Cocktails fuer drei
nüchtern, und sie wird immer noch eine Schlange sein. Hast du sie denn nicht gehört ? ›Ich finde ja, Rauchen lässt die Haut altern. Aber vielleicht täusche ich mich ja auch.‹« Roxannes Stimme wurde zu einer bösen Parodie. »Die blöde Kuh.«
»Sie hat sich doch gar nichts dabei gedacht!«
»Doch, das hat sie! Meine Güte, Candice, merkst du denn nicht, wie sie drauf ist?«
Candice rieb ihre Wangen und atmete ein paarmal tief durch, um die Ruhe zu bewahren. Dann blickte sie auf.
»Du konntest Heather vom ersten Tag an nicht leiden, stimmt doch, oder?«
»Keine Spur.«
»Wohl! Du hast gesagt, ich soll mich nicht auf sie einlassen, du hast ihr im Büro böse Blicke zugeworfen …«
»Um Himmels willen!«, sagte Roxanne ungeduldig.
»Was hat sie dir denn getan?« Bebend erhob sich Candice’ Stimme über das Geschnatter. »Du hast dir doch überhaupt nicht die Mühe gemacht, sie richtig kennenzulernen …«
»Candice?« Maggie kam zum Tisch zurück und blickte von einer zur anderen. »Was ist los?«
»Heather«, sagte Roxanne.
»Oh«, sagte Maggie und verzog das Gesicht. Candice starrte sie an.
»Was? Magst du sie denn auch nicht?«
»Das habe ich nicht gesagt«, sagte Maggie wie aus der Pistole geschossen. »Und darum geht es auch nicht. Ich finde nur, es wäre nett gewesen, wenn wir drei …« Sie stutzte, als Roxanne hüstelte.
»Hi, Heather«, sagte Candice betreten.
»Hi«, sagte Heather freundlich und ließ sich auf ihren Stuhl gleiten. »Alles in Ordnung?«
»Ja«, sagte Candice mit puterroten Wangen. »Ich glaub, ich muss mal eben … aufs Klo. Bin gleich wieder da.«
Als sie weg war, herrschte Schweigen am Tisch. In der Ecke war Marilyn Monroe ans Mikrofon getreten und sang ein heiseres »Happy Birthday« für einen selig wirkenden Mann mit verschwitztem Gesicht und Bierbauch. Als sie zu seinem Namen kam, jubelten die Leute um ihn herum und reckten die Siegerfaust.
»Also«, sagte Maggie. »Noch eine Runde für uns?«
»Gern«, sagte Roxanne. »Es sei denn, Heather meint, Cocktails lassen die Haut altern …«
»Davon verstehe ich nichts«, sagte Heather höflich.
»Ach wirklich?«, sagte Roxanne und lallte leicht. »Das ist komisch. Es machte den Eindruck, als wüsstest du sonst alles.«
»Tatsächlich?«
»Jedenfalls …«, sagte Maggie eilig. »Hier steht noch ein voller Cocktail.« Sie zeigte auf das Glas mit der bernsteinfarbenen Flüssigkeit und dem zerstampften Eis, dekoriert mit gezuckerten Trauben. »Wessen ist das?«
»Ich glaube, der war für mich gedacht«, sagte Heather. »Aber ich möchte nicht. Möchtest du ihn haben, Roxanne?«
»Haben deine Lippen das Glas berührt?«, fragte Roxanne. »Falls ja: nein danke.«
Einen angespannten Augenblick lang starrte Heather sie an, dann schüttelte sie den Kopf und lachte beinah.
»Du kannst mich echt nicht leiden, was?«
»Ich mag keine Leute, die andere ausnutzen«, sagte Roxanne unmissverständlich.
»Ach wirklich?«, sagte Heather freundlich lächelnd. »Na, und ich mag keine traurigen alten Schnapsdrosseln, aber ich bin trotzdem höflich zu ihnen.«
Maggie hielt die Luft an und warf Roxanne einen Blick zu.
»Wie hast du mich genannt?«, fragte Roxanne ganz langsam.
»Eine traurige alte Schnapsdrossel«, sagte Heather und betrachtete ihre Fingernägel. Sie blickte auf und lächelte. »Eine traurige – alte – Schnapsdrossel.«
Ein paar Sekunden lang starrte Roxanne sie zitternd an. Dann – ganz langsam und vorsichtig – nahm sie das Glas mit der bernsteinfarbenen Flüssigkeit. Sie stand auf und hielt es einen Moment ins glitzernde Licht.
»Das wagst du nicht«, sagte Heather scharf, doch der Anflug eines Zweifels strich über ihr Gesicht.
»Oh, doch«, sagte Maggie und verschränkte die Arme. Es folgte ein Augenblick lautloser Spannung, während Heather ungläubig zu Roxanne aufblickte. Dann schüttete Roxanne mit einer abrupten Drehung ihres Handgelenks Heather den eiskalten Cocktail ins Gesicht. Heather stöhnte auf, schnaubte wütend und wischte sich das zerstampfte Eis aus den Augen.
»Spinnst du!?«, keifte sie und sprang auf. »Du bist ja … völlig durchgeknallt!« Maggie sah Roxanne an und fing an zu kichern. Am Nachbartisch stellten die Leute ihre Cocktails ab und stießen sich mit den Ellenbogen an.
»Hoffentlich altert deine Haut davon nicht«, nuschelte Roxanne, als Heather wütend an ihr vorbeidrängte. Die beiden sahen Heather hinterher, als sie durch die Tür zu den Toiletten verschwand,
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