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Cocktails fuer drei

Cocktails fuer drei

Titel: Cocktails fuer drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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Redaktion arbeitete schweigend, was bedeutete, dass alle lauschten. Es fühlte sich direkt unwirklich an, als sie die oberste Schreibtischschublade aufzog und deren vertrauten Inhalt betrachtete. Notizbücher, Stifte, alte Disketten, eine Packung Himbeertee.
    »Dass du mir keine Disketten mitnimmst«, sagte Justin im Vorübergehen. »Und lass die Finger vom Computer. Wir wollen nicht, dass verlagseigene Informationen das Haus verlassen.«
    »Lass mich in Ruhe!«, hatte Candice ihn wütend angeschnauzt, mit Tränen in den Augen. »Ich werde schon nichts klauen .«
    Als sie nun draußen auf dem Gehweg stand, kamen ihr schon wieder die Tränen. Alle hielten sie für eine Diebin. Und wieso auch nicht? Die Beweise waren erdrückend. Candice schloss die Augen. Ihr wurde ganz schwindlig bei dem Gedanken, dass Heather Beweise gegen sie gefälscht haben sollte. Dass Heather die ganze Zeit gegen sie intrigiert hatte. Ihre Gedanken schossen hin und her, versuchten, logisch zu bleiben, sich das alles zu erklären. Aber sie konnte nicht geradeaus denken, wenn sie mit den Tränen kämpfte, wenn ihr Gesicht hochrot war und irgendetwas ihr die Kehle zusammenschnürte.
    »Alles okay?«, fragte ein Mann mit einer Jeansjacke, und Candice riss den Kopf hoch.
    »Ja, danke«, murmelte sie und spürte, wie eine kleine Träne über ihre Wange lief. Bevor er noch etwas sagen konnte, lief sie schon den Bürgersteig entlang, ohne zu wissen, wohin sie wollte, während ihre Gedanken wild umherjagten. Der Müllbeutel schlug gegen ihre Beine, das Plastik war feucht in ihren Händen. Sie hatte das Gefühl, jeder, der an ihr vorüberkam, musterte sie mit wissendem Blick. In einem Schaufenster betrachtete sie ihr Spiegelbild und erschrak bei dem Anblick. Ihr Gesicht war kalkweiß, ihr Kostüm zerknittert, ihre Haare hatten sich gelöst. Sie versuchte, die Tränen zu unterdrücken. Sie musste nach Hause, dachte sie in Panik. Sie wollte raus aus dem Kostüm, ein Bad nehmen und sich verkriechen wie ein kleines Tier im Bau, bis sie wieder in der Lage war, daraus hervorzukommen.
    An der Ecke kam sie zu einer Telefonzelle. Sie zog die schwere Tür auf und zwängte sich hinein. Drinnen war es kühl und still, eine kurze Zuflucht. Maggie, dachte sie verzweifelt und nahm den Hörer in die Hand. Oder Roxanne. Die würden ihr helfen. Eine von beiden würde ihr helfen. Roxanne oder Maggie. Sie streckte die Hand nach der Wählscheibe aus, dann hielt sie inne.
    Nicht Roxanne. Nicht, nachdem sie bei Ralphs Beerdigung so auseinandergegangen waren. Und auch nicht Maggie. Nicht nach dem, was sie zu ihr gesagt hatte, nicht nach diesem schrecklichen Telefonat.
    Eiskalt lief es Candice über den Rücken, und sie lehnte sich an das kühle Glas der Zelle. Keine von beiden konnte sie anrufen. Sie hatte sie verloren. Irgendwie hatte sie ihre beiden allerbesten Freundinnen verloren.
    Ein Klopfen an der Scheibe ließ sie aufschrecken, und entsetzt riss sie die Augen auf.
    »Wollen Sie telefonieren?«, rief eine Frau mit einem kleinen Kind an der Hand.
    »Nein«, sagte Candice benommen. »Nein, will ich nicht.«
    Sie trat aus der Telefonzelle auf die Straße, nahm ihren Müllbeutel in die andere Hand und sah sich ratlos um, als wäre sie gerade einem Tunnel entstiegen. Dann lief sie weiter, in einem Nebel des Unglücks, merkte kaum, wohin sie ging.
    Als Roxanne die Treppe heraufkam, mit einem Brot und einer Zeitung in der Hand, hörte sie drinnen in ihrer Wohnung das Telefon klingeln. Soll es doch, dachte sie. Lass es läuten. Es gab niemanden, den sie sprechen wollte. Langsam kramte sie ihren Schlüssel hervor, schob ihn ins Schloss der Wohnungstür und machte auf. Sie zog die Tür hinter sich zu, legte Brot und Zeitung weg und starrte das klingelnde Telefon böse an.
    »Du gibst nicht auf, oder?«, sagte sie und nahm den Hörer ab. »Ja?«
    »Spreche ich mit Miss Roxanne Miller?«, fragte eine fremde, männliche Stimme.
    »Ja«, sagte Roxanne. »Die bin ich.«
    »Gut«, sagte die Stimme. »Ich möchte mich Ihnen zunächst vorstellen. Mein Name ist Neil Cooper, und ich rufe im Namen der Kanzlei Strawson & Co. an.«
    »Ich besitze kein Auto«, sagte Roxanne. »Ich brauche keine Autoversicherung. Und ich habe auch keine Fenster, die zu Bruch gehen könnten.«
    Neil Cooper lachte etwas angestrengt. »Miss Miller, ich sollte mich erklären. Ich bin Rechtsanwalt und Notar. Ich wende mich an Sie im Zusammenhang mit dem Nachlass von Ralph Allsopp.«
    »Oh«, sagte Roxanne. Sie

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