Cocktails fuer drei
möglicherweise bin ich ihr gegenüber großzügiger, als ich es sonst wäre. Aber sie hat es verdient. Sie hat eine Chance verdient.« Candice spürte, wie ihr Gesicht ganz heiß wurde. »Und ich weiß ja, dass du sie nicht magst, Roxanne, aber …«
»Was?«, sagte Roxanne empört. »Bis jetzt habe ich kaum ein Wort mit ihr gewechselt!«
»Na, sie hat aber den Eindruck, dass du sie nicht magst.«
»Vielleicht mag sie mich nicht. Hast du daran schon gedacht?«
»Warum sollte sie dich nicht mögen?«, erwiderte Candice entrüstet.
»Was weiß ich? Warum sollte ich sie denn nicht mögen?«
»Das ist doch albern«, ging Maggie dazwischen. »Hört auf damit, alle beide!«
Ihre laute Stimme weckte Lucia. Die Kleine rührte sich und fing an zu weinen, erst traurig, dann empört.
»Da seht ihr, was ihr angerichtet habt!«, sagte Maggie.
»Oh«, sagte Candice und biss sich auf die Lippe. »Tut mir leid. Ich wollte mich nicht so gehen lassen.«
»Nein«, sagte Roxanne. »Ich auch nicht.« Sie drückte Candice’ Hand. »Versteh mich nicht falsch. Heather ist bestimmt ein nettes Mädchen. Wir … wir machen uns nur Sorgen um dich.«
»Du bist einfach zu nett«, fügte Maggie hinzu und schnitt eine Grimasse. Entsetzt beobachteten die Freundinnen, wie sie Lucia anlegte.
»Tut das etwa weh ?«, sagte Candice und sah, wie Maggie vor Schmerz das Gesicht verzog.
»Ein bisschen«, sagte Maggie. »Nur am Anfang.« Das Baby fing an zu nuckeln, und langsam entspannte sich ihre Miene. »Na also. Geht doch.«
»Verdammt«, sagte Roxanne und starrte unverhohlen Maggies Brust an. »Darauf kann ich gut und gern verzichten.« Verkniffen sah sie Candice an, die lachen musste.
»Jedenfalls trinkt sie gern«, sagte sie und sah sich an, wie Lucia gierig nuckelte.
»Wie ihre Mutter«, meinte Roxanne. »Apropos …« Sie griff in ihre Tasche und holte nach einigem Wühlen einen großen silbernen Cocktailshaker hervor.
»Nein!«, rief Maggie ungläubig. »Das kann nicht wahr sein!«
»Ich hab doch gesagt, wir stoßen mit Cocktails auf das Baby an«, sagte Roxanne.
»Das können wir doch nicht machen!«, sagte Maggie kichernd. »Wenn uns jemand sieht, werde ich aus dem Club der Braven Mütter ausgestoßen.«
»Auch daran habe ich gedacht«, sagte Roxanne. Mit ungerührter Miene langte sie noch einmal in die Tasche und holte drei kleine Babyfläschchen hervor.
»Was …?«
»Warte.«
Sie schraubte die Fläschchen auf, stellte sie nebeneinander auf den Nachttisch, nahm den Shaker und schüttelte ihn kräftig durch, während die anderen beiden ihr staunend dabei zusahen. Dann nahm sie den Deckel ab und goss feierlich eine weiße Flüssigkeit in die einzelnen Fläschchen.
»Was ist das?«, fragte Candice mit starrem Blick.
»Doch keine Milch, oder?«, sagte Maggie.
»Piña Colada«, sagte Roxanne.
Augenblicklich fingen Candice und Maggie an zu kichern. Piña Colada war ein Insiderwitz, seit jenem ersten Abend in der Manhattan Bar, als Roxanne verkündet hatte, sie würde jeden, der eine Piña Colada bestellte, am liebsten einen Kopf kürzer machen.
»Hör auf!«, wimmerte Maggie und versuchte, sich nicht zu bewegen. »Ich darf nicht lachen. Arme Lucia.«
»Cheers«, sagte Roxanne und reichte ihr ein Fläschchen.
»Auf Lucia«, sagte Candice.
»Auf Lucia«, wiederholte Roxanne und hob ihr Fläschchen.
»Und auf euch zwei«, sagte Maggie, wobei sie Roxanne und Candice anlächelte. Sie nahm einen Schluck und schloss genießerisch die Augen. »Gott, tut das gut. Ich hab seit Wochen keinen Alkohol mehr getrunken.«
»Eigentlich«, sagte Candice schlürfend, »schmeckt Piña Colada richtig lecker.«
»Nicht übel, oder?«, sagte Roxanne und trank nachdenklich. »Wenn das Zeug nur irgendwie einen stilvolleren Namen hätte …«
»Apropos Alkohol. Ralph Allsopp hat uns eine Magnum-Flasche Champagner schicken lassen«, sagte Maggie. »Ist das nicht nett von ihm? Aber wir haben sie noch nicht aufgemacht.«
»Wie schön«, sagte Roxanne beiläufig.
»Mrs Drakeford?« Draußen vor dem geblümten Vorhang hörten sie eine Männerstimme, und die drei sahen sich reumütig an. Im nächsten Moment kam das fröhliche Gesicht eines Arztes hinter dem Vorhang hervor und grinste sie an. »Mrs Drakeford, ich bin einer von den Kinderärzten. Ich wollte mal nach der kleinen Lucia sehen.«
»Oh«, sagte Maggie kraftlos. »Äh … kommen Sie rein.«
»Soll ich dir mal deine … Milch abnehmen?«, fragte Roxanne hilfsbereit und griff nach
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