Codename Azteke
halb so weit entfernt«, schlug Florin vor.
»Hmm.« Der Pilot war sich nicht sicher. »Es ist schwierig
im Kongo. Wir brauchen Visa, Genehmigungen und weit mehr Dokumente, als wir an Bord haben.«
»Capitán«, versprach ihm Florin, »wenn Sie uns nach Kinshasa bringen, dann lasse ich die Landebahn Ihnen zu Ehren mit Rosenblättern bestreuen.«
Dann nahm er sein eigenes gelbes Telefon und rief seinen guten Freund Bienheuré an.
Sie stiegen in den Jet, in dem die mittleren Sitze im Kreis angeordnet und kleine Tischchen in der Mitte ausgezogen worden waren. Vilanova saß neben Mercedes mit Blick nach vorn, Florin ihr gegenüber. Den vierten Platz nahm Hadley ein. Paco und der Hubschrauberpilot saßen in der hinteren Reihe.
Zuerst schwiegen sie und seufzten erleichtert auf, als der Jet endlich abhob. Als die Anschnallzeichen erloschen, war Mercedes die Erste, die sprach.
»Möchte jemand etwas zu trinken?«, fragte sie und trat in den Gang.
»Gibt es in Privatjets Bier?«, erkundigte sich Florin.
»Ja, gibt es, Mr Florin«, erwiderte Mercedes und lachte. »Wir haben Sol – mexikanisches Bier.«
»Kein Cristal?«, scherzte Hadley.
Sie brachte Hadley und Florin ein Bier, ihrem Vater einen Whisky mit Eis und für die Piloten, die Soldaten und sich selbst einen VT-Orangensaft.
»Sie sind ganz anders, als ich erwartet hatte«, sagte Vilanova.
»Tatsächlich?«, fragte Florin überrascht. Die anderen hielten den Atem an. Mercedes wusste, was ihr Vater von Terroristen hielt.
»Ihr Ruf eilt Ihnen voraus, Mr Florin …«
»Jesús, bitte.«
»Danke, Jesús. Ich nehme an, Sie und ich haben die meiste Zeit auf verschiedenen Seiten des Zauns verbracht. Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal mit Ihnen einen Drink an Bord meines Flugzeugs nehmen würde.«
Jesús grinste Mercedes an und antwortete dann: »Wenn es Sie beruhigt: Dies ist mein erster Flug im Privatjet eines Kapitalisten.«
»War es das wert, Jesús? All die Kämpfe?«
»Irgendjemand muss kämpfen. Haben Sie je Uniform getragen, Luis? Ich darf Sie doch Luis nennen?«
Vilanova nickte. »Ja, in Argentinien. Aber ich musste nie kämpfen.«
»Dann haben Sie Glück gehabt. Wir kämpfen, weil wir müssen. Aber das heißt nicht, dass es uns gefällt, nicht wahr, Hadley?«
»Nicht unbedingt«, antwortete Hadley und sah Mercedes an.
»Wann waren Sie in Argentinien, Luis?«
»Von meiner Geburt bis 1980.«
»Dann waren Sie dort, als ich in Chile war.«
»Wann war das?«, fragte Mercedes.
»1971, 1972 …«, erinnerte sich Florin. »Die glücklichste Zeit meines Lebens.«
»Nicht für mich«, gab Vilanova zu. »Damals wurde ich meiner Illusionen beraubt, aber ich brauchte noch neun Jahre, um von dort fortzukommen.«
»Bitte lasst uns von etwas Schönerem sprechen«, unterbrach sie Mercedes. »Der Tag war für uns die Hölle, und wir sind noch am Leben.«
Sobald sie ausgesprochen hatte, wurde sie rot, da sie an die beiden Männer hinter ihr denken musste, die ihre Kameraden verloren hatten.
Florin bemerkte es und nahm ihre Hand. »Schon gut«, sagte er. »Sie sprechen kein Spanisch.«
»Sie müssen uns unbedingt in Spanien besuchen kommen«, bat sie. »Nächstes Jahr, wenn das Buch herauskommt. Ihre Biografie!«
»Die muss Hadley erst einmal schreiben.« Florin lächelte nervös und ließ ihre Hand los.
Vilanova bemerkte es und sah ihn schweigend an.
»Sie sollten mit uns kommen und mir helfen, sie zu schreiben«, schlug Hadley vor.
»Keine Chance!« Florin ließ sein ansteckendes Lachen hören, das die Laune aller sofort verbesserte. »Ich habe noch ein paar Dinge in Kuba zu erledigen. Nächstes Jahr«, sagte er, immer noch Mercedes ansehend, »nächstes Jahr vielleicht.«
Bei ihrer Landung in Kinshasa wurden sie von General Massama begrüßt. Er umarmte Florin und wollte ihn nicht mehr loslassen.
»Der beste Mensch der Welt«, erklärte er den anderen über Florins Schulter hinweg. »Wir haben großes Glück, ihn zu kennen. Was haben Sie jetzt vor?«, fragte er dann.
»Meine armen Piloten sollten sich etwas ausruhen und Vorbereitungen treffen, morgen nach Hause zu fliegen«, sagte Vilanova.
»Sie sind heute alle meine Gäste«, verkündete Massama und rief ein paar Befehle. Während sie auf zusätzliche Autos warteten, nahm Massama seine beiden überlebenden Männer
beiseite, unterhielt sich kurz mit ihnen und übergab sie dann der Obhut seines Adjutanten.
Die anderen fuhren direkt zum Grundstück der Massamas in Kinshasa. Florin,
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