Cocktails fuer drei
warm mit ihr geworden.« Roxanne verzog das Gesicht. »Die ist mir zu zuckersüß.«
»Ich weiß gar nicht, wieso ich mich so aufgeregt habe«, sagte Maggie bedrückt. »Schwangerschaftsparanoia. Wahrscheinlich ist sie total nett.«
»Na, so weit würde ich eher nicht gehen. Aber eins steht fest …« Roxanne setzte sich auf und griff nach ihrer Tasche. »Sie kann schreiben.«
»Wirklich?«
»Guck mal hier.« Roxanne holte ein Blatt Papier aus ihrer Tasche. »Das habe ich von Janet bekommen. Es ist wirklich witzig.«
Sie sah, wie Maggie die ersten zwei Zeilen des Artikels las, die Stirn runzelte und dann den Rest überflog.
»Ich fass es nicht!«, sagte sie und blickte auf. »Hat sie ernstlich auf diesen Artikel hin den Job beim Londoner bekommen?«
»Das weiß ich nicht«, sagte Roxanne. »Aber du musst zugeben, dass sie den Nagel auf den Kopf trifft.«
»Keine Frage«, sagte Maggie. »Alles, was Candice schreibt, trifft den Nagel auf den Kopf.«
»Wie jetzt?« Roxanne starrte sie an.
»Das hier hat Candice für den Londoner geschrieben«, sagte Maggie und schlug mit der Hand nach dem Blatt Papier. »Ich erinnere mich genau. Wort für Wort. Es ist ihr Stil und alles.«
»Das kann doch nicht wahr sein!«
»Kein Wunder, dass Ralph beeindruckt war«, sagte Maggie und rollte mit den Augen. »Mein Gott, manchmal ist Candice aber auch echt dämlich!«
Candice hatte länger als erwartet gebraucht, um eine Vase aufzutreiben, und war auf einer anderen Station mit einer Hebamme ins Gespräch gekommen. Als sie schließlich fröhlich summend wiederkam, sahen Roxanne und Maggie sie so komisch an.
»Okay«, sagte Roxanne, als sie sich dem Bett näherte. »Was hast du zu deiner Entschuldigung zu sagen?«
»Bitte?«, sagte Candice.
»Hier«, sagte Maggie und reichte ihr mit großer Geste ein Blatt Papier. Verdutzt starrte Candice es an – dann, als sie den Text aus der Nähe betrachtete, merkte sie, was es war. Ihre Wangen wurden rot, und sie wandte sich ab.
»Ach, das …«, sagte sie. »Heather hatte keine Textprobe dabei. Deshalb habe ich …« Sie stockte kleinlaut.
»Und da hast du dir gedacht, du versorgst sie mit einer kompletten Mappe?«
»Nein!«, sagte Candice. »Nur ein kleiner Artikel. Nur … ihr wisst schon.« Trotzig zuckte sie mit den Schultern. »Irgendwas, auf das sie aufbauen kann. Meine Güte, das ist doch keine große Sache.«
Maggie schüttelte den Kopf.
»Candice, es ist nicht fair. Du weißt , dass es nicht fair ist. Es ist nicht fair Ralph gegenüber, es ist nicht fair den anderen Leuten gegenüber, die sich um den Job beworben haben …«
»Und eigentlich ist es auch Heather gegenüber nicht fair«, warf Roxanne ein. »Was passiert, wenn Justin sie bittet, einen Artikel wie den hier zu schreiben?«
»Das tut er nicht! Außerdem wird sie schon zurechtkommen. Sie hat Talent. Sie ist dem Job gewachsen. Sie braucht nur eine Chance.« Ihr Blick wanderte von Roxanne zu Maggie, und auf einmal merkte sie, wie ungeduldig sie mit den beiden wurde. Wieso konnten sie nicht einsehen, dass manches Ziel solche Mittel mehr als rechtfertigte? »Kommt schon, mal ehrlich!«, rief sie. »Wie viele Jobs werden durch Vetternwirtschaft vergeben? Wie viele Leute lassen Namen fallen, nutzen ihre Kontakte und geben vor, besser zu sein, als sie sind? Das hier ist genau dasselbe.«
Alle schwiegen – dann sagte Maggie: »Und sie ist bei dir eingezogen.«
»Ja.« Candice blickte von einer zur anderen und fragte sich, ob sie irgendwas nicht mitbekommen hatte. »Was ist damit?«
»Zahlt sie Miete?«
»Ich …« Candice schluckte. »Findest du nicht, dass das meine Sache ist?«
Sie hatte mit Heather noch nicht über die Miete gesprochen, und auch Heather hatte das Thema bisher nicht angeschnitten. Im Grunde ihres Herzens war sie davon ausgegangen, dass Heather ihr wenigstens einen kleinen Beitrag anbieten würde, aber selbst wenn nicht – was war daran so schlimm? Manche zahlten ihren Freunden Miete, manche nicht. Es war ja nicht so, als wäre sie auf das Geld angewiesen.
»Das stimmt wohl«, sagte Roxanne milde. »Solange sie dich nicht ausnutzt.«
»Mich ausnutzt?« Ungläubig schüttelte Candice den Kopf. »Nach allem, was mein Vater ihrer Familie angetan hat?«
»Candice …«
»Nein, hör zu«, sagte Candice und wurde dabei etwas lauter. »Ich bin ihr was schuldig. Okay? Ich bin ihr etwas schuldig. Also habe ich ihr diesen Job möglicherweise unter Vortäuschung falscher Tatsachen besorgt, und
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