Cocktails fuer drei
werden. Dann wäre das Haus endlich ein Zuhause. Maggie legte die Hände auf ihren prallen Bauch und fühlte das Zappeln unter ihrer Haut. Eine kleine Beule wanderte darüber hinweg und verrann wie eine Welle im Meer. Dann trat ihr plötzlich und ohne Vorwarnung etwas in die Rippen. Eine Ferse vielleicht, oder ein Knie. Immer wieder trat es zu, als wollte es ausbrechen. Maggie schloss die Augen. In ihrem Schwangerschaftshandbuch stand, es konnte jetzt jederzeit so weit sein. Das Baby war voll entwickelt. Jeden Moment konnten die Wehen einsetzen.
Bei diesem Gedanken raste ihr Herz vor lauter Panik, und sie redete sich schnell ein, dass alles gut werden würde. Natürlich war sie auf das Baby vorbereitet. Sie hatte ein Kinderzimmer voller Windeln und Watte, voller Deckchen und Hemdchen. Der Babykorb war schon auf seinem Ständer, und auch das Kinderbett, das sie im Kaufhaus bestellt hatten. Alles war bereit.
Aber irgendwie – trotz allem – war sie noch immer nicht so recht bereit, Mutter zu werden. Fast fühlte sie sich noch nicht alt genug. Was albern war, wie sie sich sagte, angesichts der Tatsache, dass sie schon zweiunddreißig war und neun volle Monate Zeit gehabt hatte, sich an den Gedanken zu gewöhnen.
»Ich kann immer noch nicht glauben, dass es wirklich bald so weit ist«, sagte sie. »Nur noch drei Wochen. Das ist gar nichts! Und ich war noch nicht mal in einem Babypflegekurs oder so …«
»Das brauchst du auch nicht!«, sagte Giles. »Du schaffst das auch so! Du wirst die beste Mutter sein, die sich ein Baby wünschen kann.«
»Wirklich?« Maggie biss sich auf die Lippe. »Ich weiß nicht. Ich fühle mich ein bisschen … unvorbereitet.«
»Was gibt es da vorzubereiten?«
»Na ja, du weißt schon. Die Wehen und das alles.«
»Nur ein Wort«, sagte Giles mit fester Stimme. »Drogen.«
Maggie kicherte. »Und hinterher. Darauf aufzupassen. Ich hatte in meinem ganzen Leben noch nie ein Baby auf dem Arm.«
»Du bist bestimmt fantastisch!«, sagte Giles sofort. »Maggie, wenn irgendjemand für ein Baby sorgen kann, dann du. Komm schon.« Er sah sie an und lächelte. »Wer wurde zur Redakteurin des Jahres gewählt?«
»Ich«, sagte sie und musste vor Stolz unwillkürlich lächeln.
»Genau. Und du wirst auch Mutter des Jahres werden.« Er nahm ihre Hand und drückte sie, und Maggie erwiderte den Druck dankbar. Giles’ Optimismus heiterte sie noch immer auf.
»Mum meinte, sie will morgen mal reinschauen«, sagte Giles. »Um dir Gesellschaft zu leisten.«
»Oh, gut«, sagte Maggie. Sie dachte an Giles’ Mutter Paddy, eine dünne, dunkelhaarige Frau, die unerklärlicherweise drei große, muntere Söhne mit dicken, blonden Haaren zur Welt gebracht hatte. Giles und seine beiden Brüder beteten ihre Mutter an, und es war bestimmt kein Zufall, dass sein Elternhaus im Nachbardorf stand. Anfangs hatte die Nähe ihrer Schwiegereltern Maggie ein wenig verunsichert, aber schließlich wohnten ihre eigenen Eltern weit weg in Derbyshire, und Giles wies sie darauf hin, dass es sinnvoll sei, wenigstens ein Paar Großeltern in der Nähe zu haben.
»Sie meint, du musst unbedingt die vielen anderen jungen Mütter im Dorf kennenlernen«, sagte Giles.
»Sind es denn viele?«
»Ich glaube schon. Bestimmt trefft ihr euch jeden Morgen woanders zum Kaffeeklatsch.«
»Oh, wie schön!«, flachste Maggie. »Während du also in der City rackerst, kann ich mit meinen Mädels Cappuccino schlürfen.«
»So ungefähr.«
»Klingt besser als Pendeln«, sagte Maggie und lehnte sich bequem zurück. »Das hätte ich schon vor Jahren machen sollen.« Sie schloss die Augen und stellte sich vor, wie sie in der Küche für ihre neuen, interessanten Freundinnen mit den süßen Designerkleider-Babys Kaffee kochte. Im Sommer würden sie auf dem Rasen ein Picknick veranstalten. Roxanne und Candice würden aus London kommen, und alle würden Pimm’s trinken, während das Baby selig auf seiner Decke lag und vor sich hin brabbelte. Sie würden aussehen wie in einem Lifestyle-Magazin. Vielleicht brachte sogar der Londoner eine Story über sie. Exredakteurin Maggie Phillips und ihre neue Einstellung zu ländlichem Glück. Es würde ein ganz neues Leben werden, dachte sie selig. Ein ganz neues, wunderschönes Leben.
Der hell erleuchtete Zug ruckelte und rasselte die Schienen entlang, dann kam er in einem Tunnel abrupt zum Stehen. Das Licht flackerte, ging aus, dann ging es wieder an. Ein paar trinkfreudige Gestalten, die nicht weit von
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