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Cocktails fuer drei

Cocktails fuer drei

Titel: Cocktails fuer drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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haben.
    Sie griff in ihre Tasche, um die Zigaretten hervorzuholen, und als sie es tat, berührten ihre Finger den Zettel mit dem Namen Neil Cooper und einer Adresse. Roxanne betrachtete den Zettel einige Sekunden lang, dann warf sie ihn angewidert von sich. Der Anruf dieses Anwalts hatte sie aus der Bahn geworfen. Noch immer wurde ihr ganz zittrig, wenn sie daran dachte. In ihrer Erinnerung schien seine Stimme etwas Herablassendes zu haben. Unterschwellig, ach so diskret, aber im Bilde. Eine solche Kanzlei hatte vermutlich tagtäglich mit den Geliebten von Verstorbenen zu tun. Wahrscheinlich hatten sie eine eigene Abteilung dafür.
    Tränen brannten in Roxannes Augen, und sie knipste wütend an ihrem Feuerzeug herum. Wieso hatte Ralph einem verdammten Anwalt von ihnen erzählen müssen? Wieso hatte er es überhaupt irgendwem erzählen müssen? Sie fühlte sich enttarnt, schutzlos einer plüschigen Kanzlei ausgesetzt, die über sie lachte. Sollte sie dort hingehen, würde man hinter vorgehaltener Hand über sie grinsen, ihren Aufzug und ihre Frisur begutachten, ein leises Lachen ersticken, wenn man sie bat, doch Platz zu nehmen. Oder schlimmer noch: sie mit unverhohlener Missbilligung mustern.
    Denn sie waren auf Cynthias Seite, oder? Diese Anwälte gehörten allesamt zu diesem sicheren, etablierten Leben, das Ralph mit seiner Frau gehabt hatte. Diesem Bund, der durch eine Heiratsurkunde, durch Kinder, durch gemeinsamen Besitz legitimiert war. Der durch Freunde der Familie gestützt wurde, durch entfernte Cousins, durch Buchhalter und Anwälte. Ein ganzes System, das nur dazu da war, das juristische Gebilde aufzustellen und abzusegnen, das Ralph und Cynthia darstellten.
    Und im Vergleich dazu: Was hatten sie und Ralph gehabt? Roxanne zog an ihrer Zigarette, spürte den beißenden Rauch, der in ihrer Lunge brannte. Was hatten Ralph und sie gehabt? Vergängliches. Flüchtige Erlebnisse, Erinnerungen, Geschichten. Ein paar Tage hier, ein paar Tage dort. Heimliche Umarmungen, diskret geflüsterte Liebesschwüre. Nichts Öffentliches, nichts Greifbares. Sechs Jahre der Wünsche und Träume.
    Da könnte in China ebenso gut ein Sack Reis umfallen, dachte Roxanne und starrte aus dem Fenster. Ein Mann sagt einer Frau, dass er sie liebt. Aber wenn niemand in der Nähe ist, der es hören könnte – hat er es dann auch wirklich gesagt? Ist es wirklich passiert?
    Sie seufzte und drückte ihre Zigarette aus. Vergiss Neil Cooper, dachte sie und leerte ihren Cappuccino. Vergiss diesen Termin am Donnerstag. Vergiss es einfach. Am liebsten wollte sie alles vergessen.
    Candice saß schweigend auf dem Sofa, das Gesicht in den Händen verborgen, die Augen geschlossen, denn in ihrem Kopf flogen Bilder und Erinnerungen nur so durcheinander. Heathers unschuldiges Lächeln und ihre überschwänglichen Worte. Heather, die sich im Kerzenschein vorbeugte und sie fragte, was ihr auf der Welt am meisten bedeutete. Heather, die sie liebevoll an sich drückte. Und ihr eigener Stolz und die Freude über ihre neue Freundin, ihr idealistischer Glaube daran, dass sie die Untaten ihres Vaters aus der Welt schaffen konnte.
    Bei der Erinnerung daran wand sie sich vor Schmerz und Scham. Wie hatte sie jemals glauben können, dass das Leben so einfach war, dass die Leute so leicht zu nehmen waren? Wie hatte sie alles so simpel sehen können? Plötzlich schien ihr der Versuch, irgendetwas wiedergutzumachen, geradezu lächerlich, ihr naives Vertrauen in Heather fast kriminell.
    »Ich war ein Idiot«, murmelte sie laut. »Ein leichtgläubiger, dämlicher …«
    »Hör auf damit«, hörte sie Eds Stimme über sich, und sie blickte auf. »Trink lieber«, fügte er hinzu und hielt ihr ein Glas mit klarer Flüssigkeit hin.
    »Was ist das?«, fragte sie misstrauisch und nahm das Glas.
    »Grappa. Wunderbares Zeug. Trink ruhig.« Er deutete auf das Glas, woraufhin sie einen Schluck nahm und keuchte, als die brennende Flüssigkeit sich in ihrem Mund ausbreitete.
    »Verdammt!«, presste sie hervor. Ihr ganzer Mund kribbelte.
    »Wie gesagt.« Ed grinste. »Wunderbares Zeug. Mach schon, trink!«
    Candice riss sich zusammen und nahm noch einen Schluck. Während der Alkohol ihre Kehle hinunterlief, breitete sich ein warmes Glühen in ihrem Körper aus, und sie merkte, dass sie Ed anlächelte.
    »Es ist noch reichlich da«, sagte Ed und schenkte ihr aus der Flasche nach. »Und jetzt«, fügte er hinzu und nahm das Telefon, »bevor du es dir allzu gemütlich machst, hast du

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