Cocktails fuer drei
Maggies Babyfläschchen. »Hier. Ich stell sie dir für später auf den Nachttisch.«
»Danke«, sagte Maggie. Ihr Mund war schmal. Offenbar verkniff sie sich das Lachen.
»Vielleicht sollten wir lieber gehen«, sagte Candice.
»Okay«, flüsterte Maggie.
»Wir sehen uns bald wieder, Süße«, sagte Roxanne. Sie leerte ihre Piña Colada in einem Zug und stopfte das leere Fläschchen in ihre Tasche. »Es geht doch nichts über ein gesundes Glas Milch«, sagte sie zu dem Kinderarzt, der überrascht nickte.
»Lucia ist hinreißend«, sagte Candice und beugte sich übers Bett, um sich von Maggie zu verabschieden. »Wir sehen uns ganz bald.«
»In der Manhattan Bar«, fügte Roxanne hinzu. »Am nächsten Ersten. Meinst du, das ist zu schaffen?«
»Auf jeden Fall«, sagte Maggie und grinste sie an. »Ich werde da sein.«
Kapitel Zehn
Als Candice an diesem Abend nach Hause kam, hatte sie ganz rote Wangen vor Glück, und sie musste immer noch lachen, wenn sie an die Babyfläschchen mit der Piña Colada dachte. Außerdem war ihr das Ganze mehr unter die Haut gegangen, als sie erwartet hätte. Maggie mit ihrem Baby zu sehen, diesem neuen, kleinen Erdenbürger, hatte sie tief berührt, mehr als ihr in dem Moment bewusst gewesen war. Fast ging ihr das Herz über vor Zuneigung für ihre beiden Freundinnen.
Der einzige betretene Moment zwischen den dreien war wegen Heather entstanden, aber das – dachte Candice – lag nur daran, dass sie es nicht begriffen. Wie sollten sie auch? Maggie und Roxanne hatten nie insgeheim so schwere Schuldgefühle gehabt wie sie, und daher konnten sie auch nicht wissen, wie es sich anfühlte, wenn diese Schuld nachließ. Sie konnten nicht verstehen, wie erleichtert sie in letzter Zeit gewesen war. Es war so schön, dass Heather ihr Leben endlich auf die Reihe bekam.
Außerdem hatte keine von beiden Heather bisher richtig kennengelernt. Sie hatten keine Ahnung, was für ein warmherziger, großzügiger Mensch sie war, wie schnell die Freundschaft zu ihr gewachsen war. Vielleicht hatte sie Heather anfangs vor allem als Opfer betrachtet, und vielleicht war ihre anfängliche Freigiebigkeit vor allem von Schuldgefühlen getrieben gewesen, doch mittlerweile war da ein echter Draht zwischen ihnen. Maggie und Roxanne taten, als sei es ein Nachteil, dass Heather bei ihr wohnte. Tatsächlich traf das Gegenteil zu. Da sie nun eine Mitbewohnerin hatte, konnte sich Candice gar nicht mehr vorstellen, allein zu leben. Wie hatte sie ihre Abende verbracht, als Heather noch nicht da gewesen war? Sie hatte einsam ihren Kakao geschlürft, statt im Pyjama neben Heather auf der Couch zu sitzen und sich gegenseitig – laut lachend – ihre Horoskope vorzulesen. Es war kein Fehler, dass Heather bei ihr eingezogen war, dachte Candice liebevoll. Sie machte ihr Leben schöner.
Als sie die Wohnungstür hinter sich ins Schloss zog, hörte sie Heathers Stimme in der Küche. Es klang, als wäre sie am Telefon, und Candice schlich den Flur entlang, um Heather nicht zu stören. Wenige Schritte vor der Küche blieb sie erschrocken stehen.
»Spar dir dein Mitgefühl, Hamish!«, sagte Heather mit leiser, scharfer Stimme, die so ganz anders klang als sonst, dass Candice sie kaum erkannte. »Was geht dich der Scheiß überhaupt an?« Es folgte eine Pause, dann sagte sie: »Na, vielleicht ist es mir ja egal. Vielleicht werde ich das auch tun!« Sie schrie fast, dann hörte man, wie sie den Hörer aufknallte. Draußen auf dem Flur erstarrte Candice in Panik. Bitte komm jetzt nicht raus, dachte sie. Bitte, bitte komm nicht raus und erwisch mich hier.
Im nächsten Moment hörte sie, dass Heather den Wasserkocher anstellte, und setzte sich in Bewegung. Mit absurd schlechtem Gewissen schlich sie auf Zehenspitzen ein paar Schritte zurück, öffnete die Wohnungstür und knallte sie wieder zu.
»Hi!«, rief sie fröhlich. »Jemand zu Hause?«
Heather erschien in der Küchentür und musterte Candice ohne ein Lächeln.
»Hi«, sagte sie schließlich. »Wie war’s?«
»Super!«, sagte Candice begeistert. »Lucia ist wirklich süß! Und Maggie geht es gut …« Ihr Satz verebbte, und Heather lehnte sich an den Türrahmen.
»Ich war am Telefon«, sagte sie. »Du hast mich bestimmt gehört.«
»Nein!«, sagte Candice sofort. »Ich bin eben erst reingekommen.« Sie merkte, dass sie rot wurde, wandte sich ab und tat, als machte sie sich am Ärmel ihrer Jacke zu schaffen.
»Männer«, sagte Heather nach einem Moment. »Wer braucht
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