Cocktails fuer drei
stand auf.
»Komm mit«, sagte er. »Hauen wir hier ab. Fahren wir zum Haus meiner Tante.«
»Wie?« Unsicher sah Candice ihn an. »Das Haus, das du geerbt hast?«
»Tapetenwechsel. Du kannst nicht den ganzen Tag in der Wohnung hocken.«
»Aber, das ist ziemlich weit weg, oder? Wiltshire oder irgendwo.«
»Na und?«, sagte Ed. »Wir haben doch Zeit.« Er sah auf seine Uhr. »Es ist erst elf.«
»Ich weiß nicht.« Candice wischte über ihr Gesicht. »Ich bin mir nicht sicher, ob das so eine gute Idee ist.«
»Na, und was willst du den ganzen Tag lang tun? Rumsitzen und dich verrückt machen? Vergiss es.«
Die Stille hielt eine Weile an.
»Du hast recht«, sagte Candice schließlich. »Ich meine, was soll ich denn sonst machen?« Sie sah zu Ed auf und spürte, wie ein Lächeln über ihr Gesicht strich. Plötzlich war sie hin und weg von dem Gedanken, dem ganzen Elend in London zu entkommen. »Du hast völlig recht. Fahren wir.«
Kapitel Achtzehn
Gegen Mittag klopfte Giles an die Schlafzimmertür und wartete, bis Maggie verschlafen den Kopf hob.
»Da möchte dich jemand besuchen«, sagte er leise. Maggie rieb ihre Augen und gähnte, als er hereinkam, mit Lucia in den Armen. Die Sonne schien ins Zimmer, und es roch nach Kaffee. Und sie war nicht mehr müde. Sie lächelte und streckte die Arme über dem Kopf aus, genoss das Gefühl der weichen Decke auf ihren ausgeruhten Gliedern. Wie schön es doch im Bett war, dachte sie glücklich.
»Ach, ich fühle mich so gut!«, sagte sie, kam hoch und lehnte sich an einen Berg aus Kissen. Sie gähnte gewaltig und strahlte Giles an. »Ich fühle mich fantastisch. Abgesehen davon, dass ich vor Milch fast platze …«
»Das überrascht mich nicht«, sagte Giles, reichte ihr Lucia und sah sich an, wie Maggie ihr Nachthemd aufknöpfte. »Vierzehn Stunden hast du jetzt geschlafen.«
»Vierzehn Stunden«, sagte Maggie staunend, während Lucia zu nuckeln begann. »Vierzehn Stunden! Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, wann ich das letzte Mal mehr geschlafen habe als …« Sie schüttelte den Kopf. »Und ich kann gar nicht glauben, dass ich zwischendurch nicht aufgewacht bin!«
»Du warst in einer lärmfreien Zone«, sagte Giles. »Ich habe alle Telefone ausgestellt und mit Lucia einen Spaziergang gemacht. Wir sind erst seit ein paar Minuten wieder da.«
»Wirklich?« Maggie betrachtete Lucias kleines Gesicht und lächelte zärtlich. »Ist sie nicht hübsch?«
»Sie ist wunderbar«, sagte Giles. »Wie ihre Mutter.«
Er kam herüber, setzte sich aufs Bett und sah den beiden schweigend zu. Nach einer Weile blickte Maggie zu ihm auf.
»Und wie war sie heute Nacht? Hast du denn geschlafen?«
»Nicht viel«, sagte Giles etwas betrübt. »Sie scheint ihr Bettchen nicht besonders zu mögen, was?« Er sah Maggie in die Augen. »So war das bisher jede Nacht?«
»Mehr oder weniger«, sagte Maggie nach kurzer Pause.
»Ich verstehe nicht, wieso du mir nie was davon gesagt hast.« Giles fuhr mit der Hand durch seine wirren Haare. »Wir hätten uns Hilfe holen können, wir hätten …«
»Ich weiß.« Maggie biss auf ihre Lippe und sah sich den blauen Himmel draußen vor dem Fenster an. »Ich hatte … ich weiß es nicht. Ich mochte einfach nicht zugeben, wie schlimm es war.« Sie zögerte. »Du dachtest, ich komme so gut zurecht, und du dachtest, Lucia ist so perfekt, und du warst so stolz auf mich … wenn ich dir erzählt hätte, dass es ein Alptraum war …«
»Ich hätte gesagt: Scheiß auf das Baby. Wir schicken es zurück«, sagte Giles wie aus der Pistole geschossen, und Maggie lachte leise.
»Danke, dass du sie letzte Nacht genommen hast«, sagte sie.
»Maggie, hör auf, dich bei mir zu bedanken!«, sagte Giles fast ungeduldig. »Sie ist doch auch mein Kind, oder? Ich habe genauso ein Recht darauf wie du, sie morgens um drei zu verfluchen.«
»Verfluchtes Baby«, sagte Maggie und lächelte die Kleine an.
»Verfluchtes Baby«, wiederholte Giles. »Verfluchte, alberne Mama.« Mit gespielter Missbilligung schüttelte er den Kopf. »Die Frau vom Gesundheitsamt zu belügen. Ich weiß nicht. Dafür könntest du ins Gefängnis kommen.«
»Ich habe nicht gelogen«, sagte Maggie und nahm Lucia an die andere Brust. »Es war …« Sie überlegte einen Moment. »Es war nur eine beschönigende Darstellung der Lage.«
»Gute PR , meinst du.«
»Ganz genau«, sagte Maggie mit gespieltem Lächeln. »›Das Leben mit meinem neuen Baby ist die reine Freude‹, erklärte Miss
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