dem Parkplatz herum.
»Das willst du wahrscheinlich nicht hören, ich weiß. Aber er hat gesagt, dass Jannalynn es auf mich abgesehen hat und dass ihr nicht zu trauen ist«, erzählte ich ihm.
Alcides grüne Augen wurden groß. »Jannalynn? Er sagt, sie ist nicht vertrauenswürdig?«
Ich hob die Schultern und ließ sie wieder fallen.
»Ich weiß nicht, was ich davon halten soll, Sookie. Sie ist zwar schon seit einigen Wochen nicht mehr sie selbst, aber als Vollstreckerin des Rudels hat sie sich mehr als bewährt.« Alcide wirkte verblüfft und verärgert zugleich. »Ich werde mal nachdenken über das, was du mir da erzählt hast. Und in der Zwischenzeit halte ich Augen und Ohren offen. Du hörst von mir, sobald ich etwas erfahren habe.«
»Und er möchte, dass du ihn anrufst«, fügte ich noch hinzu. »Wenn du allein bist. Darauf hat er großen Wert gelegt.«
»Danke, dass du es mir ausgerichtet hast.«
Auch wenn das nicht gleichbedeutend war mit »Ja, ich ruf ihn an«, zwang ich mich, ihn anzulächeln, als wir wieder hineingingen. Roy kam gerade zurück, als Alcide sich wieder an den Tisch setzte. »Also, was soll ich euch beiden denn zu essen bringen?«
Alcide und Roy bestellten einen Korb frittierte Pickles und jeweils zwei Hamburger. Ich gab ihre Bestellungen auf und machte dann die Runde an meinen anderen Tischen. Mein Handy steckte in der Tasche meiner Schürze, und von Zeit zu Zeit warf ich einen Blick darauf. Ich wartete sehnlichst darauf, von Tara zu hören, aber ich wollte JB nicht stören. Bestimmt war er so schon nervös genug, und wahrscheinlich hatte er sein Handy sowieso ausgeschaltet, weil er im Krankenhaus war.
Genau genommen machte ich mir mehr Sorgen um JB als um Tara. In den letzten beiden Wochen war er dauernd ins Merlotte’s gekommen und hatte seine Sorgen vor mir ausgebreitet. Er war nicht überzeugt gewesen, dass er es im Kreißsaal aushalten würde, vor allem dann, wenn bei Tara ein Kaiserschnitt gemacht werden müsste. Und er hatte Angst gehabt, dass er genau dann all die klugen Ratschläge aus seinem Vorbereitungskurs vergessen könnte. Vermutlich war es ganz gut gewesen, dass er seiner Frau eine tapfere Miene präsentiert und seine Sorgen bei einer Freundin abgeladen hatte.
Oder hätte er seine Bedenken vielleicht doch Tara oder ihrem Arzt mitteilen sollen? Vielleicht lag er in diesem Augenblick ohnmächtig auf dem Boden des Kreißsaals … Tara war aus viel härterem Holz geschnitzt.
Alcide und Roy aßen mit dem gesunden Appetit von Männern, die den ganzen Morgen im Freien gearbeitethatten – und die zufällig auch noch Werwölfe waren –, und sie tranken den ganzen Krug Eistee aus. Sie wirkten beide glücklicher, als sie satt waren, und Alcide bemühte sich sehr, meinen Blick aufzufangen. Ich wich ihm aus, so lange ich konnte, aber schließlich hatte er mich erwischt, und ich ging lächelnd zu ihm hin. »Kann ich euch beiden noch etwas bringen? Ein Dessert vielleicht?«, fragte ich.
»Ich bin proppenvoll«, sagte Roy. »Diese Hamburger waren wirklich großartig.«
»Das werde ich Antoine ausrichten«, versicherte ich ihm.
»Ist Sam heute gar nicht hier?«, sagte Alcide.
Ich hätte ihn fast gefragt, ob er Sam hier irgendwo im Raum sah, aber das wäre wohl doch etwas unhöflich gewesen. Doch es war gar keine richtige Frage gewesen. Er versuchte, zu einem anderen Thema überzuleiten.
»Ach nein, Kennedy steht ja hinterm Tresen.«
»Wetten, dass Sam bei Jannalynn ist?«, warf Roy ein und grinste mich bedeutungsvoll an.
Ich zuckte die Achseln und versuchte, höflich unbeteiligt zu wirken.
Alcides Blick war in die Ferne gerichtet, so als würde er über etwas ganz anderes nachdenken. Doch ich wusste, dass er über mich nachdachte. In gewisser Weise war Alcide froh, dass es ihm nie gelungen war, eine richtige Beziehung mit mir einzugehen, denn er hatte begriffen, dass zwischen Jannalynn und mir irgendetwas faul war. Auf die Idee, dass er der Zankapfel sein könnte, kam Alcide allerdings nicht, weil Jannalynn ihm ja erzählt hatte, sie wolle Sam einen Heiratsantrag machen, und ich Erics Freundin war. Wir zwei Frauen hatten ganz eindeutig Probleme miteinander, und er fragte sich vor allem, ob dasAuswirkungen auf das Rudel haben könnte, was zum Allerwichtigsten auf der Welt für Alcide geworden war.
All das ging ihm so klar und deutlich durch den Kopf, dass ich mich schon fragte,
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