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Cocktails fuer drei

Cocktails fuer drei

Titel: Cocktails fuer drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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gewunken, als sie durch die Sperre ging. Nun, da ihr der Regen in den Nacken tropfte und alle paar Sekunden Busse an ihr vorüberrauschten, war sie nicht mehr ganz so fröhlich. London schien ihr ein grauer, unwirtlicher Ort, voller Müll und fremder Menschen. Wieso lebte sie eigentlich hier?
    Sie kam zu ihrem Haus, lief die Treppe zur Haustür hinauf und fischte in ihrer Tasche nach dem Schlüssel. Ihre winzige Wohnung lag im obersten Stock, mit – wie Immobilienmakler es nannten – freiem Blick über London. Als sie oben ankam, war sie außer Atem. Sie schloss die Wohnung auf und stieg über einen Stapel Post. Drinnen war es kalt – das heiße Wasser war abgestellt. Eilig ging sie in die Küche und stellte den Wasserkocher an, dann kehrte sie in den Flur zurück. Sie hob ihre Post auf und blätterte sie durch, ließ uninteressante Rechnungen und Werbung auf den Boden fallen. Urplötzlich stutzte sie, als sie auf einen weißen Umschlag stieß, handschriftlich adressiert. Es war ein Brief von ihm.
    Mit kalten Händen, noch nass vom Regen, riss sie den Umschlag auf und verschlang die Zeilen förmlich.
    Meine liebste Rapunzel,
    ich bitte tausendmal um Entschuldigung für Mittwochabend. Werde Dir alles erklären. Als wohlverdiente Strafe muss ich nun eifersüchtig auf deine Rückkehr warten. Komm schnell zurück von Zypern! Schnell, schnell!
    Der Brief endete wie immer ohne Namen, jedoch mit ein paar Küsschen. Als sie seine Worte las, konnte sie plötzlich seine Stimme hören, spürte seine Hand auf ihrer Haut, hörte sein warmes Lachen. Sie sank auf den Boden und las den Brief wieder und wieder, sog ihn in sich auf. Schließlich fühlte sie sich auf seltsame Weise wiederhergestellt. Es gab keine gangbare Alternative. Sie konnte nicht aufhören, ihn zu lieben. Sie konnte nicht einfach in ein anderes Land ziehen und so tun, als existierte er nicht. Sie brauchte ihn in ihrem Leben, genauso wie sie Luft und Licht und Essen brauchte. Und der Umstand, dass sie ihn teilen musste, dass sie ihn nicht ganz besitzen konnte, machte ihn nur noch begehrenswerter.
    Das Telefon klingelte, und voller Hoffnung griff sie nach dem Hörer. »Ja?«, sagte sie leichthin, weil sie dachte, er wäre es – denn dann würde sie gleich ein Taxi nehmen und auf direktem Weg zu ihm fahren.
    »Roxanne, hier ist Giles Drakeford.«
    »Oh«, sagte Roxanne überrascht. »Geht es Maggie …?«
    »Es ist ein Mädchen«, sagte Giles und klang aufgeregter, als sie ihn je erlebt hatte. »Es ist ein Mädchen. Vor einer Stunde geboren. Ein süßes kleines Mädchen. Zweitausendneunhundertfünfzig Gramm. Das hübscheste Baby der Welt.« Bebend atmete er tief ein. »Maggie war … fantastisch. Es ging so schnell, dass ich es gerade noch geschafft habe. Oh, Gott, es war eine unglaubliche Erfahrung. Alle haben geweint, sogar die Hebammen. Wir haben beschlossen, sie Lucia zu nennen. Lucia Sarah Helen. Sie ist … sie ist einfach perfekt. Eine perfekte kleine Tochter.« Er schwieg. »Roxanne?«
    »Eine Tochter«, sagte Roxanne mit belegter Stimme. »Herzlichen Glückwunsch. Das ist … großartig.«
    »Ich kann nicht lange sprechen«, sagte Giles. »Ehrlich gesagt, ich bin fix und fertig. Aber Maggie wollte, dass du Bescheid weißt.«
    »Danke für den Anruf«, sagte Roxanne. »Und nochmals meinen Glückwunsch. Grüß Maggie schön von mir.«
    Sie legte auf und betrachtete das Telefon einen Moment. Dann – ohne jede Vorwarnung – brach sie in Tränen aus.

Kapitel Sieben
    Der nächste Tag begann sonnig und klar, duftete nach Sommer und machte gute Laune. Auf dem Weg zum Büro machte Roxanne bei einem Blumenladen halt und suchte mit Hilfe einer mit Babyfotos versehenen Broschüre einen verschwenderischen Strauß Lilien aus.
    »Ist es ein Junge oder ein Mädchen?«, erkundigte sich die Floristin, während sie die Details in ihren Computer tippte.
    »Ein Mädchen«, sagte Roxanne und strahlte die Frau an. »Lucia Sarah Helen. Ist das nicht hübsch?«
    » LSH «, sagte die Floristin. »Klingt wie eine Droge. Oder ein Schulabschluss.« Roxanne warf der Frau einen genervten Blick zu und reichte ihr eine Visa-Karte. »Die gehen heute Nachmittag raus«, fügte die Frau hinzu und zog die Karte über das Lesegerät. »Ist das früh genug?«
    »Wunderbar«, sagte Roxanne und stellte sich vor, dass Maggie dasaß wie eine dieser Frauen aus der Broschüre, in einem schneeweißen Bett, mit rosigen Wangen, die Ruhe selbst. Mit einem winzigen, schlafenden Baby im Arm, Giles an

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