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Cocoon, Band 01

Cocoon, Band 01

Titel: Cocoon, Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Albin
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frage ich.
    »Meine Mentorin«, sagt sie, als wäre das selbsterklärend. »Hat deine dir nichts gesagt?«
    »Sie hat mir genug gesagt.«
    »Nun«, erwidert Pryana grinsend, »dann würde ich mir eine neue Mentorin besorgen. Deine macht ihre Arbeit nicht richtig.«
    »Meldest du dich freiwillig?«, frage ich.
    »Vorsicht, Adelice, sonst glauben die noch, du willst dich an mich ranmachen.«
    So sehr ich Pryana hasse, wende ich mich doch zu ihr um und schaue sie geradewegs an. »Haben sie dich darüber etwas gefragt?«
    »Über was?«, sagt sie. Doch dann erwidert sie meinen Blick, wenn auch widerwillig und mit einem Seufzen.
    »Über andere Webjungfern, die … na, du weißt schon … «
    »Die sich an mich ranmachen?« Sie zuckt mit den Schultern. »Ja, das war schräg.« Pryana wendet sich wieder ihrem Einkauf zu. Die Fragen während des Kartografierens scheinen sie herzlich wenig zu beschäftigen. Aber wenn sie die Wahrheit sagt und es nur eine Sache von einer halben Stunde war, hat sie auch keinen Grund zur Sorge.
    Da es mir keine gute Idee zu sein scheint, in ihrer Anwesenheit hier herumzuschnüffeln, versuche ich, meine Enttäuschung darüber, dass ich diesen Flügel des Konvents nicht genauer in Augenschein nehmen kann, zu verbergen. Er wird ohnehin mit Kameras überwacht. Ich blättre in einem Katalog, bestelle aber nichts, während Pryana eine Bestellung nach der anderen in die Komkonsole blafft. Sollte sie nur halb so viele Kleider haben wie ich, braucht sie nichts von alledem. Doch sie scheint mir die Sorte Mädchen zu sein, die ihre Privilegien voll ausschöpfen. Schließlich kommt Schwester Renni mit unseren Kleidern herein. Hastig, einander den Rücken zugewandt, ziehen wir uns an. An der Tür wartet ein Wachmann, der uns durch den kahlen Korridor führt. Die einzelnen Türen sind durch nichts voneinander zu unterscheiden. Es gibt keinerlei Hinweise darauf, was in den Zimmern dahinter vor sich geht. Man hört die Medics nicht einmal. So viel zu meinem genialen Plan, das Kartografieren zu nutzen, um Informationen zu sammeln.
    Doch als der Wachmann uns ins Hauptfoyer bringt, erspähe ich eine Schwester, die hastig eine Digiakte bearbeitet, während sie durch eine graue Schwingtür verschwindet. Seit dem Arzt und Schwester Renni ist sie die erste Medic, die ich hier sehe. Da wir uns der langsam zufallenden Tür nähern, erkenne ich durch den Spalt einen langen Korridor mit grauen Fliesen und eine kleine Sicherheitstür, auf der das Wort Forschung steht. Gut, dass ich das Messgerät nicht mehr trage, denn mein Herz setzt für einen Moment aus.
    »Meine Damen«, sagt der Wachmann höflich, der am Empfangsschalter wartet. Wir verlassen die Klinik, und er führt uns in den hohen Turm zurück. Im Gehen merke ich mir, wie oft wir abbiegen, und zähle meine Schritte. Wenn es mir irgendwie gelingt, will ich dorthin zurück. Zuvor muss ich aber an eine Genehmigung rankommen, um die Forschungsabteilung betreten zu dürfen. Unser Begleiter lässt uns am Aufzug zurück und verabschiedet sich mit einer kleinen Verbeugung.
    »Welches Stockwerk?«, fragt Pryana.
    »F-f-fünfzehn«, stottere ich, da mich die freundliche Geste überrascht.
    Sie verdreht die Augen.
    »In welchem Stockwerk wohnst du?«, frage ich.
    »Vier.«
    Ich strecke den Arm aus, um den Knopf für ihr Stockwerk zu drücken, doch sie gibt mir eins auf die Finger.
    »Sei nicht dämlich«, zischt sie. »Wenn ich schon mit dir in einem Aufzug fahren muss, dann will ich auch den hohen Turm sehen.«
    »Du wohnst im hohen Turm«, rufe ich ihr ins Gedächtnis.
    Sie funkelt mich böse an. »Nein, ich wohne in den unteren Quartieren, und der Aufzug lässt mich nicht höher hinauf als bis zur Aufenthaltsetage.«
    Zum ersten Mal sehe ich mir die Knöpfe genauer an. Unterhalb der Aufenthaltsetage befinden sich fünf weitere Etagen, darunter die Pryanas.
    »Oh, das war mir nicht bewusst.«
    »Ja«, sagt sie. »Das ist bei dir immer das Problem.«
    »Hör mal … «, setze ich an, während mir die Hitze in die Wangen steigt, doch bevor ich ihr sagen kann, wo sie sich ihr Problem hinschieben soll, gleitet die Tür zu meinem Stockwerk auf.
    Auf der Etage gibt es noch zwei weitere, pflaumenfarben lackierte Türen, aber ich habe noch nie eine andere Webjungfer auf dieser Ebene gesehen. Deshalb schiebe ich Pryana nicht in den Aufzug zurück, um sie zu zwingen, in die unteren Quartiere zurückzukehren. Hier gibt es nichts, was sie nicht sehen dürfte, und schließlich wird

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