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Cocktails fuer drei

Cocktails fuer drei

Titel: Cocktails fuer drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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Gesicht, dann zwang sie sich, den Kopf zu heben. Es wurde Zeit, ihre eigenen Probleme zu vergessen und sich auf Ralph zu konzentrieren. Sie suchte bekannte Gesichter unter den Trauergästen. Alicia stand allein da, trübsinnig. Heather tröstete in einer Ecke die weinende Kelly. Es waren viele Leute gekommen, die sie zu kennen meinte, und sogar ein paar mittelmäßig Prominente. Ralph Allsopp hatte sich im Laufe der Jahre viele Freunde gemacht und einige verloren.
    Candice stand auf, strich ihren Mantel glatt und machte sich bereit, zu Heather hinüberzugehen, doch bei einem Blick hinüber zum Tor stutzte sie. Herein kam dort – braun gebrannter als je zuvor, die blonden Haare wallend über einem schwarzen Mantel – Roxanne. Sie trug eine dunkle Sonnenbrille und ging langsam, fast als wäre sie krank. Ihr Anblick brach Candice fast das Herz, und plötzlich brannten Tränen in ihren Augen. Vielleicht wollte sich Maggie nicht mit ihr vertragen, aber Roxanne bestimmt.
    »Roxanne!«, sagte sie und rannte auf sie zu, dass sie fast stolperte. »Roxanne, das mit neulich Abend tut mir leid! Können wir nicht einfach vergessen, was passiert ist?«
    Sie wartete darauf, dass Roxanne ihr zustimmte, dass die beiden sich umarmten und ein paar sentimentale Tränen vergossen. Doch Roxanne blieb still, dann sagte sie – wie unter großen Mühen – heiser: »Wovon redest du, Candice?«
    »Von der Manhattan Bar«, sagte Candice. »Wir haben Sachen gesagt, die wir nicht so meinten …«
    »Candice, die Manhattan Bar interessiert mich einen Dreck«, sagte Roxanne grob. »Findest du das jetzt wichtig?«
    »Also … nein«, sagte Candice erschrocken. »Wahrscheinlich nicht. Aber ich dachte …« Sie stockte. »Wo warst du?«
    »Ich war weg«, sagte Roxanne. »Nächste Frage?« Ihr Gesicht war undurchschaubar, fast unfreundlich hinter ihrer Sonnenbrille. Verunsichert starrte Candice sie an.
    »Wie … wie hast du die Nachricht bekommen?«
    »Ich habe die Todesanzeige gelesen«, sagte Roxanne. »Im Flugzeug.« Mit schroffer, eckiger Geste klappte sie ihre Handtasche auf und holte ihre Zigaretten hervor. »Im beschissenen Flugzeug.«
    »Mein Gott, das war bestimmt ein Schock!«, sagte Candice.
    Roxanne sah sie lange an, dann sagte sie nur: »Ja, das war es.« Mit zitternden Händen versuchte sie, ihre Zigarette anzuzünden, doch das Feuerzeug verweigerte den Dienst. »Scheißding«, fluchte sie und fing fast an zu schnaufen. »Gottverdammtes Scheißding …«
    »Roxanne, lass mich mal«, sagte Candice und nahm ihr die Zigarette weg. Roxannes offensichtlicher Mangel an Haltung erschreckte sie – Roxanne, die Schicksalsschläge normalerweise mit einem Grinsen und einer bissigen Bemerkung abtat. Heute schien es ihr näherzugehen als allen anderen. Hatte sie Ralph denn so nahegestanden? Candice runzelte die Stirn, als sie die Zigarette anzündete und Roxanne wieder zurückgab.
    »Hier, bitte sehr«, sagte sie, dann stutzte sie. Roxanne starrte regungslos eine nicht mehr ganz junge Frau mit blondem Bob und dunklem Mantel an, die eben einer schwarzen Limousine entstiegen war. Ein kleiner Junge von vielleicht zehn Jahren folgte ihr auf den Bürgersteig, dann eine junge Frau und einen Moment später Charles Allsopp.
    »Oh«, sagte Candice neugierig. »Das muss seine Frau sein. Ja, natürlich. Ich erkenne sie wieder.«
    »Cynthia«, sagte Roxanne. »Und Charles. Und Fiona. Und der kleine Sebastian.« Sie nahm einen tiefen Zug von ihrer Zigarette. Auf dem Bürgersteig strich Cynthia Sebastians Mantel glatt und inspizierte sein Gesicht.
    »Wie alt ist er?«, fragte Candice mit Blick auf die trauernde Familie. »Der Kleine?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Roxanne und stieß ein seltsames kleines Lachen aus. »Ich hab … ich hab aufgehört zu zählen.«
    »Der Ärmste«, sagte Candice betrübt. »Stell dir vor, deinen Vater in so jungen Jahren zu verlieren. Schlimm genug, dass …« Sie stockte und holte tief Luft.
    Die Allsopps wandten sich um und gingen, angeführt von Cynthia und Charles, langsam zur Kirche. Als sie Roxanne passierten, fiel Cynthias Blick auf sie, und Roxanne hob entschlossen das Kinn.
    »Kennst du sie?«, fragte Candice verdutzt, als sie vorüber waren.
    »Ich habe noch nie ein Wort mit ihr gewechselt«, sagte Roxanne.
    »Oh«, sagte Candice und versank in ratlosem Schweigen. Die Leute um sie herum machten sich auf den Weg in die Kirche. »Na gut … wollen wir reingehen?«, sagte Candice schließlich. Sie blickte auf.

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