Cocktails fuer drei
ihrer Seite und alles voller Blumen. Etwas stach sie ins Herz. Eilig blickte sie auf und lächelte.
»Wenn Sie hier unterschreiben wollen«, sagte die Floristin und reichte Roxanne einen Zettel. »Ihre Nachricht können Sie in das kleine Feld hier schreiben.« Roxanne zögerte.
»Kann es kaum erwarten, Lucia ihren ersten Cocktail zu mixen«, schrieb sie schließlich. »Glückwunsch und alles Liebe Euch beiden – Roxanne.«
»Ich bin nicht sicher, ob das alles auf die Karte passt«, sagte die Floristin skeptisch.
»Dann nehmen Sie eben zwei Karten«, fuhr Roxanne sie an und wollte plötzlich nur noch weit weg vom schweren Duft der Blumen und von dieser Broschüre voller niedlicher Babyfotos. Als sie den Laden verließ, löste sich ein Blütenblatt von einer Girlande und landete wie Konfetti auf ihrem Kopf. Ärgerlich wischte sie es weg.
Um kurz nach halb zehn traf sie in der Redaktion ein und fand Candice im Schneidersitz am Boden vor, wo sie auf einem großen Blatt Papier etwas skizzierte. Neben ihr saß die blonde Frau aus der Manhattan Bar und beugte sich ebenfalls über das Blatt. Einen Moment beobachtete Roxanne die beiden und erinnerte sich an Maggies Anruf. War diese Frau wirklich gefährlich? Nutzte sie Candice tatsächlich aus? Äußerlich wirkte sie harmlos, mit sommersprossiger Stupsnase und freundlichem Lächeln. Doch Roxanne fiel auch auf, wie sehr sie die Zähne zusammenbiss, wenn sie nicht lächelte, und die grauen Augen hatten etwas Kühles.
Da hob die blonde Frau den Kopf und sah Roxanne an. Ihre Augen zuckten kurz, dann lächelte sie süß.
»Hallo«, sagte sie. »Wahrscheinlich erinnerst du dich nicht an mich.«
»Oh, doch«, sagte Roxanne und lächelte zurück. »Heather, richtig?«
»Genau.« Heathers Lächeln wurde sogar noch süßer. »Und du bist Roxanne.«
»Roxanne!«, sagte Candice mit leuchtenden Augen. »Ist das mit dem Baby nicht toll?«
»Fantastisch«, sagte Roxanne. »Hat Giles dich gestern Abend erreicht?«
»Ja. Er war völlig überwältigt, oder?« Candice deutete auf das Blatt Papier. »Guck mal, wir entwerfen eine Karte, die die Grafik anfertigen soll. Dann lassen wir sie von allen unterschreiben. Was meinst du?«
»Das ist eine ausgezeichnete Idee«, sagte Roxanne und sah sie liebevoll an. »Maggie wird begeistert sein.«
»Ich bring sie runter zu den Grafikdesignern«, sagte Candice im Aufstehen. Dann sah sie etwas zögernd von Heather zu Roxanne. »Du erinnerst dich an Heather, oder?«
»Natürlich«, sagte Roxanne. »Maggie hat mir schon erzählt, dass Heather in unser Team kommt. Das ging ja richtig schnell.«
»Ja«, sagte Candice und errötete leicht. »Es … es hat alles gut geklappt, nicht?« Sie sah Heather an. »Gut, okay … ich geh kurz mit der Karte runter. Wird nicht lange dauern.«
Als sie weg war, herrschte Stille. Roxanne musterte Heather skeptisch, während Heather sie unschuldig ansah und eine Locke um ihren Finger zwirbelte.
»Okay, Heather«, sagte Roxanne dann freundlich. »Wie gefällt es dir beim Londoner ?«
»Es ist wunderbar«, sagte Heather mit ernster Miene. »Ich habe großes Glück, hier arbeiten zu dürfen.«
»Ich habe gehört, dass du jetzt bei Candice wohnst.«
»Ja, das stimmt«, sagte Heather. »Sie ist wirklich unglaublich nett zu mir.«
»Tatsächlich?«, sagte Roxanne. »Das überrascht mich überhaupt nicht.« Sie machte eine Pause, schien nachzudenken. »Candice ist ein reizender, großzügiger Mensch. Es fällt ihr sehr schwer, anderen etwas abzuschlagen.«
»Ach?«, sagte Heather.
»Ja. Mich überrascht, dass du es noch nicht gemerkt hast.« Beiläufig betrachtete Roxanne ihre Fingernägel. »Ihre Freunde – auch ich – machen sich manchmal richtig Sorgen um sie. Sie gehört zu den Menschen, die sich leicht ausnutzen lassen.«
»Meinst du?« Heather lächelte Roxanne zuckersüß an. »Ich hatte den Eindruck, dass Candice ganz gut auf sich selbst aufpassen kann. Wie alt ist sie eigentlich?«
Oha, dachte Roxanne beinah beeindruckt. Die ist nicht auf den Mund gefallen.
»Okay«, sagte sie und wechselte das Thema. »Ich nehme an, dass du noch nie bei einer Zeitschrift gearbeitet hast.«
»Stimmt«, sagte Heather unbekümmert.
»Aber du kannst gut schreiben, wie ich höre«, sagte Roxanne. »Offenbar hast du Ralph Allsopp bei deinem Bewerbungsgespräch ziemlich beeindruckt.«
Überrascht sah sie, dass eine leicht rosige Färbung an Heathers Hals aufwärtswanderte. Roxanne betrachtete es mit einigem
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