Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cocoon, Band 01

Cocoon, Band 01

Titel: Cocoon, Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Albin
Vom Netzwerk:
lässt.«
    »Nur Erik ist unantastbar, weil er nicht verheiratet ist?«
    »Nein, er ist unantastbar, weil er Maela gehört«, erwidert sie und hebt dabei beschwörend die Arme. Normalerweise verhält sie sich nicht so theatralisch. »Und falls es dir entgangen ist: Sie hasst dich auch so schon.«
    »Doch, das ist mir schon aufgefallen.« Die Freude, die ich noch vor einigen Augenblicken empfunden habe, verflüchtigt sich. »Und was meinst du damit, dass er Maela gehört?«
    »Adelice, ich weiß, dass du nicht dumm bist.«
    »Mal angenommen, ich wäre es.«
    »Na schön. Sie liebt Erik. Als er vor ein paar Jahren zum Arbeiten in die Küche kam, war er ein Niemand, aber Maela hat ihn adoptiert.« Ihre Stimme zittert nicht vor Wut, sondern vor Panik.
    »Sie ist zehn Jahre älter als er. Mindestens.«
    Sie wirft mir einen weiteren verärgerten Blick zu. »Lass ihn in Ruhe, bevor sie dich noch mehr ins Visier nimmt.«
    »Ich habe doch nur mit ihm getanzt«, widerspreche ich, ohne mir sicher zu sein, ob ich es selbst glaube. »Entweder das oder ich hätte mich den ganzen Abend von einem grusligen Gildenbeamten begrapschen lassen können.«
    »Ad«, fleht sie mich an. »Ich fühle mit dir, wirklich, und Erik ist ein reizender Junge, aber an zwei Dinge musst du denken. Erstens daran, wie wütend Maela sein wird, wenn sie es herausfindet.«
    »Und zweitens?«
    »Daran, dass Eriks Absichten womöglich nicht so ehrenhaft sind, wie es den Anschein hat.«
    Ich erröte. »Hör mal, mir ist schon klar, dass wir nicht heiraten dürfen und dass es da bestimmte Grenzen für uns gibt, aber ich hätte nie daran gedacht … «
    »Das«, unterbricht sie mich spitz, »habe ich auch nicht gemeint. Du machst dich an Maelas Küchengehilfen heran. Kommt es dir nicht verdächtig vor, dass er sich so sehr für dich interessiert?«
    »Nun, jetzt schon.« Wieso war mir der Gedanke nicht selbst gekommen? Seit unserer gemeinsamen Reise habe ich Vertrauen zu ihm gefasst, ohne es zu merken.
    »Du hast dich bereits auf einen schmalen Grat begeben – durch die Art, wie du davongelaufen bist, und weil du ständig Aufmerksamkeit erregst. Doch so läuft das in Arras nicht, Adelice. Geheimnisse … «
    »… haben hier nichts zu suchen«, bricht es verärgert aus mir hervor.
    Doch anstatt böse mit mir zu sein, kichert sie nur verschmitzt. »Nein, es gibt hier massenhaft Geheimnisse, das kannst du mir glauben. Aber manche von uns wissen, wie gefährlich es ist, sich mit ihnen zu brüsten.«
    Ich öffne den Mund, um zu widersprechen, doch sie gebietet mir mit erhobener Hand Einhalt.
    »Lass mich ausreden. Ich will mich nicht bei den Leuten einreihen, die dich zu kontrollieren versuchen … «
    »Dann lass es!«, fahre ich sie an. »Du bist nicht meine Mutter.«
    »Ich versuche auch gar nicht, deine Mutter zu ersetzen. Das kann sowieso niemand«, sagt sie mit leiser Stimme.
    »Nein«, blaffe ich zurück. »Nicht einmal die Gilde.«
    Enora weicht vor mir zurück. Sie macht den Mund auf, um etwas zu sagen, schließt ihn aber wieder, als fehlten ihr die rechten Worte. Wir wissen beide, dass es keine rechten Worte gibt, wenn es darum geht, was die Gilde meiner Familie angetan hat.
    »Ich muss wieder hinein, bevor sie merken, dass ich nicht mehr da bin.« Enora streckt die Hand aus, als wolle sie mich trösten, überlegt es sich dann aber anders und kehrt in den Festsaal zurück.
    Ich lasse mir Zeit, bevor auch ich den Saal wieder betrete, weil ich nicht vor den Stream-Teams in Tränen ausbrechen möchte. Erst als ich mich beruhigt habe, schlüpfe ich aus der Toilette. Noch immer rätsle ich, wie ich Erik abwimmeln soll, damit ich mich in mein Zimmer stehlen und ein Kissen aufschlitzen kann, als mich kräftige Hände von der belebten Festgesellschaft weg und in einen dunklen Korridor zerren.
    »Ich dachte schon, du lässt mich zurück, damit ich für dich die betrunkenen Opas verscheuche«, sagt Erik leise, weil es in dem leeren Marmorflur sonst zu sehr hallt.
    »Ich werde den Gildenbeamten gegenüber immer aufgeschlossener«, murmle ich, und der Schmerz aus meiner Brust wandert plötzlich dorthin, wo seine Hände meine bloßen Arme gefasst halten.
    »Komm, ich will dir etwas zeigen.« Er verschränkt die Finger mit meinen, und wider besseres Wissen folge ich ihm.
    »Erik, ich halte das für keine gute Idee.«
    »Lass mich raten.« Er lacht freundlich. »Enora hat dich gewarnt, dass Maela deinen Kopf auf einen Speer aufpflanzen würde, wenn sie uns zusammen

Weitere Kostenlose Bücher