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Cocoon, Band 01

Cocoon, Band 01

Titel: Cocoon, Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Albin
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Frau.«
    Ich starre ihn an. Vielleicht hatte Valery recht, und alle wussten davon. Wie konnte mir das nur entgehen?
    »Am Chefbutler geht kaum etwas vorbei«, sagt er, nachdem er meine Gedanken erraten hat.
    »Wissen das alle?«, frage ich ein bisschen beleidigt.
    »Wahrscheinlich. Das Gerücht geht schon lange um«, sagt er und zieht mich zum Boden hinunter. »Es ist auch nicht der erste Fall. Webjungfern wachsen nicht gerade auf Bäumen, deshalb ist die Gilde bereit, gewisse Dinge auszublenden, wenn ein Mädchen begabt ist.«
    »Woher dann das plötzliche Interesse?«
    Er zögert erneut und weicht meinem Blick aus. »Ehrlich gesagt hat man erst in letzter Zeit größeres Augenmerk auf sie gerichtet.«
    »Wegen mir.« Es schmerzt, doch mir ist klar, dass er recht hat.
    »Und mithilfe der neuen Überschreibungstechnik … «
    »Hatte sie keine Chance«, vollende ich seinen Gedanken. Mir fällt etwas Schreckliches ein. »Glaubst du, Pryana wird Valery anschwärzen?«
    »Ich weiß nicht«, gibt er mit einem schweren Seufzer zu. »Schon möglich, und Valery genießt nicht den Schutz einer Webjungfer.«
    »Warum kümmert die das überhaupt?«, stöhne ich. »Sie ist bestimmt nicht die Einzige, die sich heimlich trifft. Du musst doch nur mal uns angucken.«
    Jost lacht, als hätte ich etwas irrsinnig Lustiges gesagt. Denkt er so über uns? Dass wir ein guter Witz sind? Ich kann mich nicht entscheiden, ob ich ihn schlagen oder losheulen soll.
    »Was?«, frage ich. Dabei versuche ich, trotzig zu wirken, und hoffe, dass ihm meine geröteten Wangen nicht auffallen.
    »Natürlich kümmert die das, Adelice. Was wäre, wenn Frauen andere Frauen heiraten würden? Oder wenn Männer sich mit Männern vermählten?«
    Innerhalb eines Sekundenbruchteils verwandelt sich meine Erleichterung in Verlegenheit. Natürlich hat er über sie gelacht. Aber dann rührt sich etwas in meiner Brust, und ich erinnere mich daran, wie Valery mich angefahren hat. »Es ist nichts Verkehrtes dabei. Schließlich tut es niemandem weh.«
    »Du hast mich falsch verstanden«, sagt Jost. »Du hast mich gefragt, wieso es ihnen etwas ausmacht. Der Gilde. Und ich erkläre dir, dass es ihnen Angst macht. Eine Frau ohne Ehemann … «
    »Ich habe keinen Ehemann«, wende ich ein.
    »In ein oder zwei Jahren hättest du aber einen, wenn du nicht einberufen worden wärst.«
    »Webjungfern heiraten nun einmal nicht. Und niemand fühlt sich durch uns bedroht.«
    »Sicher. Ihr heiratet nicht, aber ihr werdet dafür in geschlossene Anlagen gesperrt. Und«, fügt er in neckendem Ton hinzu, »wenn du Glück hast, darfst du am Arm eines fetten Beamten wieder raus.«
    Meine Nasenflügel beben. Denkt er so über mich? Vielleicht sollte ich ihn doch schlagen. Heulen kann ich später immer noch.
    »Tatsache ist, dass die meisten Webjungfern weit davon entfernt sind, rein zu sein. Wieso, glaubst du, beschäftigen die hier Männer als Bedienstete? Um die schweren Sachen zu heben?«, fährt er fort, ohne zu merken, dass ich von ihm abgerückt bin.
    »Hast du damit viel Erfahrung?«, frage ich und weiß nicht, ob ich auf mich oder auf die anderen Mädchen wütend sein soll.
    Jost betrachtet mich mit forschend verengten Augen. »Geht es hier um uns oder um Enora?«
    »Um Enora.«
    »Ich hätte jetzt nämlich fast etwas anderes gedacht.«
    »Wenn sie wegsehen, während wir uns heimlich mit der halben Wachmannschaft treffen, wieso kümmert es sie dann, dass Enora Valery liebt?« Ich schreie, aber es ist mir egal.
    »Würdest du mich bitte ausreden lassen?«, fragt er. »Sie – die Gildenbeamten – fühlen sich bedroht, wenn die Treue einer Webjungfer jemand anderem gilt.«
    »Valery sagte, dass es noch mehr gibt«, erzähle ich etwas weniger aufgebracht. »In Arras.«
    »Hast du schon mal welche getroffen?«
    »Nein«, räume ich ein.
    »Sie verhalten sich unauffällig, und man lässt sie in Ruhe, oder sie werden überschrieben. Aber nicht nur sie. Wenn eine Webjungfer ihr Herz verliert, machen sie dem ein Ende, selbst wenn sie sich in einen Beamten verliebt.«
    »Sie überschreiben sie?«
    »Nein, das haben sie bisher noch nicht gemacht. Manchmal überschreiben sie ihn oder lassen ihn entfernen, falls er nicht von Bedeutung ist. Andere werden bedroht. Es passiert öfter, als du denkst.« Jost schüttelt den Kopf. »Wie, glaubst du, wurde ich Chefbutler? Ich habe nie irgendwelchen Unfug angestellt.«
    Eine seltsame Mischung aus Freude und Furcht verknotet mir d en Magen. Also gibt es

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