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Cocoon, Band 01

Cocoon, Band 01

Titel: Cocoon, Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Albin
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rufe mir den Gildenball ins Gedächtnis, und Enoras Worte hallen in meinem Kopf wider. Mach dich nicht lächerlich.
    »Es war, als würde sie mich gar nicht mehr kennen«, sagt Valery leise. »Ich habe sie abgefangen … «
    »Sie haben sie überschrieben.«
    Sie schüttelt den Kopf. »Aber sie können Webjungfern nicht überschreiben. Das ist zu gefährlich. Sie überschreiben nur Kriminelle und Labile! Sonst kann es sein, dass sie nicht mehr weben kann.«
    »Glaub mir«, sage ich und lege sanft meine Hand auf ihre. »Die haben eine neue Technik.«
    »Warum? Wegen uns?« Ihre Stimme versagt, und Tränen quellen ihr aus den Augen. »Sie darf noch nicht einmal heiraten. Sie gefährdet die Bevölkerung nicht.«
    »Die Gilde ist streng, wenn das Gleichgewicht von Arras auf dem Spiel steht. Ich weiß, dass das kein Trost ist, aber solange sie glauben, dass sie sie reparieren können … «
    »Sie reparieren? Denkst du so über uns? Dass wir repariert werden müssen?« Valerys Stimme übertönt das Wasserrauschen.
    Ich fasse ihre Hand und spreche leise. »Keine von uns muss repariert werden, aber die Gilde kennt nur ihre eigenen Interessen.«
    Eine gute Minute lang starrt Valery mir in die Augen. Dann zieht sie ihre Hand weg, als hätte ich sie gestochen.
    »Sie sind hinter dir her.«
    »Das nehme ich an«, gebe ich zu.
    »Sie würden ihre neue Technik niemals an ihrem wertvollsten Fang ausprobieren«, sagt sie. »Enora hat dich beschützt. Sie hat Maela bei ihren Bestrafungen Steine in den Weg gelegt.«
    »Ich weiß.« Ich könnte versuchen, ihr klarzumachen, dass ich nicht die Verantwortung an Enoras Zustand oder dem Tod von Pryanas Schwester und dem meiner eigenen Eltern trage, aber ich kann nicht leugnen, dass ich der gemeinsame Nenner bin.
    »Dann ist dir klar, dass es deine Schuld ist.«
    Valery erhebt sich und wischt sich mit einem letzten Seufzer durch die Augen. Ohne mich noch eines Blickes zu würdigen, geht sie hinaus und lässt mich allein mit meiner Schuld zurück.
    Enora erscheint nicht, um mich fürs Abendessen anzukleiden. Ein dumpfer Schmerz im Bauch verrät mir, dass ich sie niemals wiedersehen werde, und so sehr ich es auch versuche, ich werde dieses seltsame Gefühl nicht los. Am Tisch, an dem ich mit den anderen Webjungfern sitze, bleibt ihr Platz leer, was meine Sorge nur noch vergrößert. Sie ist so nagend, dass mir beinahe entgeht, dass Jost heute Abend bedient.
    »Noch etwas Wein?«, bietet er mir an. Unsere Blicke treffen sich, und in seinen Augenwinkeln sind Sorgenfältchen zu erkennen.
    »Wasser, bitte.«
    Kurz darauf kehrt er mit einem großen Wasserkrug zurück. Er folgt meinem Blick zu Enoras verwaistem Platz.
    »Butler«, sage ich, während er mir ausschenkt, »ich habe ein Problem mit dem automatischen Licht an meinem Kamin.«
    »Ich kümmere mich später darum«, sagt er und zieht sich zurück, um die anderen Frauen zu bedienen.
    Während mein Blick zum anderen Ende des Tischs schweift, schaut mich Pryana an und hebt ihr Weinglas. Sie lächelt und neigt leicht den Kopf, als würden wir auf etwas trinken. Ich wende mich ab, rühre aber keinen der sechs Gänge an, die uns aufgetischt werden.
    Als ich vom Essen zurückkomme, drückt Jost an den Knöpfen auf meinem Kaminsims herum. Ich streife mir die Hackenschuhe ab und stelle ich mich dazu. Er betätigt einen Schalter, worauf das Feuer fauchend aufflammt.
    »Scheint in Ordnung zu sein«, sagt er.
    »Mein Fehler.«
    »Brauchst du sonst noch etwas?«, fragt er mit gehobener Augenbraue.
    Das ist mein Stichwort. Mit dem nächsten Wimpernschlag habe ich einen neuen Augenblick in dem Zimmer gewoben. Bevor ich etwas sagen kann, falle ich ihm in die Arme. Ich vergrabe mein Gesicht an seiner Brust und weiß nicht, wo ich anfangen soll.
    »Ich kann nicht … «
    Mit einem »Schsch« bringt er mich zum Schweigen. Er fasst mich am Kinn und schiebt mein Gesicht nach oben. Als seine Lippen meine berühren, verblasst alles andere. Mein Puls rast, und ich schlinge die Arme um seinen Hals. So könnte ich bis in alle Ewigkeit verharren.
    Er rückt als Erster ab, und ich seufze, als die schimmernde Kuppel und das Zimmer wieder in mein Bewusstsein dringen. Zusammen mit all den Problemen der realen Welt.
    »Enora«, setze ich an.
    »Sie war nicht beim Abendessen«, sagt er.
    »Sie hat sich eigenartig verhalten, und ich glaube, ich weiß, warum.«
    »Weil sie … «
    »Weil sie jemanden liebt«, gestehe ich.
    »Ich weiß.« Jost zögert. »Sie liebt eine andere

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