Code Delta
Machtcenko. Deiner war und wird immer Sigler sein.«
Das Telefon klingelte weiter.
»Sigler ist mein Mädchenname«, fügte seine Mutter hinzu. »Dein Großvater stammte tatsächlich aus Deutschland.«
»Und er war auch wirklich Juwelier?«
Sie nickte.
Als das Telefon nicht aufhörte zu läuten, sah King auf dem Display nach dem Anrufer und runzelte die Stirn.
»Wer ist es?«
»Nummer unterdrückt.« Was bei Kings Telefon praktisch unmöglich war. Dank Deep Blue wurde jeder Anrufer dieses Telefons auf dem Display angezeigt, egal was für Einstellungen er vorgenommen haben mochte. Wenn einer seine Identität geheim halten konnte, musste er über beeindruckende technische Möglichkeiten verfügen. King stand auf und nahm den Anruf entgegen. »Wer ist da?«
Die unbekannte Stimme am anderen Ende klang tief und kräftig. »Wo sind Sie, King?«
»Sie haben zehn Sekunden, mir zu sagen, wer Sie sind, dann werde ich …«
»Kehren Sie sofort zurück nach Fort Bragg, King. Ich tue mein Möglichstes, aber ich bin nicht sicher, ob ich es allein schaffe.«
Die Verbindung brach ab.
King brauchte nur einen Moment, um zu begreifen, dann war schon unterwegs zur Tür.
»Was ist denn los?«, fragte seine Mutter.
»Sie steckt in Schwierigkeiten.«
»Wer?«
»Fiona.«
Seine Eltern eilten ihm nach bis zum Wagen, den King mitten auf der Straße stehengelassen hatte.
»Wer ist Fiona?«
King öffnete die Fahrertür. »Meine Tochter – meine Pflegetochter.«
Er sprang in den Wagen und ließ den Motor an. Noch bevor er den Rückwärtsgang einlegen konnte, klappten die hinteren Türen auf und zu, und seine Eltern glitten auf die Rückbank. »He, was soll das?«
Seine Mutter beugte sich über die Lehne des Beifahrersitzes. »Wir helfen dir.«
»Die Geschichte kann verdammt gefährlich werden.«
Sein Vater legte ihm die Hand auf die Schulter. »Mein Sohn, hör auf deine Eltern. Einmal im Leben.«
Einen Augenblick später wirbelte der Wagen herum und schoss die Straße entlang. Der Rückweg zum Stützpunkt dauerte normalerweise vier Stunden. King würde es in drei schaffen. Er hoffte inständig, noch rechtzeitig zu kommen.
10 Fort Bragg, North Carolina
»Runter, sie können dich sehen!«
»Wo denn?«
»Über dir. Flood-Infektion.«
»Oh nein … aah! Sie sind überall. Das überlebe ich nicht!«
»Lew. Lew! Sie haben Lew getötet. Oh weh!« Fiona hielt das Spiel an, legte die Fernsteuerung der Playstation weg und warf die Hände in die Höhe. »Immer dasselbe, Lew.«
Lewis Aleman stand lächelnd auf. »Tut mir leid, Kleines. Würden sie die Joysticks wie Schießeisen bauen, wäre alles in Butter. Ich war ein Ass bei der Moorhuhnjagd.«
»Moorhuhn? Im Ernst? Du musst ja stein alt sein.«
»Einundvierzig ist nicht alt«, sagte er und ging in die kleine Kitchenette der spartanisch ausgestatteten Lounge. Normalerweise war dies der Aufenthaltsraum der dienstfreien Soldaten, die hier Billard oder Karten spielten und fernsahen, doch Lewis hatte dafür gesorgt, dass sie allein waren. Eine Bande von Soldaten, die ihren Spaß haben und sich entspannen wollten, war nicht direkt der richtige Umgang für einen Teenager, egal, ob Junge oder Mädchen.
»Wenn du nicht in den 1980 ern oder später geboren bist, bist du alt.« Fiona trug einen Pyjama und Slipper, alles in Schwarz – ihre Lieblingsausstattung, weil sie wie die nächtlichen Tarnanzüge der Spezialeinheiten aussah. Eine kleine, rechteckige Ausbuchtung an ihrer Hüfte war das Einzige, was ihre schlanken, ebenmäßigen Linien unterbrach. Es handelte sich um die Insulinpumpe, die ihren Blutzuckerspiegel auf dem optimalen Wert hielt. Da ihr Gesicht hinter einem Vorhang aus schwarzen Haaren verborgen war, sah man nur ihre braunen Hände. »Popcornzeit?«
Das laute Knattern von springendem Mais in einem Heißluft-Popcornautomaten beantwortete ihre Frage. »Du kannst wirklich mit dem Ding umgehen?«, übertönte sie das Prasseln der Maiskörner.
»Popcorn ist meine Spezialität!«
»Du hast auch behauptet, du wärst gut bei Halo.«
»Ich nehme eine halbe Tasse Butter. Da kann nichts schiefgehen.«
»Vielleicht solltest du mal deine Cholesterinwerte checken lassen«, meinte sie leise.
»Was?«
»Nichts! Nichts.« Fiona trat an das große Fenster, das das ausgedehnte Gelände von Fort Bragg überblickte, ihrer neuen Heimat. Das bunte Treiben auf der Basis war eine Mischung aus Militär- und Zivilleben. Männer und Frauen in Uniform waren ebenso vertreten wie solche in
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