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Cocoon, Band 01

Cocoon, Band 01

Titel: Cocoon, Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Albin
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auch wenn ich sie weder hören noch sehen kann, bin ich überzeugt, dass Maela ihm die Fragen eingibt. Wahrscheinlich wird sie das Ganze noch eine weitere Stunde in die Länge ziehen.
    »Es dauert nur einen Moment«, sagt er beschwichtigend. »Hast du, seit du hier bist, von irgendwelchen Bediensteten oder Webjungfern Geschenke angenommen?«
    Mir fällt die winzige Digiakte ein, die Enora mir vor meiner Reise nach Arras gegeben hat. Ich habe das Gefühl, dass er mir die Frage deswegen stellt. »Nein, gar nicht. Botschafter Patton hat mir nach dem Gildenball Blumen aufs Zimmer geschickt.«
    Der junge Arzt räuspert sich leise, und ich spüre, wie er zögert, nachdem ich Cormac erwähnt habe.
    »Bist du irgendwelche sexuellen Beziehungen eingegangen, nachdem du in den Konvent gekommen bist?«
    »Meinen Sie das ernst?«, fahre ich auf. »Ich habe Erik geküsst. Das weiß sie auch.«
    Soll Maela sich doch selbst um ihr ungezogenes Schoßtier kümmern.
    Ohne auf meinen Ausbruch einzugehen, fährt er fort. »Hat sich dir sonst jemand sexuell genähert?«
    »Meinen Sie die Wachleute?«, frage ich.
    »Nein, Adelice«, sagt er. »Ich meine die anderen Webjungfern.«
    »Die Webjungfern?«, frage ich gedehnt. »Ich kann Ihnen nicht folgen.«
    »Ich interpretiere das als Nein.«
    »Na schön«, sage ich verwirrt. Will er wissen, ob ich abweichendes Verhalten zeige? »Sonst noch was?«
    »Für diese Sitzung haben wir es«, sagt er, und der Komhörer geht mit einem Klicken aus.
    »Für diese Sitzung?«, winsle ich, doch der Kartograf hebt sich bereits von meinem Kopf. Ich sehe alles nur in Weiß. Die Schwester schiebt mir behutsam den Arm unter den Rücken und hilft mir, mich aufzusetzen. Kurz darauf landet dickes Gel in meinen Augen, und ich schreie erschrocken auf.
    »Blinzle kräftig«, befiehlt sie.
    Obwohl es brennt, sehe ich das Zimmer allmählich wieder schärfer. Ich strecke die steifen Beine aus und genieße den leichten Schmerz bei der Bewegung.
    »Ich bringe dich ins Beobachtungszimmer«, erklärt mir Schwester Renni.
    »Beobachtungszimmer?«, frage ich. »Wann bin ich denn dann endlich fertig?«
    »Wir wollen sicherstellen, dass der Laserscan und das Nervenreizmittel keine Nebenwirkungen hervorgerufen haben«, sagt sie, während sie mir beim Aufstehen hilft und mich aus dem Zimmer führt.
    Das Beobachtungszimmer hat blassgrüne Wände. Mehrere Betten mit weißen Laken stehen herum, doch da mir noch immer das Gel aus den Augen rinnt, kann ich nicht viel mehr erkennen. Die Schwester hält mir einen weichen Bademantel entgegen. Ich ziehe ihn über das dünne Hemd und setze mich auf das nächste Bett. Um meine Beine knittert das Laken, und als ich mich zur Wand schiebe, spüre ich raues Plastik unter mir. Das ist nicht das weiche, bequeme Bett, das ich aus meinem Quartier gewöhnt bin. Aber es ist weit besser als die Liege im Untersuchungszimmer.
    Ich kneife die Augen zu und öffne sie wieder. Diesen Vorgang wiederhole ich ein paarmal, um das Gel aus meinen Augen zu spülen, denn ich möchte sehen, wo ich bin. Jeden Bereich des Geländes, in dem Leute von draußen arbeiten, will ich auskundschaften. Doch noch bevor ich Gelegenheit finde, das Regal in der Ecke zu begutachten, taucht die Schwester wieder auf und hilft Pryana in das Bett neben mir.
    »Ich dachte, ihr Mädchen könnt euch Gesellschaft leisten«, erklärt sie strahlend.
    »Das ist lieb von Ihnen«, entgegne ich, und sie lächelt mich noch einmal an, bevor sie hinausgeht.
    Pryana starrt vor sich hin, ohne mich zu beachten.
    »Tja, das hat ja mal Spaß gemacht«, plaudere ich.
    »Du bist krank«, erwidert sie, ohne mich auch nur eines Blickes zu würdigen.
    »Mag schon sein. Aber es waren die besten zwei Stunden meines Lebens.«
    »Zwei Stunden?«, fragt sie. »Du hast so lange gebraucht?«
    Ich runzle die Stirn. Was will sie mir damit sagen?
    »Ich war nach einer halben Stunde fertig«, sagt sie und sieht kurz zu mir herüber.
    »Oh«, sage ich. »Wahrscheinlich gab’s bei dir weniger zu kartografieren.«
    »Wahrscheinlich muss man bei mir nichts überschreiben«, giftet sie zurück.
    »Klar, du bist genau das, was sie haben wollen«, sage ich.
    Ihre Augen verengen sich, aber sie greift zu einem Katalog und blättert ihn durch. »Madilyne hat mir gesagt, dass die Prozedur weniger als eine Stunde dauern würde, wenn der erste Scan zeigt, dass keine Überschreibung notwendig ist«, sagt sie, und dabei kriechen ihre Mundwinkel nach oben.
    »Wer ist Madilyne?«,

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