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Codename Azteke

Codename Azteke

Titel: Codename Azteke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Vidal
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gefunden.«
    »Natürlich«, sagte Rosa und nickte. »Wenn er also wollte, könnte er hierher zurückkommen.«
    »Bislang wollte er es nie.«
    »Die kommunalen Abgaben …«, begann sie, doch Bianchi unterbrach sie.
    »Alles bezahlt. Nein. Er weiß, dass es hier ist. Und wir vermuten, dass es genauso bleiben wird, bis der Azteke stirbt.«
    »Er ist ein Rätsel, nicht wahr? Der Azteke.«
    »Er ist mehr als das. Ich glaube nicht, dass er uns Chilenen je vergeben hat. Ich glaube, er lässt es unangetastet, um uns genau hier, wo sich die Reichen und Berühmten verlustieren, daran zu erinnern, was wir ihm und seiner Familie angetan haben.«
    »Ich glaube, mir ist gerade der Appetit vergangen«, sagte Rosa.
    »Unsinn!«, schalt Bianchi. »Das ist nur etwas, was ich Ihnen zeigen wollte. Wenn wir wieder in Santiago sind, werden Sie es verstehen, aber in unserem Geschäft ist es gut, mit der Realität in Kontakt zu bleiben.«
    Rosa lächelte. Sie wusste, dass er damit weder Wirtschaft noch Recht meinte.
    »Und überhaupt können Sie ja schlecht an die Küste fahren, ohne unsere Königskrabben probiert zu haben.«
    Bianchi fuhr durch Viña und über Puente Casino nach Valparaíso zurück. Dort führte er Rosa zum Bote Salvavidas , dem Rettungsschuppen am Meer, auf dessen Dach sich ein Restaurant befand. Früher war es nur die Kantine für das Personal gewesen, aber jetzt machte das Restaurant genügend Geld, um das Rettungsboot zu finanzieren, und servierte den besten Fisch an der südpazifischen Küste.

    »Luisito!« Der Manager des Bote , Gabriel, strahlte, als er sie hereinkommen sah, und umarmte Bianchi herzlich, der Rosa als eine »sehr wichtige Dame aus Madrid« vorstellte.
    »Dieser hochkarätige Anwalt«, erzählte Gabriel Rosa, den Arm liebevoll um Bianchis Schulter gelegt, »hat hier als kleiner Junge die Teller gewaschen.«
    »Das muss aber lange her sein, Gabi«, erwiderte Bianchi lachend. Rosa sah sie überrascht und amüsiert an.
    Es war zu heiß, um draußen zu sitzen, aber sie bekamen einen Tisch mit einer großartigen Aussicht auf den Hafen.
    »Stimmt das wirklich?«, fragte Rosa, als sie sich setzten.
    Bianchi nickte lächelnd. »Ich habe von den Trinkgeldern gelebt und davon geträumt, die Welt zu verbessern.«
    »Haben Sie denn aufgehört zu träumen, Luis?« Die Frage überraschte sie selbst.
    »Nein«, sagte er, ohne zu zögern.
    »Ich auch nicht.«
    Während des Essens sprachen sie ausführlich über Jesús Florin. Bianchi schien eine Menge über ihn zu wissen, obwohl er zur chilenischen Zeit des Azteken erst ein Teenager gewesen sein konnte. Als Rosa ihn fragte, ob er Florin je getroffen hatte, breitete Bianchi die Hände aus wie ein Priester, der seine Gemeinde segnen will, und zuckte die Achseln in einer Weise, die sowohl Ja als auch Nein bedeuten konnte. Sie drängte ihn nicht. Aber in diesem Moment fiel ihr auf, dass in der Mitte des Siegelrings an Bianchis kleinem Finger eine winzige Goldmünze prangte.
     
    Um halb sieben kehrten sie nach Santiago zurück. Als sie vor dem Hyatt-Hotel anhielten, öffnete der Portier Rosa die Wagentür, und Bianchi ging zum Kofferraum. Dort nahm
er einen großen weißen Umschlag heraus. Er war versiegelt und mit einem grünen Band verschnürt.
    »Ich möchte, dass Sie das bekommen«, sagte er. Die Nervosität in seiner Stimme entging ihr nicht. »Ich weiß nicht, was ich damit tun soll. Vielleicht – ich hoffe zumindest – wissen Sie es.«
    Sie nahm den Umschlag, dankte Bianchi für den Tag und ging in die klimatisierte Halle. Von rechts erklang die sanfte Melodie einer Gitarre und einer Quena durch die offenen Türen der Duke-Bar. Rosa ging hinein, bestellte einen Pisco sour und hörte eine halbe Stunde lang einem Folklore-Trio zu, während sie den merkwürdigen Tag mit Bianchi Revue passieren ließ.
    Und plötzlich, wie immer, wenn sie melancholisch gestimmt war, wurde ihr mit aller Deutlichkeit die Krankheit bewusst, die sie erneut ergriffen hatte, zehn Jahre, nachdem sie glaubte, sie besiegt zu haben. Manchmal konnte sie stundenlang weinen und sich von Zorn und Enttäuschung auffressen lassen. Zu anderen Zeiten gab sie sich Max’ Umarmung hin, schluchzte leise und suchte Trost in seiner Liebe.
    »Das ist die Lotterie des Lebens, meine Liebe«, sagte er dann, strich ihr übers Haar und hielt sie fest. Und immer kamen sie schließlich überein, dass das Leben weitergehen würde, so lange oder so kurz es eben sein würde und so vollständig und normal, wie es

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