Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Code Vision (Vereint) (German Edition)

Code Vision (Vereint) (German Edition)

Titel: Code Vision (Vereint) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruby Shadow
Vom Netzwerk:
smaragdgrünes Kleid mit schwarzer Strumpfhose und karamellfarbenen, kniehohen Stiefeln gezwängt hatte, brachte ich auch mein Gesicht halbwegs in Ordnung und stürmte schnell zur Tür hinaus. Wenn ich wieder zu spät kam, würde mir Mr. Duff – von mir in Gedanken Mr. Doof genannt – die Hölle heiß machen.
    Die Buchhandlung, in der ich arbeitete, lag nur zwei Straßen von meiner Wohnung entfernt und war so in fünf Minuten zu erreichen. Mit einem Blick auf die Uhr und dem Ertönen der Ladenglocke wusste ich, dass ich dieses Mal Glück gehabt hatte und seiner Predigt gerade noch mal entkommen war. Leider hielt es ihn nicht davon ab, sich sofort auf mich zu stürzen.
    „Miss McGallup, da sind Sie ja endlich! Ich dachte, Sie kämen heute etwas früher. Heute findet doch die Signierstunde statt!“
    „Guten Morgen Mr. Duff. Wir haben doch gestern schon alles vorbereitet und außerdem hatte ich heute noch keinen Kaffee. Sie entschuldigen mich“, ließ ich ihn stehen, warf meine Tasche hinter den Tresen und stürmte in die Teeküche. Wenigstens einen Kaffee musste ich an diesem turbulenten Morgen erst haben, bevor ich mich auf irgendwelche Diskussionen einlassen konnte – sonst würde ich vielleicht doch noch meine Waffe aus der Tasche holen.

Christopher
    Die meisten Menschen fuhren nur ungerne Bus. Das Gedränge, die stickige Luft, der unfreiwillige Körperkontakt und das Fluchen, wenn man keinen Sitzplatz mehr bekam. Den höllischen Straßenverkehr in einem Auto zu meistern, fanden sie allerdings noch schlimmer. Also würden weder das Drängeln noch das Fluchen je ein Ende nehmen.
    Ich hingegen fuhr gerne Bus, weshalb ich noch nie über einen Führerschein nachgedacht hatte. Mein Vater war immer der Meinung gewesen, dass echte Männer nicht selber fuhren. Allerdings wusste ich, dass er damals nicht von Bussen, sondern von Limousinen inklusive Fahrern gesprochen hatte. Noch heute machte es mir Spaß, mich in den Bus zu setzen und mir vorzustellen, wie finster er dreinblicken würde, wenn er wüsste, dass ich seinen Fahrer samt Wagen entlassen hatte.
    Mein Blick schweifte über die Gesichter der anderen Fahrgäste. Normalerweise verbrachte ich die Zeit damit, mir Geschichten zu den verschiedenen Personen auszudenken. Es fiel mir leicht und als Junge hatte ich mir mit solchen Spielen die Langeweile vertrieben. Doch heute wollte mir keine Geschichte in den Sinn kommen. Nicht beim Anblick der blonden Frau, die eifrig auf ihrem Blackberry herumtippte und bei jeder Kurve aussah, als stünde sie auf einem Skateboard. Und auch nicht bei dem Punk, der mir gegenübersaß und knirschend auf seinem Piercing herumkaute, ohne mich auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen.
    Stattdessen dachte ich die ganze Zeit an die Signierstunde, die mir bevorstand. Mir wurde flau in der Magengegend. Bis jetzt hatte ich als Autor erst einen Auftritt in der Öffentlichkeit gewagt, kurz nachdem mein erster Roman sich den Bestsellerlisten näherte. Ich erinnerte mich nicht gerne an diesen Tag, doch jetzt prasselten die Erinnerungen auf mich ein wie Tennisbälle. Ich dachte an die ganzen begeisterten Fans und die gespannten Augen, die an meinen Lippen gehangen hatten, während ich ausgewählte Zeilen aus meinem Debütroman vorlas. Ich erinnerte mich an erschrockenes Zusammenzucken, wenn ich die Spannungskurven mit meiner Stimme nachzog wie ein Violinist, der seiner Geige alles abverlangte und an die erschrockenen Gesichter, als ich beim wohl schlimmsten Cliffhanger des ganzen Buches aufhörte zu lesen und die Menge aufforderte, mein Buch zu kaufen. Woran ich in der Fragerunde danach nicht gedacht hatte, war der Leitsatz eines jeden Autors fiktionaler Geschichten: Es ist alles frei erfunden .
    Denn das war es nicht gewesen. All die Horrorgestalten, von denen ich in meinem Buch berichtete, waren mir damals vollkommen real vorgekommen. So real wie der schwarze Schatten, den ich an diesem Morgen in meiner Küche gesehen hatte. Als echter Verfechter der Wahrheit konnte ich meine Fans nicht anlügen. Das zog mich und mein Buch so sehr ins Lächerliche, dass mein Werk nach einem kurzen Anstieg der Verkaufszahlen schnell in den hintersten Ecken der Buchläden verschwand und schon zwei Monate später auf jedem Grabbeltisch wiederzufinden gewesen war.
    Wieso, konnte ich nicht verstehen. Immerhin war es der reinste Skandal, dass ein Autor behauptete, Dämonen und andere Gestalten gesehen zu haben.
    So gut ich konnte, vertrieb ich die Erinnerungen an

Weitere Kostenlose Bücher