Cocktails fuer drei
Frankreich und lag an einem gottverfluchten Swimmingpool.«
Roxanne schluchzte auf, und ihre Schultern bebten. Schweigend, entsetzt sah Candice sie an.
»Ich hätte es wissen müssen«, sagte Roxanne mit tränenerstickter Stimme. »Ich habe gemerkt, dass mit ihm irgendwas nicht stimmt. Er wurde immer dünner, und er …« Ihr Satz erstarb, und sie wischte unwirsch an ihren Augen herum. »Aber weißt du, was ich dachte? Ich dachte, er war gestresst, weil er seine Frau verlassen wollte. Ich dachte, er wollte mit mir zusammenleben. Und dabei war er todkrank gewesen. Und …« Sie stutzte ungläubig. »Und du wusstest es.«
Bestürzt versuchte Candice, sie in den Arm zu nehmen, doch Roxanne schüttelte sie ab.
»Ich kann es nicht ertragen!«, sagte sie verzweifelt. »Ich kann es nicht ertragen, dass alle außer mir Bescheid wussten. Du hättest es mir sagen müssen, Candice.« Ihre Stimme wurde zu einem kindlichen Heulen. »Du hättest mir sagen müssen, dass er krank war!«
»Aber ich wusste doch gar nichts von dir und Ralph!« Candice merkte, dass ihr selbst die Tränen kamen. »Woher hätte ich wissen können, was ich dir erzählen soll?« Sie versuchte, Roxannes Hand zu nehmen, doch Roxanne stand auf.
»Ich kann nicht bleiben«, flüsterte sie. »Ich kann dich nicht um mich haben. Ich kann es nicht ertragen … dass du es wusstest und ich nicht.«
»Roxanne, es ist nicht meine Schuld«, flehte Candice, und Tränen liefen über ihr Gesicht. »Es ist nicht meine Schuld!«
»Ich weiß«, sagte Roxanne heiser. »Das weiß ich. Aber ich kann es trotzdem nicht ertragen.« Und ohne Candice noch einmal in die Augen zu sehen, ging sie eilig davon.
Maggie wischte sich die Augen und nahm einen Schluck heißen, frischen Tee.
»So ist es besser«, sagte die Frau vom Gesundheitsamt freundlich. »Machen Sie sich keine Gedanken. Viele junge Mütter leiden anfangs unter Depressionen. Das ist ganz normal.«
»Aber ich habe keinen Grund, deprimiert zu sein«, sagte Maggie schaudernd. »Ich habe einen liebevollen Mann und ein großes, schönes Haus, und ich muss nicht arbeiten. Ich habe wirklich Glück.«
Sie sah sich in ihrem imposanten Wohnzimmer um: der Flügel voller Fotos, der Kamin mit dem Holz, die Terrassentüren, die hinaus auf den Rasen führten. Die Frau folgte ihrem Blick.
»Sie sind hier draußen ziemlich isoliert, nicht wahr?«, sagte sie nachdenklich. »Haben Sie Familie in der Nähe?«
»Meine Eltern wohnen in Derbyshire«, sagte Maggie, schloss die Augen und spürte den heißen Dampf des Tees in ihrem Gesicht. »Aber meine Schwiegermutter wohnt nur ein paar Meilen entfernt.«
»Und ist das eine Hilfe?«
Maggie machte den Mund auf, um Ja zu sagen.
»Nicht wirklich«, hörte sie sich stattdessen sagen.
»Verstehe«, sagte die Frau taktvoll. »Sie kommen nicht besonders gut miteinander aus?«
»Doch, schon … aber sie gibt mir das Gefühl, eine völlige Versagerin zu sein«, sagte Maggie, und als die Worte heraus waren, empfand sie plötzlich schmerzliche Erleichterung. »Sie macht alles so gut, und ich mache alles so …« Wieder liefen Tränen über ihre Wangen. »So schlecht«, flüsterte sie.
»Das stimmt gewiss nicht.«
»Doch! Ich kann einfach nichts richtig machen!« Maggie schüttelte sich. »Ich habe nicht mal gemerkt, dass ich richtige Wehen hatte. Paddy musste mir sagen , dass ich Wehen hatte. Ich habe mich so … so dumm gefühlt. Und ich halte das Haus nicht sauber, und ich backe keine Scones – und ich war ungeduldig, als ich Lucia einmal die Windel wechseln musste, und Paddy kam rein und hat mitbekommen, wie ich sie angeschrien habe …« Maggie wischte ihre Augen und schniefte. »Sie hält mich für eine schlechte Mutter.«
»Das glaube ich nicht …«
»Doch, das tut sie! Ich sehe es ihr an. Sie hält mich für unfähig!«
»Ich halte dich doch nicht für unfähig!«
Maggie und die Frau vom Gesundheitsamt zuckten zusammen und sahen sich um. Paddy stand in der Wohnzimmertür, mit hochrotem Kopf. »Maggie, wie kannst du nur so etwas Schreckliches denken?«
Paddy war gekommen, um Maggie zu fragen, ob sie etwas aus dem Laden brauchte, und hatte die Haustür unverschlossen vorgefunden. Als sie durch die Diele ging, hatte sie Maggies aufgebrachte Stimme gehört und dann plötzlich ihren Namen. Sie hatte sich gesagt, sie sollte lieber wieder gehen – doch stattdessen war sie dem Wohnzimmer immer näher gekommen, konnte nicht glauben, was sie da hörte.
»Maggie, mein liebes Mädchen,
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