Codename Azteke
Wohnung im ersten Stock ging nach hinten hinaus auf einen kleinen Garten im Schatten einer der vielen Kirchen. Von dort waren es nur ein paar Minuten zu Fuß zum Institut der Historiker und Geografen.
Jack schloss auf und ließ die Frauen eintreten, wobei er sie nicht gerade überzeugend ermahnte, leiser zu sein.
Mercedes machte Musik, und Jack ging ins Bad. Als er zurückkam, tanzten die beiden verführerisch miteinander, doch in seiner Benommenheit konnte er nicht erkennen, ob sie das für ihn oder für sich selbst taten. Er wollte mitmachen, doch Rosa stieß ihn aufs Sofa und drohte ihm, sie ja nicht zu stören, während sie sich weiter Justin Timberlake widmeten.
In der überheizten Wohnung hatten sie die Kälte draußen schnell vergessen. Rosa knöpfte die Bluse auf und starrte Jack herausfordernd an, während Mercedes mit fest zusammengepressten Zähnen lächelte. Sie sah ihren Mann an und zog demonstrativ den Reißverschluss ihrer Hose auf. Rosa machte die Musik lauter, hob ihre Handtasche vom Boden auf und ging ins Bad. Jack kümmerten der Lärm und die Nachbarn nicht weiter.
Mercedes trat zu ihm und setzte sich rittlings auf seinen Schoß, nahm sein Gesicht in beide Hände und küsste ihn heftig. Sie küssten sich immer noch, als Rosa – ohne ihren Rock – aus dem Bad kam. Sie legte ein kleines Plastiktütchen auf den Couchtisch und schüttete seinen Inhalt auf die Glasplatte. Mit dem langen Nagel ihres linken kleinen Fingers nahm sie ein paar Körnchen Koks und führte sie zu ihrer Nase.
Mercedes ließ Jack los und nahm Rosas Hand – ihre eigenen Nägel waren zu kurz –, um ebenfalls eine Prise zu inhalieren. Rosa küsste Mercedes auf den Mund und bot dann Jack einen weiteren Nagel voll an, doch der schüttelte den Kopf. Er versuchte aufzustehen, um sich einen Cognac zu holen, als er plötzlich ein hartnäckiges dumpfes Klopfen hörte, aber er war zu betrunken, um zu verstehen, was das bedeutete. Doch dann flog plötzlich die Wohnungstür mit einem lauten Knall auf, und zwei uniformierte Polizisten traten ein.
8
Der internationale Flughafen von Havanna war wie erwartet chaotisch. Ohne die unausweichliche Einmischung des Staates hätte der riesige Terminal 3 seine Aufgabe vielleicht noch bewältigt. Endlose, unnötige Schlangen bildeten sich, während an unterbesetzten Schaltern immer wieder dieselben Reisedokumente geprüft wurden. Die Leute dösten auf langen Reihen bunter Plastikstühle vor sich hin. Manche von ihnen warteten seit dem Vortag auf verspätete oder gestrichene Flüge von Aeroflot oder Cubana.
Vierzig Minuten lang stand Jack geduldig in einer Schlange, um seinen einzigen Koffer abzugeben und dann zur Passkontrolle zu gehen. Am Schalter für die Einreise standen zwei Beamte, ein Uniformierter am Schalterfenster und ein in Zivil gekleideter Mann hinter ihm. Als Jack seinen Pass aushändigte, wurde er sofort dem Zivilisten übergeben, der Jack aufforderte, ihm zu folgen.
Sie gingen die Treppe hinauf in ein Zwischengeschoss. Dort wurde der aufgeregte Hadley in ein kleines Büro gebracht, in dem nur ein Tisch und zwei Stühle standen. An einer Glaswand waren die Vorhänge aufgezogen, und er konnte in einen großen geschäftigen Bereich mit Scannern, Tischen und Computern sehen, in den sein Koffer gebracht wurde.
Zwei Männer und eine Frau kamen hinzu, als er auf einen Tisch gelegt wurde. Die Frau trat auf Jack zu.
»Den Schlüssel, bitte«, verlangte sie und streckte die Hand durch die offene Tür. Das Wort »bitte« klang mehr wie ein Befehl als eine höfliche Aufforderung, aber Jack sah keinen Sinn darin zu widersprechen. Er sah zu, wie sein Gepäck geöffnet und seine Sachen sorgfältig ausgepackt wurden. Die Beamten untersuchten auch den Koffer selbst aufmerksam. Hadley warf einen besorgten Blick auf die Uhr und fragte sich, wann wohl das Boarding für seinen Flug begann.
Ein vierter Mann gesellte sich zu der Gruppe, bekam Hadleys Pass ausgehändigt und ging auf die Kabine zu. Er schloss die Tür, setzte sich an den Tisch und bedeutete Hadley, sich ebenfalls zu setzen.
»Mr Hadley«, begann er ohne Umschweife, »darf ich den Grund Ihres Besuches in Kuba erfahren?«
Befragungen , hatte Pintos Mann gesagt. Sie beginnen mit Fragen, die Sie bereits beantwortet haben. Damit wollen sie Sie ärgern und aus der Reserve locken. Dann stellen sie Ihnen Fragen, auf die sie die Antwort beide kennen. Das machen sie immer und immer wieder. Dann stellen sie neue Fragen und fangen dann
Weitere Kostenlose Bücher