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Cocoon, Band 01

Cocoon, Band 01

Titel: Cocoon, Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Albin
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sie kaum in meinem Zimmer herumhängen und eine Pyjamaparty mit mir feiern wollen. Doch kaum sind wir aus dem Aufzug herausgetreten, bereue ich meine Entscheidung. Im Gang sind zwei Frauen. Ganz toll gemacht, Adelice. Beim Angeben erwischt zu werden.
    Erst sieht es so gut aus, als sie würden beide mit dem Rücken zu uns stehen, aber dann merke ich, dass nur eine von uns abgewandt ist. Ihr blondes Haar ist adrett zusammengerollt und mit einem Kamm festgesteckt. Ich begreife nicht, was ich sehe. Um ihre Hüfte winden sich Arme, wandern ihren Rücken hoch. Schlanke, olivgrüne Hände mit leuchtend roten Fingernägeln.
    »Oh mein Arras«, keucht Pryana, und das Paar löst sich aus seiner Umarmung.
    Das scheucht mich auf. Ich schiebe Pryana in den wartenden Aufzug und drücke den Knopf, um die Tür zu schließen. Dann wirble ich zu den Frauen herum und starre Enora und Valery an, die wie festgefroren auf der Stelle verharren. Jetzt verstehe ich, wieso der Arzt diese Dinge gefragt hat. Und Pryana versteht es auch.

SIEBZEHN
    E nora ergreift plötzlich die Flucht und rennt zu der kaum benutzten Treppe am anderen Ende. Valery dreht sich auf dem Absatz um, öffnet den Mund, bringt aber nichts heraus. Wir starren einander an. Ich begreife es einfach nicht. Valery und Enora. Es kommt mir nicht direkt falsch vor, nur seltsam. Und ich fühle mich ein wenig ausgeschlossen, weil ich nicht wusste, dass die beiden Menschen, die mir hier am nächsten sind, ein Geheimnis miteinander teilen. Doch der Gedanke ist ungerecht, und ich schaue beschämt zur Seite. Wer bin ich, dass ich das beurteilen könnte? Ich war alles andere als offen, was Jost angeht.
    Schließlich breche ich das Schweigen. »Benimmt sie sich deshalb so komisch?«
    »Nein«, sagt Valery mit leichtem Kopfschütteln. »Das hat damit nichts zu tun.«
    Ich zögere kurz, bevor ich tief Luft hole. »Komm schon. Lass uns nicht hier draußen herumstehen. Ich habe dich schon vor Stunden erwartet, damit du mir die Haare frisierst.«
    Sollte Valery erstaunt sein, lässt sie es sich nicht anmerken. Sie folgt mir zu meinem Zimmer. Als ich die Tür öffne, wirft sie einen Blick zur Treppe. Ich zupfe sie am Ärmel und scheuche sie in mein Quartier.
    Im Badezimmer drehe ich den Hahn auf, wie Jost es mir vor Wochen gezeigt hat. Valery sucht ihre Gerätschaften zusammen: Eine Schürze, Shampoos und Haarspülungen. Ich nehme sie ihr aus der Hand und drücke sie auf den Frisierstuhl. Dann lehne ich mich gegen die Wand und mustere sie. Valery. Die freundliche, stille Valery. Sie ist Enora sehr ähnlich.
    »Du musst mir nichts erzählen«, sage ich.
    »Es ist eine lange Geschichte«, sagt sie verbittert.
    »Von denen gibt es hier eine ganze Menge. Schau, ich kann dir nicht sagen, was Pryana tun wird, aber was mich betrifft, geht es mich nichts an.«
    »Oh, sie wissen es doch schon«, sagt Valery. Obwohl ihre Stimme zittert, reckt sie ihr Kinn in die Höhe. »Deshalb benimmt sich Enora so komisch.«
    »Hat sie Angst, dass man sie rauswirft?«
    »Nein, gar nicht. Sie verhält sich nur anders seit der Gedankenkartografie. Sie ist … abwesend.«
    Ich weiß genau, was sie meint. »Das ist mir auch aufgefallen. Sie hat mir kaum etwas darüber erzählt.«
    »Sie musste zweimal rein.«
    Zweimal? Ein Schauer kriecht mir die Wirbelsäule hinauf.
    »Und du bist dir sicher, dass der Konvent wusste, dass ihr beide … « Ich weiß nicht einmal, was man dazu sagt.
    »Dass wir eine Beziehung haben?«, hilft sie nach. »Ja.«
    »Das tut mir leid«, sage ich und sehe an ihr vorbei in die Badewanne.
    »Mach dir nichts draus«, sagt Valery, doch ihre Stimme klingt schwermütig und wütend. »Der Konvent erstickt so etwas im Keim.«
    »Ich dachte, sie würden die meisten Abweichler erwischen«, sage ich und komme mir naiv vor. Das hat der Arzt mit seiner Frage gemeint. Pryana hat genau gewusst, was seine Fragen bedeutet haben, aber ich nicht, weil ich nicht mitbekommen habe, dass sich zwischen Valery und Enora etwas abspielt.
    »Nur weil es Vorschriften dagegen gibt, heißt das doch nicht, dass es einfach nicht mehr passiert«, sagt sie. »Draußen gibt es noch mehr von uns, aber wir verhalten uns unauffällig. Es ist schwerer, wenn … «
    »Wenn man eine Webjungfer liebt?«
    »Genau das. Wir konnten es eine Weile geheim halten, aber in letzter Zeit wurde die Überwachung verschärft, vor allem bei Enora.«
    Weil ich aufgetaucht bin.
    »Glaubst du, dass sie etwas mit ihr gemacht haben?«, fragt sie.
    Ich

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