Cocktails fuer drei
immer.«
Eine Stimme, die ihren Namen rief, riss Maggie aus einem wilden Traum, in dem sie etwas Namenlosem, Unsichtbarem hinterherlief. In leiser Panik schlug sie die Augen auf und blinzelte orientierungslos ins grelle Licht von oben.
»Maggie?« Ihre Augen mussten sich erst daran gewöhnen, dann sah sie Paddy am Fußende ihres Krankenhausbettes stehen, mit einem gewaltigen Strauß Lilien im Arm. »Maggie, Liebes, ich war mir nicht sicher, ob du schläfst. Wie geht es dir?«
»Gut«, sagte Maggie mit rauer Stimme. »Es geht mir gut.« Sie versuchte, sich aufzusetzen, zuckte leicht zusammen, weil ihr alles wehtat, und wischte sich die Haare aus dem trockenen Gesicht. »Wie spät ist es?«
»Vier«, sagte Paddy mit einem Blick auf ihre Armbanduhr. »Kurz nach. Giles müsste jeden Moment hier sein.«
»Gut«, flüsterte Maggie. Giles hatte – wie alle anderen Besucher auch – um zwei Uhr die Station verlassen müssen, damit sich die jungen Mütter ein wenig ausruhen konnten. Maggie hatte eine Weile angespannt dagelegen und darauf gewartet, dass Lucia schrie, da war sie offensichtlich eingenickt. Doch fühlte sie sich nicht ausgeruht. Sie fühlte sich irgendwie benommen, konnte nicht klar denken.
»Und was macht meine kleine Enkeltochter?« Paddy warf einen Blick in die Plastikwiege neben Maggies Bett. »Schläft wie ein Lämmchen. Was für ein braves kleines Baby! Sie ist ein Engel, oder?«
»Sie war heute Nacht ziemlich oft wach«, sagte Maggie, während sie sich mit zitternden Händen ein Glas Wasser einschenkte.
»Ach?« Paddy lächelte liebevoll. »Hatte wohl Hunger.«
»Ja.« Maggie sah sich ihre kleine Tochter durch das Sichtfenster der Wiege an. Ein kleines Bündel in einer Babydecke, das verkniffene Gesichtchen gerade noch zu sehen. Sie wirkte irreal. Nichts von allem schien real. Nichts hatte sie darauf vorbereitet, wie es sein würde, dachte Maggie. Nichts.
Während der Geburt schien es ihr, als beträte sie eine fremde Welt, in der ihr Körper auf Kräfte reagierte, auf die sie keinen Einfluss hatte. In der ihre Würde, ihre Ideale, ihre Selbstbeherrschung und ihr Selbstbild ausgelöscht waren. In der die Regeln des normalen Lebens nicht galten. Sie hatte Einspruch erheben, dem Ganzen Einhalt gebieten, im letzten Augenblick eine Ausstiegsklausel zur Anwendung bringen wollen. Aber es war zu spät gewesen. Es gab keine Ausstiegsklausel, keinen Notausgang. Keine andere Möglichkeit, als die Zähne zusammenzubeißen und es hinter sich zu bringen.
Schon jetzt verblassten die Stunden des Schmerzes in ihrer Erinnerung. Die ganze Angelegenheit schien sich um diese letzten paar Minuten zu drehen – die grellen, weißen Lichter, das Eintreffen des Kinderarztes und die eigentliche Geburt des Babys. Und das, dachte Maggie, war der surrealste Moment von allen gewesen. Die Geburt eines lebendigen, schreienden Wesens aus ihrem eigenen Körper. Wenn sie sich in der Entbindungsstation die Gesichter der anderen Mütter ansah, konnte sie nicht fassen, wie gelassen diese ein derart außergewöhnliches, folgenschweres Ereignis aufzunehmen schienen. Wie sie über Windelmarken und Fernsehserien plaudern konnten, als sei nichts Bedeutsames passiert.
Vielleicht lag es nur daran, dass sie es alle schon einmal erlebt hatten. Keine der Frauen auf der Entbindungsstation wurde zum ersten Mal Mutter. Alle wiegten ihre kleinen Bündel mit einiger Erfahrung. Sie konnten gleichzeitig stillen und frühstücken und sich mit ihren Männern über die Renovierung des Gästezimmers unterhalten. In der Nacht hatte sie gehört, wie das Mädchen im Bett nebenan mit der diensthabenden Hebamme über ihr Baby scherzte.
»Ist er nicht ein verfressener kleiner Racker?«, hatte sie gesagt und gelacht. »Will mich einfach nicht in Ruhe lassen.« Und Maggie – auf der anderen Seite des geblümten Vorhangs – hatte gemerkt, wie ihr die Tränen über die Wangen liefen, als sie aufs Neue versuchte, Lucia zum Trinken zu bewegen. Was war los mit ihr?, hatte sie in Panik gedacht, als das Baby wieder nur kurz an ihrer Brust nuckelte, um schon nach wenigen Sekunden den Mund zu einem empörten Schrei aufzureißen. Als das Baby immer lauter und lauter schrie, war die Hebamme gekommen, hatte sich Maggie angesehen und missbilligend den Mund verzogen.
»Mittlerweile ist die Kleine völlig überdreht«, hatte sie gesagt. »Versuchen Sie erst mal, sie zu beruhigen.«
Puterrot vor Stress und Verlegenheit hatte Maggie versucht, die strampelnde, heulende
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