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Cocktails fuer drei

Cocktails fuer drei

Titel: Cocktails fuer drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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Plötzlich konnte sie nicht mehr an sich halten. »Lachen Sie mich nicht aus!« Heiße Tränen liefen über ihre Wangen.
    »Aber ich lache doch gar nicht!«, sagte die Stewardess verblüfft. Sie sah die zerknüllte Zeitung in Roxannes Hand, und ihre Miene wandelte sich. »Ich lache nicht«, sagte sie sanft. Sie ging in die Hocke und legte ihre Arme um Roxanne. »Sie können von Nairobi zurückfliegen«, sagte sie Roxanne ins Ohr. »Wir kümmern uns darum.« Und während die Maschine immer höher und höher in die Wolken aufstieg, kniete sie am Boden, ignorierte die anderen Passagiere und streichelte Roxannes schmalen, schluchzenden Rücken.

Kapitel Fünfzehn
    Die Beerdigung fand neun Tage später in St. Bride’s an der Fleet Street statt. Als Candice früh dort eintraf, warteten davor bereits Leute und tauschten fassungslose Blicke – wie schon seit einer Woche. Dem gesamten Verlag hatte es die Sprache verschlagen, als Ralph nur zwei Wochen nach seiner Einlieferung ins Krankenhaus gestorben war. Manch einer hatte mit leerem Blick vor dem Computer gesessen und konnte es nicht fassen. Viele hatten geweint. Ein hysterisches Mädchen hatte gelacht, als sie die Nachricht bekam – dann war sie vor Scham in Tränen ausgebrochen. Während noch alle am Boden zerstört waren, fingen die Telefone an zu klingeln, und die Blumen trafen ein. Und so hatten sie tapfere Mienen aufsetzen und die eingehenden Nachrichten bearbeiten müssen, die Beileidsbekundungen, die neugierigen Anfragen zur Zukunft der Firma, verborgen hinter einem Schleier von Mitgefühl.
    Ralphs Sohn Charles war ein paarmal gesehen worden, wie er mit ernster Miene durch die Korridore lief. Er war erst so kurz beim Londoner , dass niemand wusste, wie er eigentlich war, abgesehen davon, dass er gut aussah und teure Anzüge trug. Sein Gesicht kannte man von den Fotos an Ralphs Wand, aber dennoch war er ein Fremder. Als er kurz nach dem Tod seines Vaters durch alle Büros gegangen war, hatten die Mitarbeiter ihr Beileid genuschelt und scheu angemerkt, welch wunderbarer Mensch Ralph gewesen war, doch niemand hatte es gewagt, auf Charles Allsopp zuzugehen. Niemand hatte gewagt, ihn zu fragen, was er mit der Zeitschrift vorhatte. Nicht vor der Beerdigung. Und so lief alles weiter wie bisher, mit hängenden Köpfen, gedämpften Stimmen und einem etwas unwirklichen Gefühl.
    Candice schob ihre Hände in die Taschen und suchte sich draußen eine Bank, wo sie allein war. Die Nachricht von Ralphs Tod hatte die Erinnerung an den Tod ihres Vaters schmerzlich wachgerufen. Noch immer konnte sie sich genau in diese Situation hineinversetzen, noch immer den Schock, die Trauer spüren. Jeden Morgen diese Hoffnung, dass alles nur ein böser Traum gewesen war. Die plötzliche Erkenntnis, die ihr eines Morgens beim Anblick ihrer Mutter gekommen war – dass ihre Familie nur noch aus ihnen beiden bestand, dass ihre Familie, statt zu wachsen, nun vorzeitig geschrumpft war. Sie wusste noch genau, wie einsam und verletzbar sie sich gefühlt hatte. Was sollte werden, wenn ihre Mutter starb?, dachte sie. Was sollte werden, wenn sie ganz allein auf der Welt war?
    Und dann, als sie gerade ihr Gleichgewicht wiederfand und langsam mit der Situation zurechtkam, hatte der Alptraum begonnen. Die Entdeckungen, die Erniedrigung. Die Erkenntnis, dass der geliebte Ehemann und Vater ein Schwindler, ein Betrüger gewesen war. Grob wischte Candice eine Träne aus ihrem Auge und blickte blinzelnd zu Boden. Es gab niemanden, mit dem sie diese Erinnerungen und Gefühle teilen konnte. Ihre Mutter wechselte sofort das Thema. Und Roxanne und Maggie – die einzigen beiden, die von der Geschichte wussten – standen nicht mehr zur Verfügung. Seit Wochen hatte niemand mehr etwas von Roxanne gehört, und Maggie … Candice verzog das Gesicht. Sie hatte versucht, mit Maggie zu reden, und sie einen Tag nach Ralphs Tod angerufen. Sie hatte sich entschuldigen, sich mit ihr aussöhnen und Schock und Trauer teilen wollen. Doch als sie etwas unsicher gesagt hatte: »Hi, Maggie, hier ist Candice«, hatte Maggie sie nur angeschnauzt: »Ach, bin ich wieder interessant genug? Jetzt möchtest du dich wieder mit mir unterhalten, ja?«
    »Ich wollte doch nicht …«, begann Candice hilflos. »Maggie, bitte …«
    »Ich will dir mal was sagen«, hatte Maggie gesagt. »Ruf mich am besten erst wieder an, wenn Lucia achtzehn ist, okay?« Und damit hatte sie den Hörer aufgeknallt.
    Bei dem Gedanken daran verzog Candice das

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