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Code Delta

Code Delta

Titel: Code Delta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeremy Robinson
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ist es ein komplizierterer Mechanismus.« Er legte die Hände von oben auf den Stein, als würde er jemandem eine Herzmassage geben. »Du ziehst. Ich drücke.«
    Die Füße und Beine der näher kommenden Wachen kamen in Sicht. King nickte.
    Pierce lehnte sich mit vollem Gewicht auf den Stein und fühlte, wie er sich um ein paar Millimeter senkte. King zog, und diesmal ließ der Block sich mühelos in den Kreis einreihen und vervollständigte das Symbol der Gesellschaft des Herkules. Sie ließen los und traten zurück. Sofort glitt der Stein in seine alte Position zurück. Er rastete in dem Moment ein, als ihn der gelbe Lichtkegel einer Taschenlampe traf.
    Der vorderste Wachmann zog seine Pistole und zielte unter das niedrige Dach, wo er meinte, sich bewegende Schatten gesehen zu haben. Doch die Grube war leer. Er richtete sich wieder auf und blickte sich um, entdeckte jedoch lediglich seinen Partner. Sollte jemand hier gewesen sein, dann war er jetzt verschwunden.
    29 Washington, D. C.
    Domenick Boucher hatte sich geirrt.
    Marrs warf keineswegs das Handtuch, sondern reagierte auf Duncans Aasgeier-Kommentar wie der tasmanische Teufel aus dem Zeichentrickfilm. Er wirbelte von einer Kundgebung zur nächsten, gab ein Interview nach dem anderen. Mit krebsrotem Gesicht posaunte er seine Botschaft hinaus. Vor Zuschauermengen. Vor dem Fernsehpublikum. Aber obwohl er geiferte und buchstäblich Schaum vor dem Mund hatte, hörten ihm die Leute zu.
    Er kehrte Duncans Aasgeier-Kommentar gegen dessen Urheber. »Wenn der Präsident schon die Nerven verliert, weil ein einzelner Senator von ihm Rechenschaft verlangt, wie will er dann erst diese Nation führen?«, fragte Marrs. Wenn er darauf hingewiesen wurde, dass er selbst ja auch im Zorn spreche, spann er sein Garn weiter: »Ich rede hier von einem Mann, der sein Land mehrfach verraten hat. Einem Mann, dessen Untätigkeit zum Tod unserer Kinder geführt hat. Ich habe allen Grund zum Zorn. Jeder gute Bürger sollte zornig sein. Auf Duncan, weil er diese Angriffe nicht verhindert hat, und auf die Verbrecher, die dahinterstecken. Aber worüber regt unser Präsident sich auf? Über mich! Sein Amt verlangt Transparenz. Es erfordert Verantwortung. Wenn er damit nicht umgehen kann, nun ja …« Mit diesen Worten warf er in gespielter Verzweiflung die Hände in die Luft.
    Marrs Hasstiraden und Vorwürfe nahmen kein Ende, so dass das Interesse der Medien und der Öffentlichkeit nicht nachließ und Duncan erst recht die Hände gebunden waren. Eine endlose Flut von Medienanfragen ging ein. Demonstranten umringten das Gelände des Weißen Hauses, und mit jeder Stunde wurden es mehr.
    Duncan, der vor einer Konferenz mit seinen Beratern über die gegenwärtige Krise noch ein paar Minuten Zeit hatte, saß allein im Oval Office und sah aus dem Fenster. Vor ihm erstreckte sich eine Rasenfläche, kurz und sauber geschnitten wie die Haare eines Marines. Er ärgerte sich. Nichts war mehr eindeutig. Als er noch bei den Rangers diente, hatte es eine klare Trennung von Gut und Böse gegeben. Schwarz und Weiß. Recht und Unrecht. Diese Tradition hatte er mit dem Schachteam weiterzuführen versucht. Doch jetzt … jetzt musste er ständig überflüssige Scheingefechte austragen. Mit Marrs. Mit den Medien. Mit der öffentlichen Meinung.
    Die Mission des Schachteams war so sensibel, dass er sich nicht verteidigen durfte. Er konnte nicht zugeben, dass seine Spezialeinheiten überall auf der Welt in das Hoheitsgebiet souveräner Staaten eindrangen, um die letzten Sprecher aussterbender Sprachen zu entführen. Wenn das herauskam, konnte es Krieg geben. Damit wäre seine Präsidentschaft gescheitert, und Marrs hätte unerschöpflichen Stoff für seine Schmierenkampagne. Verdammt, am Ende würde der Kerl noch als Held dastehen und der nächste Präsident werden.
    Viel Spaß , dachte Duncan. Wenn der Bursche erst einmal die Wahrheit über die Bedrohungen herausfand, denen das Land ausgesetzt war – mythische Monster, genmanipulierende Irre, Neandertaler-Viren und Stein-Golems –, würde er mit eingekniffenem Schwanz zurücktreten.
    Doch momentan hielt Marrs das Heft des Handelns in der Hand. Er konnte sagen, was und zu wem immer er wollte. Er konnte verschwinden, wann er wollte. Etwas, worum Duncan ihn beneidete.
    Es klopfte an der Tür.
    »Herein.«
    Er hörte die Tür aufgehen, drehte sich aber nicht um. Eine Frauenstimme sagte: »Sie werden erwartet, Sir.«
    »Nur noch eine Minute.«
    Nachdem die Tür sich

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