Cocktails fuer drei
beiläufig.
»Keine Ahnung. Er will mich morgen sprechen. Scheint wohl irgendwas wahnsinnig Wichtiges zu sein.« Candice verdrehte die Augen. »Er tut so geheimnisvoll. Wahrscheinlich hat er mal wieder eine ganz geniale Idee.«
»Wahrscheinlich«, sagte Heather. Einen Moment lang sah sie Candice nachdenklich an, dann grinste sie und drückte sie an sich. »Ich sag dir was: Lass uns heute Abend was zusammen machen«, sagte sie. »Irgendwo was Nettes essen. Nach der ganzen Trauer können wir ein bisschen Spaß vertragen, meinst du nicht?«
»Absolut«, sagte Candice erleichtert. »Ehrlich gesagt bin ich ganz schön fertig.«
»Ach«, sagte Heather nachdenklich. »Ich hab dich vorhin mit Roxanne gesehen. Hattet ihr wieder Streit?«
»Mehr oder weniger«, sagte Candice. Vor ihrem inneren Auge sah sie Roxannes kummervolle Miene und zuckte zusammen. »Aber das … ist egal.« Sie sah Heathers freundliches Lächeln und fühlte sich plötzlich schon viel besser – getröstet und ermutigt. »Es ist wirklich ganz egal.«
Kapitel Sechzehn
Als Candice sich am nächsten Morgen für die Arbeit bereitmachte, war von Heather nichts zu sehen. Sie lächelte in sich hinein, als sie sich in der Küche einen Becher Kaffee machte. Am Abend hatten sie bis spät in einem Restaurant gesessen, Pasta gegessen, Rotwein getrunken und geredet. Die beiden waren so entspannt miteinander, empfanden gegenseitig eine so natürliche, unaufgeregte Zuneigung, die Candice viel bedeutete. Sie schienen das Leben ganz ähnlich zu sehen, dieselben Werte zu haben, denselben Sinn für Humor.
Heather hatte mehr getrunken als Candice, und als die Rechnung kam, hatte sie sich fast unter Tränen noch einmal für alles bedankt, was Candice für sie tat. Dann hatte sie die Augen gerollt und über sich selbst gelacht. »Sieh mich an, ich bin mal wieder etwas drüber. Candice, wenn ich morgen früh nicht wach werde, lass mich einfach schlafen. Ich brauch bestimmt den ganzen Tag, bis ich wiederhergestellt bin!« Sie hatte einen Schluck Kaffee genommen, Candice über ihre Tasse hinweg angesehen und dann hinzugefügt: »Und viel Glück mit deinem Termin bei Justin. Hoffen wir, dass es was Positives ist!«
Der Abend hatte ihr gutgetan, dachte Candice. Nach Ralphs Beerdigung konnte sie die Ereignisse des Tages Revue passieren lassen und abhaken. Nach wie vor war sie verletzt, weil Roxanne einfach so abgedampft war, nach wie vor konnte sie das mit ihr und Ralph nicht fassen. Doch heute Morgen war sie gestärkt, konnte in die Zukunft blicken und sich auf andere Dinge in ihrem Leben konzentrieren. Auf ihre Freundschaft mit Heather, ihren heißgeliebten Job.
Candice trank ihren Kaffee aus, schlich auf Zehenspitzen zu Heathers Zimmertür und lauschte. Es war nichts zu hören. Sie lächelte, nahm ihre Tasche und verließ die Wohnung. Es war ein klarer Morgen, ein Hauch von Sommer lag in der Luft, und sie spazierte munter vor sich hin und überlegte, warum Justin sie wohl sprechen wollte.
Als sie bei der Arbeit ankam, sah sie, dass sein Büro leer war. Sie ging zu ihrem Schreibtisch und stellte erst mal den Computer an, bestätigte ihr Passwort und drehte sich um, weil sie sehen wollte, mit wem sie plaudern konnte. Doch Kelly war die Einzige im Büro; sie saß an ihrem Tisch und tippte wie wild, ohne auch nur eine Sekunde aufzublicken.
»Ich habe dich bei der Beerdigung gesehen«, sagte Candice freundlich. »Es schien dir sehr nahezugehen.« Kelly blickte auf und warf Candice einen seltsamen Blick zu.
»Ja«, sagte sie und tippte weiter.
»Ich konnte am eigentlichen Gottesdienst nicht teilnehmen«, fuhr Candice fort. »Aber ich habe gesehen, wie du mit Heather reingegangen bist.«
Zu ihrer Überraschung lief Kelly rot an.
»Ja«, sagte sie wieder. Sie tippte noch etwas weiter, dann stand sie abrupt auf. »Ich muss nur mal kurz …«, sagte sie betreten und ging hinaus. Erstaunt sah Candice ihr nach, dann wandte sie sich ihrem Computer zu. Sie schrieb kurz etwas, dann drehte sie sich wieder um. Es hatte keinen Sinn, mit der Arbeit anzufangen, wenn sie um halb zehn bei Justin sein sollte.
Wieder fragte sie sich, was er wohl von ihr wollte. Früher hätte sie vielleicht gedacht, er bräuchte einen Rat oder wollte zumindest ihre Meinung hören. Doch seit er die Leitung der Zeitschrift übernommen hatte, benahm sich Justin zunehmend, als wäre er etwas Besseres als Candice und alle anderen in der Redaktion. Es hätte sie geärgert, wäre es nicht so lächerlich
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