Cocktails fuer drei
sich auf ihrem Stuhl vor und sah Maggie herausfordernd an. »Also, erzähl schon: Wie lebt es sich so als Lady Drakeford auf Schloss Pines?«
»Ach, ich weiß nicht«, sagte Maggie nach einer Pause. Sie nahm einen silbernen Untersetzer und betrachtete ihn, drehte ihn zwischen den Fingern. Im Grunde wollte sie sich dringend jemandem anvertrauen. Von ihrer Erschöpfung und Einsamkeit erzählen, von ihrer angespannten Beziehung zu Giles’ Mutter, und ein Bild der monotonen Plackerei zeichnen, die ihr Leben neuerdings zu bestimmen schien. Irgendwie brachte sie es jedoch nicht fertig, diese Niederlage einzugestehen, nicht einmal einer engen Freundin wie Roxanne gegenüber. Sie war es gewohnt, Maggie Phillips zu sein, Chefredakteurin des Londoner , die klug und organisiert war und immer alles im Griff hatte. Nicht Maggie Drakeford, die farblose, müde, desillusionierte Mutter, die sich nicht mal zum Shoppen durchringen konnte.
Und wie sollte sie erklären, in welcher Form diese Müdigkeit, diese Depression untrennbar mit einer Liebe verstrickt war, einer derart intensiven Freude, dass ihr dabei ganz schwindlig wurde? Wie konnte sie das Staunen beschreiben, das sie jedes Mal ergriff, wenn sie in Lucias Augen sah, dass die Kleine sie erkannte, wenn diese winzige, runzlige Miene ein Lächeln zeigte? Wie sollte sie den Umstand erklären, dass ihr während ihrer glücklichsten Momente dennoch Tränen der Erschöpfung in den Augen standen?
»Es ist anders«, sagte sie schließlich. »Nicht ganz so, wie ich es mir vorgestellt hatte.«
»Aber du genießt es.« Roxannes Augen wurden schmal. »Oder?«
Maggie blieb still. Sie legte den Untersetzer auf den Tisch zurück und fing an, mit dem Finger Kreise darauf zu zeichnen.
»Natürlich genieße ich es«, begann sie nach einer Weile. »Lucia ist wunderbar, und … ich liebe sie. Aber gleichzeitig …« Sie stockte und seufzte. »Man kann sich gar nicht vorstellen, was es …«
»Hey, da ist Candice«, unterbrach Roxanne. »Entschuldige, Maggie. Candice!« Sie stand auf und spähte durch das Gedränge. »Was macht sie?«
Maggie drehte sich auf ihrem Stuhl um und folgte Roxannes Blick.
»Sie unterhält sich mit jemandem«, sagte sie stirnrunzelnd. »Ich kann nicht richtig erkennen, wer …« Entsetzt stutzte sie. »Oh, nein.«
»Ich fass es nicht«, sagte Roxanne langsam. »Ich fasse es einfach nicht! Sie hat diese falsche Schlange mitgebracht.«
Als Candice durch die Menge zu dem Tisch hinüberstrebte, an dem Maggie und Roxanne saßen, spürte sie, dass Heather an ihrem Ärmel zupfte, und wandte sich um.
»Was ist?«, fragte sie, als sie Heathers ängstliche Miene bemerkte.
»Hör mal, Candice, ich weiß nicht mehr, ob die Idee so gut ist«, sagte Heather. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich hier willkommen bin. Vielleicht sollte ich lieber wieder gehen.«
»Bloß nicht!«, sagte Candice. »Ehrlich, sie werden sich freuen, dich zu sehen. Und es wäre nett, wenn du die beiden mal richtig kennenlernen würdest.«
»Na … okay«, sagte Heather nach einer Pause.
»Komm schon!« Candice lächelte Heather an und nahm ihre Hand, um sie mitzuziehen. Heute Abend war Candice bester Dinge, platzte förmlich vor guter Laune und Zuneigung. Für Heather, für Maggie und Roxanne, sogar für die Kellnerin, die als Doris Day verkleidet war und ihren Weg kreuzte, sodass sie kurz stehen bleiben mussten. »Ist das nicht lustig?«, sagte sie, als sie sich zu Heather umwandte. »Vor ein paar Wochen hättest du dich noch verkleiden müssen.«
»Bis du mich aus meinem traurigen Kellnerinnendasein errettet hast«, sagte Heather und drückte Candice’ Hand. »Meine edle Ritterin.« Candice lachte und schob sich weiter durch die Menge.
»Hi!«, sagte sie, als sie zum Tisch kam. »Ganz schön was los heute!«
»Ja«, sagte Roxanne mit Blick auf Heather. »Überbevölkert, könnte man sagen.«
»Ihr erinnert euch an Heather, oder?«, sagte Candice fröhlich und sah von Roxanne zu Maggie. »Ich dachte mir, ich bring sie einfach mit.«
»Offensichtlich«, murmelte Roxanne.
»Selbstverständlich!«, sagte Maggie. »Hallo, Heather. Schön, dich wiederzusehen.« Sie zögerte, dann schob sie ihren Stuhl herum, um an dem kleinen Tisch Platz zu schaffen.
»Hier ist noch ein Stuhl«, sagte Candice. »Platz genug!« Sie setzte sich und strahlte ihre beiden Freundinnen an. »Und wie geht es euch? Was macht das Leben, Roxanne?«
»Das Leben ist super«, sagte Roxanne nach einem kurzen Moment und nahm
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