Cocktails fuer drei
geglaubt, wir könnten Freunde sein, nach allem, was dein Vater meiner Familie angetan hat?«
»Aber ich habe doch versucht, es wiedergutzumachen!«, sagte Candice. »Ich wollte dir etwas Gutes tun!« Heather schüttelte den Kopf und riss Candice die Taxitür aus der Hand. »Heather, hör doch!«, rief Candice in Panik. »Verstehst du nicht?« Sie beugte sich vor, fast erwartungsvoll. »Ich wollte es wiedergutmachen! Ich hab doch bloß versucht, dir zu helfen!«
»Tja, nun«, sagte Heather kühl. »Vielleicht hat das nicht gereicht.«
Sie sah Candice ein letztes Mal an, dann knallte sie die Tür zu.
»Heather!«, rief Candice durch die offene Scheibe, mit rasendem Herzen. »Heather, warte! Bitte. Ich brauche doch meinen Job!« Vor Verzweiflung wurde sie immer lauter. »Du musst mir helfen! Bitte, Heather!«
Doch Heather drehte sich nicht einmal mehr um. Im nächsten Moment raste das Taxi die Straße hinunter.
Ungläubig sah Candice ihm nach, dann sank sie bebend auf den Gehweg, mit der Mülltüte in der Hand. Ein Pärchen mit Hund kam vorbei und musterte sie neugierig, doch sie reagierte nicht. Die Welt um sich herum nahm sie gar nicht wahr, nur ihren dumpfen Schock.
Kapitel Siebzehn
Candice hörte etwas hinter sich und drehte sich um. Ed stand in der Haustür und sah sie an, ausnahmsweise ohne dieses amüsierte Blitzen in den Augen. Er wirkte ernst, fast streng.
»Ich habe gesehen, wie sie ihre Sachen zusammenpackte«, sagte er. »Ich hab versucht, dich bei der Arbeit anzurufen, aber die wollten mich nicht durchstellen.« Er kam ein paar Schritte auf sie zu und betrachtete den Müllbeutel, der neben ihr auf dem Gehweg lag. »Bedeutet es das, was ich denke?«
»Ich wurde … freigestellt«, sagte Candice, brachte die Worte kaum heraus. »Sie halten mich für eine Diebin.«
»Aber … was ist passiert?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Candice und wischte müde über ihr Gesicht. »Ich weiß nicht, was passiert ist. Sag du es mir. Ich … dabei wollte ich doch immer nur das Richtige tun. Weißt du?« Sie blickte zu ihm auf. »Ich wollte einfach nur … nett sein. Und was habe ich nun davon?« Ihre Stimme wurde gefährlich rau. »Ich verliere meinen Job, ich verliere meine Freunde … ich habe alles verloren, Ed. Alles.«
Zwei Tränen liefen über ihre Wangen, und sie wischte sie mit dem Ärmel ihrer Jacke ab. Nachdenklich sah Ed sie einen Moment lang an.
»Stimmt doch gar nicht«, sagte er. »Deinen Charme hast du nicht verloren. Falls es für dich von Interesse sein sollte.« Candice starrte ihn an, dann lachte sie beinah. »Und noch etwas hast du nicht verloren, nämlich …« Er stockte.
»Was?«
»Mich hast du nicht verloren«, sagte Ed und sah ihr offen in die Augen. »Wiederum, falls es für dich von Interesse sein sollte.«
Einen Moment lang herrschte angespanntes Schweigen.
»Ich …« Candice schluckte. »Danke.«
»Komm schon.« Ed reichte ihr die Hand. »Lass uns reingehen.«
»Danke«, flüsterte Candice und nahm seine Hand. »Danke, Ed.«
Schweigend stiegen sie die Treppe hinauf. Als sie vor ihrer Wohnungstür ankamen, zögerte Candice, dann machte sie auf. Augenblicklich spürte sie die Leere. Heathers Mantel hing nicht mehr am Garderobenständer im Flur, ihr Notizblock lag nicht mehr auf dem kleinen Telefontischchen, ihre Schlafzimmertür stand weit offen, und der Schrank war offensichtlich ausgeräumt.
»Ist noch alles da?«, fragte Ed hinter ihr. »Wenn sie was geklaut hat, könnten wir die Polizei rufen.«
Candice ging ins Wohnzimmer und sah sich um.
»Ich glaube, es ist alles noch da«, sagte sie. »Meine Sachen jedenfalls.«
»Na, wenigstens das«, sagte Ed. »Oder?«
Candice antwortete nicht. Sie ging hinüber zum Kaminsims und betrachtete schweigend das Foto von ihr mit ihrer Mutter und ihrem Vater. Wie sie in die Sonne lächelte, glücklich und ahnungslos. Ihr Atem ging schneller, dann war ihr, als würde etwas Heißes in ihr aufsteigen, ihr die Kehle verbrennen, das Gesicht, die Augen.
»Ich komme mir so … dumm vor«, sagte sie. »Ich komme mir so was von dumm vor.« Tränen der Erniedrigung liefen über ihre Wangen, und sie vergrub das Gesicht in den Händen. »Jeden Scheiß habe ich geglaubt, den sie mir erzählt hat. Dabei hat sie gelogen wie gedruckt. Alles, was sie gesagt hat, war … gelogen.«
Ed lehnte sich an den Türrahmen und runzelte die Stirn.
»Also … wie jetzt? Sie hatte es auf dich abgesehen?«
»Sie hatte es die ganze Zeit auf mich abgesehen.«
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