Cocktails fuer drei
dass sie sich allein durchkämpfen muss.« Sie sah Maggie mit ihren blauen Augen an, in denen plötzlich Tränen glänzten. »Maggie, ruf mich nächstes Mal an. Egal, ob es mitten in der Nacht ist oder … egal wann, wenn es dir schlecht geht, ruf mich an. Dann komm ich rüber und gehe mit dem Baby spazieren. Oder mit Giles. Je nachdem, wen du gerade loswerden möchtest.« Sie grinste, und Maggie lachte leise. »Bitte«, sagte Roxanne ernst. »Ruf mich an, Maggie. Tu nicht so, als wäre alles in Ordnung, wenn es das nicht ist.«
»Okay«, sagte Maggie und blinzelte ihre Tränen beiseite. »Ich … ich ruf dich an, versprochen. Vielleicht sogar, wenn es mir nicht schlecht geht.« Sie lächelte kurz, dann zögerte sie. »Und wenn du das nächste Mal eine sechsjährige Affäre mit dem Chef hast … erzählst du mir das auch, okay?«
»Abgemacht.« Ungestüm beugte sich Roxanne vor und drückte Maggie fest an sich. »Du fehlst mir«, murmelte sie. »Komm bald wieder nach London.«
»Du fehlst mir auch«, sagte Maggie, und es war, als wollte sich ihr die Kehle zuschnüren. »Mein Gott, ihr fehlt mir alle. Ich komme mir vor, als …«
»Ach, du Scheiße«, sagte Roxanne bei einem Blick über ihre Schulter. »Da kommen sie.«
»Was?« Maggie fuhr herum und sah Justin draußen auf die Glastüren des Gebäudes zusteuern. Er trug einen dunkelgrünen Anzug und redete wild gestikulierend auf Charles Allsopp ein. »Oh Gott!«, sagte sie bestürzt und drehte sich wieder zu Roxanne um. Sie zog die Nase hoch und deutete auf ihre Augen. »Schnell. Sehe ich okay aus? Ist mein Make-up verlaufen?«
»Ein bisschen«, sagte Roxanne, beugte sich vor und wischte verschmierten Eyeliner ab. »Und ich?«
»Sieht gut aus«, sagte Maggie mit aufmerksamem Blick. »Alles intakt.«
»Wasserfeste Wimperntusche«, sagte Roxanne leichthin. »Ist dem Meer, dem Strand und großen Gefühlen gewachsen …« Sie schwieg, als sich die Glastüren öffneten. »Mist«, murmelte sie. »Da kommen sie. Was wollen wir sagen?«
»Keine Sorge«, sagte Maggie. »Das Reden übernehme ich.« Sie stand auf, strich ihren Rock glatt und holte tief Luft. »Okay …« Sie warf Roxanne einen nervösen Blick zu. »Jetzt geht’s los. Justin!«, rief sie und trat einen Schritt vor. »Wie geht es dir?«
Wie von der Tarantel gestochen fuhr Justin herum, als er Maggies Stimme hörte. Erst fiel ihm alles aus dem Gesicht, dann setzte er eilig eine freudige Miene auf.
»Maggie«, sagte er und breitete die Arme aus, als wollte er sie an sich drücken. »Was für eine nette Überraschung!«
»Ich dachte, ich schau mal kurz rein, um zu sehen, wie es so läuft«, sagte Maggie lächelnd, ohne auf seine Geste einzugehen.
»Wunderbar!«, sagte Justin mit gezwungener Begeisterung. »Was für eine … großartige Idee!«
»Das ist also die berühmte Maggie Phillips«, sagte Charles Allsopp freundlich lächelnd und reichte ihr die Hand. »Maggie, ich bin Charles Allsopp. Meinen Glückwunsch zur Geburt Ihres Kindes. Es müssen aufregende Zeiten für Sie sein.«
»Danke«, sagte Maggie höflich. »Und – ja – das stimmt.«
»Allerdings muss ich sagen, dass kaum ein Tag vergeht, an dem ich nicht gefragt werde, wann Sie wieder zum Londoner kommen.«
»Wirklich?«, sagte Maggie und gestattete sich einen zufriedenen Blick auf Justins entgeisterte Miene. »Das ist schön. Und ich darf Ihnen versichern, dass ich die Absicht habe, in den nächsten Wochen wieder an die Arbeit zu gehen.«
»Großartig!«, sagte Charles Allsopp. »Freut mich zu hören.«
»Charles, das ist Roxanne Miller«, sagte Justin mit lauter Stimme, die um Aufmerksamkeit buhlte. »Eine unserer festen freien Mitarbeiterinnen.«
»Miss Miller und ich sind uns bereits begegnet«, sagte Charles nach einer kurzen Pause und schenkte Roxanne ein freundliches Lächeln. »Dürfte ich den beiden Damen eine Tasse Tee anbieten? Einen Drink?«
»Sehr freundlich«, sagte Maggie trocken. »Aber leider muss ich sagen, dass ich in einer eher unangenehmen Sache hier bin. Die Suspendierung von Candice Brewin. Ich war einigermaßen beunruhigt, davon zu hören.«
»Ach«, sagte Charles Allsopp und sah Justin an. »Justin?«
»Die Suspendierung war absolut gerechtfertigt«, sagte Justin trotzig. »Candice wurde dabei ertappt, wie sie den Verlag hintergehen wollte. Für dich mag das keine ernste Sache sein, Maggie …«
»Oh, doch«, sagte Maggie ruhig. »Aber ich kann nicht glauben, dass Candice zu so etwas fähig sein
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