Cocktails fuer drei
ist?«
»Heather?«, sagte Justin und blieb stehen. »Nein. Wieso?«
»Ach, nur so«, sagte Candice sofort. »Ich überlege gerade was.« Sie lächelte Justin an, in der Erwartung, dass er ihr Lächeln erwidern oder weiter Konversation betreiben würde. Stattdessen sah er sie fragend an.
»Du hast Heather ganz schön unter deiner Fuchtel, was, Candice?«
»Bitte?« Candice runzelte die Stirn. »Was soll das denn heißen?«
»Du kontrollierst ihre Arbeit, nicht?«
»Na ja«, sagte Candice nach kurzer Überlegung. »Manchmal … überprüfe ich ihre Sachen.«
»Mehr nicht?«
Candice starrte ihn an und merkte, wie ihr das schlechte Gewissen die Schamesröte ins Gesicht trieb. Hatte Justin gemerkt, dass sie Heather den Großteil ihrer Arbeit abnahm? Vielleicht hatte er sie an ihrem Schreibstil erkannt. Vielleicht hatte er gesehen, wie sie an den Artikeln arbeitete, für die Heather verantwortlich war. Vielleicht hatte er gemerkt, dass sie Heather ständig Dokumente mailte.
»Vielleicht ein bisschen mehr«, sagte sie schließlich. »Ich bin manchmal so was wie eine helfende Hand. Du weißt schon.«
»Verstehe«, sagte Justin. Er musterte sie eingehend, ließ seinen Blick über ihr Gesicht schweifen, als suchte er nach Tippfehlern. »Nun, ich denke, Heather kommt von jetzt an vermutlich auch ohne deine kleine helfende Hand aus. Meinst du nicht auch?«
»Ich … ich glaube schon«, sagte Candice, erschrocken über seinen scharfen Ton. »Ich lasse sie in Ruhe.«
»Das freut mich zu hören«, sagte Justin und sah sie lange an. »Ich behalte dich im Auge, Candice.«
»Schön!«, sagte Candice verdattert. »Tu, was du nicht lassen kannst.«
Ein Telefon klingelte in Justins Büro, und nach einem letzten Blick auf Candice marschierte er weiter. Bestürzt sah Candice ihm hinterher. Wie war Justin daraufgekommen, dass sie Heather geholfen hatte? Und wieso war er deswegen so sauer? Sie hatte doch schließlich nur helfen wollen. Sie runzelte die Stirn und ging langsam zu ihrem Schreibtisch. Als sie sich setzte und ihren leeren Computerbildschirm betrachtete, kam ihr ein neuer, beunruhigender Gedanke. Litt ihre eigene Leistung darunter, dass sie Heather half? Verwendete sie vielleicht wirklich zu viel Zeit auf Heathers Arbeit?
»Alle mal herhören!« Justins Stimme unterbrach sie in ihren Gedanken, und sie drehte sich auf ihrem Stuhl um. Justin stand in der Tür zu seinem kleinen Büro, mit seltsamer Miene. »Ich habe eine schockierende Mitteilung zu machen.« Er wartete, bis sich alle von dem abwendeten, was sie gerade taten, und ihn ansahen. »Ralph Allsopp ist todkrank«, sagte er. »Krebs.«
Schweigen. Dann stöhnte jemand: »Oh Gott.«
»Ja«, sagte Justin. »Es ist ein ziemlicher Schock. Offenbar ist er schon eine Weile krank, ohne dass jemand davon wusste. Und inzwischen ist der Krebs …« Er wischte sich übers Gesicht. »Die Krankheit ist weit fortgeschritten. Ich fürchte, es steht schlecht um ihn.«
Keiner sagte ein Wort.
»Also … also deshalb hat er sich zur Ruhe gesetzt«, hörte Candice sich leise sagen. »Er wusste, dass er krank war.« Als sie die Worte aussprach, fiel ihr plötzlich die Nachricht vom Charing Cross Hospital ein, die sie neulich für ihn entgegengenommen hatte, und es lief ihr eiskalt über den Rücken.
»Er liegt im Krankenhaus«, sagte Justin. »Aber offenbar hat der Krebs sich ausgebreitet. Sie tun, was sie können, doch …« Seine Stimme verklang, und er blickte in die Runde. Die Nachricht schien ihm wirklich nahzugehen, und plötzlich empfand Candice direkt leises Mitgefühl für ihn. »Ich denke, eine Karte wäre nett«, fügte er hinzu, »von uns allen unterschrieben. Am besten etwas Unbeschwertes …«
»Was glaubt man, wie lange ihm noch bleibt?«, fragte Candice betreten. »Ist es …« Sie stockte, biss sich auf die Lippe.
»Offenbar nicht mehr lange«, sagte Justin. »Wenn so was erst mal da ist, dann …«
»Monate? Wochen?«
»Ich glaube …« Er zögerte. »Ich glaube, nach dem, was Janet gesagt hat, ist es nur noch eine Frage von Wochen. Oder sogar …« Er schwieg.
»Oh Gott«, sagte Alicia bebend. »Aber er sah doch so …« Sie stockte und schlug die Hände vors Gesicht.
»Ich rufe Maggie an und sag ihr Bescheid«, sagte Justin nüchtern. »Und überlegen Sie alle mal, ob Ihnen noch jemand einfällt, der informiert werden sollte … Freie Mitarbeiter beispielsweise. David Gettins wird es sicher gern wissen wollen.«
»Roxanne«, sagte jemand.
»Genau«,
Weitere Kostenlose Bücher