Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cocoon, Band 01

Cocoon, Band 01

Titel: Cocoon, Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Albin
Vom Netzwerk:
Grundeinstellung der Atelierwand wider.
    Ich sage nur ein Wort: »Jost.«
    Ein Bild flackert in meiner Hand auf, und ich werfe flüchtige Blicke darauf. Schmale Metalltische stehen der Länge nach in dem Raum, und Mädchen in kurzen Kleidern tragen Tabletts mit Geschirr zu den tiefen Metallbecken an der Wand. In der gegenüberliegenden Ecke steht Jost und gibt einer Gruppe Jungs Anweisungen. Kaum schwärmen diese aus, schließt Jost die Augen und zwickt sich ins Nasenbein. Wie er sich gegen die Wand lehnt, wirkt er erschöpft, und ich werde seinen Kummer noch vergrößern. Aber wenn ich es ihm jetzt nicht sage, habe ich vielleicht nie wieder die Kraft dazu. Mit der freien Hand ziehe ich die Digiakte hervor und schaue auf die Karte. Ich befinde mich direkt über der Küche. Kurz überlege ich, ob ich umdrehen soll. Ich habe unsere Beziehung ohnehin schon ruiniert, und wenn er von Sebrina erfährt, wird alles anders sein. Aber ich denke an Amie, und auch wenn es nicht dasselbe ist, weiß ich, dass ich ihm das nicht vorenthalten darf. Ich husche nach rechts zum nächsten Treppenhaus. Mir bleibt nicht einmal Zeit zu überlegen, was ich ihm sagen soll, da bin ich auch schon am Fuß der Treppe gleich neben dem Kücheneingang angekommen.
    Eine Küchengehilfin dreht den Kopf zu mir herum und starrt mich mit offenem Mund an. Auch einige andere halten beim Geschirrspülen inne, aber nur eine wischt sich die seifigen Hände an ihrer Schürze ab und kommt zu mir herüber.
    »Miss?«, sagt sie und mustert mich mit unsicherem Blick. »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Ich muss mit dem Chefbutler sprechen«, sage ich und recke das Kinn so aristokratisch wie möglich vor.
    Sie schürzt die Lippen und kneift verwirrt die Augen zusammen. »Jost?«
    »Wenn er so heißt«, sage ich und scheuche sie mit einer Handbewegung davon. Dabei komme ich mir wie eine furchtbare Zicke vor, doch je mehr ich mich wie eine Webjungfer verhalte, desto weniger Neugierde werde ich bei ihnen erwecken.
    Die Magd knickst und kehrt zu den Nahrungsgeneratoren zurück, doch ich sehe, dass sie die Augen verdreht, worauf ein anderes Mädchen kichert. Ein Blick auf meine Miene, und ihr Lächeln erstirbt. Hastig nimmt sie ihre Arbeit wieder auf. Wie sehr sie mich hassen müssen.
    Jost schaut durch eine Tür im Hintergrund herein, und seine Augen weiten sich ein wenig. Doch er lässt sich nichts anmerken. Nachdem er einige Worte mit der Küchenhilfe gewechselt hat, die ich nach ihm geschickt habe, kommt er auf mich zu.
    »Wie kann ich Ihnen helfen?«, fragt er. In seinem Tonfall liegt nicht der geringste Anflug von Freundlichkeit.
    »Ich benötige deine Dienste«, sage ich und bedeute ihm mit einer Geste, dass er mir folgen soll.
    »Ich kann Ihnen einen meiner Männer mitschicken«, schlägt er mit ausdruckslosem Blick vor. »Ich habe andere Verpflichtungen und bin nicht zu Ihrem Vergnügen da.«
    »Mir wurde ausdrücklich gesagt, dass ich dich holen soll«, wiederhole ich.
    »Künftig können Sie eine Komkonsole benutzen, um Hilfe anzufordern«, erklärt Jost und wendet sich zum Gehen.
    »Ich glaube nicht, dass ich künftig deine Hilfe brauchen werde.«
    Das lässt ihn innehalten. Für die anderen hören sich meine Worte bestimmt verwöhnt und kleinkariert an, aber Jost kennt mich zu gut, um sie einfach so abzutun. Selbst wenn er das wollte.
    »Gehen Sie voraus«, sagt er seufzend.
    Auf der Treppe halte ich ihn auf. »Wir müssen reden.«
    »Ich höre«, sagt er und verschränkt die Arme vor der Brust.
    »An einem ungestörten Ort«, flüstre ich.
    Jost löst die Arme wieder und holt tief Luft. In seinem Nacken zuckt ein Muskel, aber er nickt und führt mich in den Keller. Als wir durch eine zweite Tür treten, erkenne ich den kalten Steinboden.
    »Es ist schon so lange her«, murmle ich und lasse die Finger über die feuchte Felswand des Zellentrakts gleiten.
    Jost führt mich in eine Zelle und zieht eine kleine Lampe hervor. Sie verströmt grelles Licht. Dann lehnt er sich gegen die Wand und hebt die Augenbrauen.
    »Ich weiß, dass ich dich verletzt habe … «
    »Nein«, sagt er. »Das merke ich an der Art, wie du es sagst. Du hast keine Ahnung, Adelice.«
    »Ich wollte dich schützen.« Ich gehe auf ihn zu.
    »Ich brauche deinen Schutz nicht.«
    »Du bist ja auch ein Mann! Traust du einem Mädchen nicht zu, dass es alleine etwas auf die Reihe kriegt?«
    Ich will mich abwenden, aber er fasst mich am Handgelenk.
    »Ich habe es nicht nötig, dass du mich schützt«,

Weitere Kostenlose Bücher