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Cocoon, Band 01

Cocoon, Band 01

Titel: Cocoon, Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Albin
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veranstalten den Gildenball nur, damit die Beamten die neuen Mädchen ansabbern können. Die anderen Konvente richten das ganze Jahr über ähnliche Empfänge aus.«
    »Widerlich«, grummle ich.
    »Ja, nicht wahr?«, flüstert er amüsiert. »Aber mal im Ernst: Hat denn dieses Jahr keiner der Junggesellen Glück?«
    »Ich glaube, ich lasse Pryana den Vortritt«, sage ich und beobachte, wie sie den Minister lächelnd und mit ihrem Schmollmund um den Finger wickelt.
    »Ich bezweifle, dass seine Frau gestattet, dass er sie mit nach Hause bringt«, erwidert Erik mit einem Zwinkern.
    »Seine Frau?« Ich markiere ein Würgen.
    »Oh, sie sind alle verheiratet«, klärt er mich auf. »Die Frauen der Jüngeren bestehen aus verständlichem Grund darauf, mitzukommen, aber wenn dein Mann erst einmal so aussieht« – dabei deutet er mit einer Kopfbewegung auf einen älteren Herrn, der mehr Haare in den Ohren hat als auf dem Kopf – »bist du froh, wenn sich ein bedauernswertes Mädchen um ihn kümmert.«
    Ich seufze. »Ich sollte es ihr sagen. Sie wird die Reinheitsgebote brechen, und dann … «
    »Wieso? Sie hat dir nie einen Gefallen getan.« Er fasst mich fester an der Hüfte, damit ich nicht zu ihr gehe.
    »Und? Sie wird benutzt.«
    »Wenn du mich fragst, wirft sie sich an ihn heran«, sagt er. »Schamlos sogar.«
    »Du hast ja recht. Aber es kommt mir falsch vor.«
    »Sie will hoch hinaus«, sagt er. »Ihr hofft doch alle, dass ihr in der Hierarchie aufsteigen oder abhauen könnt. Je eher sie lernt, dass das nicht geht, desto besser.«
    Seine mitleidlose Antwort raubt mir den Atem. Er hat zwar über Pryana geredet, aber er weiß genau, dass ich dasselbe denke.
    »Nimm es dir nicht zu Herzen.« Er fasst mich am Kinn und schiebt meinen Kopf nach oben, bis sich unsere Blicke treffen. Ich sehe das flammende Rot meiner Haare in seinen tiefblauen Augen. » Du schmeißt dich schließlich nicht an einen fetten alten Lustmolch heran.«
    »Aber du weißt, dass ich jede Gelegenheit zur Flucht ergreifen würde«, flüstre ich.
    »Der Unterschied ist«, sagt er und dämpft ebenfalls seine Stimme, »dass du klug genug bist, um zu begreifen, dass ein solcher Trick nicht funktioniert. Du hättest einen richtigen Plan.«
    Ich werde rot und entziehe mich ihm, damit er mir meine Verlegenheit nicht ansieht.
    »Um ehrlich zu sein«, raunt er mir ins Haar, »kann ich es kaum erwarten zu sehen, wie du es anstellen wirst.«
    »Wie ich was anstellen werde?«, frage ich unschuldig.
    »Abzuhauen«, verdeutlicht er, und ich verkrampfe mich in seinen Armen. »Nein, hab keine Angst. Wenn du es wirklich hinaus schaffst, nur zu. Das ist noch keiner gelungen.«
    »Vielleicht, weil sie sich bei ihren Versuchen auf Männer verlassen haben?«, sage ich und blicke auf. Sein Mund verzieht sich zu einem breiten Grinsen.
    »Siehst du, das meinte ich.« Er lacht und zieht mich dichter heran. »Du bist jetzt schon gerissener als jedes andere Mädchen hier.«
    »Maela inbegriffen?« Ich erspähe sie aus dem Augenwinkel, wie sie sich lebhaft mit einem Mann an der Bar unterhält. Ich bin froh, dass sie beschäftigt ist.
    »Vor allem Maela«, sagt er und seufzt. »Sie ist keine Intellektuelle. Sie folgt ihren Launen.«
    »Bestimmt hatte sie eine schwere Kindheit.«
    »Ja«, gibt er feierlich zurück. »Sie litt an erheblichem Hundemangel.«
    Ich lache und lehne mich gegen seine Brust, froh, dass ich klug genug bin, mich nicht an einen betrunkenen Opa zu schmiegen. Gleichzeitig frage ich mich aber auch, was ich mir einhandle, wenn ich jungen Männern schöne Augen mache. Enoras Stimme, die mir ins Ohr zischt, reißt mich aus dem Augenblick. »Jetzt komm schon mit!«
    Während sie mich wegzerrt, werfe ich Erik einen um Entschuldigung heischenden Blick zu. Ohne Zeit zu vergeuden, zieht mich Enora auf die Damentoilette.
    »Was denkst du dir bloß dabei?«, fragt sie.
    »Ich denke … «
    Sie schneidet mir mit dem Finger das Wort ab und stößt die Tür zur Kabine auf. Sie ist leer. Dann geht Enora wieder zur anderen Tür und schließt sie ab.
    »Und?«, frage ich.
    »Ja?«, fährt sie mich an.
    Ich verschränke die Arme vor der Brust. »Ich bin mir nicht sicher, was du meinst.« Was natürlich gelogen ist.
    »Stell dich nicht dumm. Das steht dir nicht.«
    »Mir war nicht bewusst, dass ich nicht tanzen darf.«
    »Natürlich darfst du tanzen«, entgegnet sie gereizt. »Du kannst mit den alten Beamten tanzen. Sogar mit einem jungen kannst du tanzen, solange seine Frau dich

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