Cocktails fuer drei
funkelnden Augen durch die Wolke hindurch betrachtete.
»Ich glaube, ich muss mal eben zu Hause anrufen, um zu hören, ob mit Lucia alles in Ordnung ist«, sagte Maggie und schob ihren Stuhl zurück. »Wird nicht lange dauern.«
Der ruhigste Ort für einen Anruf war das Foyer. Maggie stand bei der Glastür und blickte auf die Straße hinaus, sah ein paar Leute in Abendgarderobe und Smoking draußen vorüberhetzen. Sie fühlte sich aufgeheizt, überdreht von diesem Abend, und doch war sie erschöpft. Trotz aller Vorbereitungen und Anstrengungen amüsierte sie sich nicht so, wie sie es sich erhofft hatte. Zum Teil lag es daran, dass Candice die vertraute Dreisamkeit zerstört hatte, indem sie ihre schreckliche Freundin mitbrachte. Aber zum Teil lag es auch daran, dass sie sich selbst erschreckend hirntot fühlte, als könnte sie der Konversation nicht folgen. Mehrmals musste sie feststellen, dass sie nach dem richtigen Wort suchte und es schließlich aufgab. Sie – intelligent und wortgewandt, wie sie war. Als sie sich gegen die Wand lehnte und ihr Handy hervornahm, warf sie einen flüchtigen Blick in den Spiegel und erschrak darüber, wie dick sie aussah, wie grau ihr Gesicht war, trotz des Make-ups, das sie sorgsam aufgetragen hatte. Trübsinnig blickten ihre Augen sie an, und plötzlich wünschte sie, sie wäre zu Hause, weit weg von Candice’ nerviger Freundin und deren unsensiblen Kommentaren, weit weg vom grellen Licht und von dem Druck, das blühende Leben sein zu müssen.
»Hallo?«
»Hi! Paddy, hier ist Maggie.« Ein Pulk von Gästen drängte ins Foyer, und Maggie wandte sich ein wenig ab, hielt mit einer Hand ihr Ohr zu. »Ich wollte nur mal eben hören, wie es läuft.«
»Alles in Ordnung«, sagte Paddy kurz angebunden. Ihre Stimme klang dünn und blechern, als wäre sie meilenweit entfernt. Was sie natürlich auch war, wie Maggie unglücklich dachte. »Lucia hustet ein bisschen, aber es ist sicher nichts, worüber man sich Sorgen machen müsste.«
»Sie hustet?«, sagte Maggie besorgt.
»Mach dir keine Gedanken«, sagte Paddy. »Giles kommt bald zurück, und sollte es ein Problem geben, können wir immer noch den Arzt rufen.« Im Hintergrund hörte man ein leises Schreien, und im nächsten Augenblick spürte Maggie eine verräterische Feuchtigkeit in ihrem BH . Mist, dachte sie trübsinnig. Mist, Mist, Mist.
»Meinst du denn, es wird gehen?«, fragte sie mit bebender Stimme.
»Wirklich, Liebes, mach dir keine Sorgen. Amüsier dich!«
»Ja«, sagte Maggie, den Tränen nah. »Danke. Ich melde mich später noch mal.« Sie steckte ihr Handy ein und lehnte sich an die Wand, versuchte, tief durchzuatmen, sich nicht verrückt zu machen. Ein kleiner Husten war kein Grund zur Sorge. Lucia ging es bei Paddy gut. Heute war ihr freier Abend. Es stand ihr zu, sich zu amüsieren und ihre Pflichten zu vergessen.
Urplötzlich jedoch hatte das alles keine Bedeutung mehr. Plötzlich war Lucia der einzige Mensch auf der Welt, bei dem sie wirklich sein wollte. Eine Träne lief ihr über die Wange, und barsch wischte sie sie weg. Sie musste sich zusammenreißen. Sie musste wieder reingehen und sich ein bisschen um Geselligkeit bemühen.
Wären sie zu dritt gewesen, hätte sie sich den anderen vielleicht anvertraut. Aber solange Heather da war, ging das nicht. Heather mit ihrer glatten, jungen Haut und ihren unschuldigen Augen und dauernd diesen abfälligen kleinen Bemerkungen. Sie gab Maggie das Gefühl, schwer von Begriff und nicht mehr die Jüngste zu sein – eine Vogelscheuche zwischen Glamour Girls.
»Hi!« Eine Stimme unterbrach sie in ihren Gedanken, und sie blickte erschrocken auf. Heather stand vor ihr, wirkte amüsiert. »Baby okay?«
»Ja«, murmelte Maggie.
»Gut.« Heather lächelte sie herablassend an und verschwand auf der Damentoilette. Gott, wie ich dich hasse, dachte Maggie. Ich hasse dich, Heather Trelawney.
Seltsamerweise fühlte sie sich bei dem Gedanken etwas besser.
Sobald Heather zur Damentoilette verschwunden war, drehte sich Roxanne zu Candice um und sagte: »Warum um alles in der Welt hast du sie mitgebracht?«
»Wie meinst du das?«, sagte Candice überrascht. »Ich dachte einfach, es könnte lustig werden, wenn wir alle zusammen sind.«
»Lustig? Du findest es lustig, dieser Schlange zuzuhören?«
»Was?« Ungläubig starrte Candice sie an. »Roxanne, bist du betrunken?«
»Gut möglich«, sagte Roxanne und drückte ihre Zigarette aus. »Aber ich bin morgen früh wieder
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