Codename Azteke
Luis und Susana Hunderte von Wangen küssten und Hände schüttelten.
Nachdem die beiden älteren Vilanovas allen frohe Ostern gewünscht hatten, fuhren sie nach Sant Feliu zurück. Jack und Mercedes blieben noch in der Stadt, und Luis schlug vor, dass sie anrufen sollten, wenn sie ein Wagen abholen sollte.
Sie gingen unter den Bögen zur Placa del Mercat, wo Hadley die einheimische Architektur bewunderte. Zum Glück, bemerkte er, war der Stadt wenigstens der Vandalismus der Moderne in den 50er-Jahren erspart geblieben. Die zwei- oder dreistöckigen Häuser, zum Teil in Pastellfarben gestrichen, erinnerten Hadley mehr an Italien als an Spanien. Doch zu seiner Glanzzeit hatte Xátiva Einflüsse aus dem gesamten Mittelmeerraum aufgenommen.
Sie fanden ein Straßencafé an einem hübschen kleinen Platz und ließen sich dort mit der Sonntagszeitung und einem kalten Bier nieder. Gelegentlich blickten sie von ihrer Lektüre auf, wenn Familien in ihrem Sonntagsstaat von der einen oder anderen Osterveranstaltung oder Prozession zur nächsten eilten.
Den Mann sahen sie nicht kommen, und obwohl sie seinen Scooter hörten, war das ein so gewöhnliches Geräusch in Spanien, dass sie keine Notiz davon nahmen. Er hielt gegenüber von dem Café und nahm einen dicken gepolsterten Umschlag aus der großen Kiste hinter dem Beifahrersitz. Dann ging er zielstrebig auf Jack und Mercedes zu.
»Jack, Mercedes, guten Morgen.« Er streckte ihnen die behandschuhte Hand entgegen, die sie beide schüttelten, mit den verwunderten Gesichtern und dem unsicheren Lächeln von Leuten, die sich nicht an ihr Gegenüber erinnern konnten.
»Darf ich?«, fragte er höflich. Doch trotz der höflichen Haltung nahm er sich einen Stuhl, noch bevor er eine Antwort erhalten hatte.
Er war mittleren Alters und hatte eine dunkle Hose und eine beigefarbene Windjacke an. Er trug ein schwarzes Barett, eine dunkle Sonnenbrille und dicke Wollhandschuhe, wie es bei Scooterfahrern nicht unüblich war.
»Viele Grüße von Jesús Florin«, sagte er, neigte sich vor und sprach leise weiter: »Ich soll Ihnen das hier geben.« Damit schob er Jack den Umschlag zu.
»Ist das alles?«, fragte Hadley. »Keine Nachricht oder so?«
»Nun, das ist alles da drin.« Der Mann tippte mit einem behandschuhten Finger auf den Umschlag. »Aber Sie sollten es bald lesen, es ist nicht viel Zeit.«
Damit stand er auf, und sie schüttelten sich erneut die Hand. Er wünschte ihnen frohe Ostern und ging über den kleinen Platz zurück zu seinem Scooter. Mit demselben Putt - putt -Geräusch, mit dem er sich angekündigt hatte, verschwand er um die nächste Ecke. Jack und Mercedes lauschten schweigend, bis das Geräusch verklungen war.
Das Paket bestand in der Hauptsache aus einer weiteren Lieferung von Unterlagen des Azteken, die die nächsten zwanzig Jahre seines Lebens umfassten. Zusätzlich befand sich noch ein kleinerer Umschlag darin, auf dem handschriftlich Jacks Name stand.
»Damit sind wir am Ende des Bürgerkrieges«, rief Jack,
nachdem er einen Blick auf die erste und letzte Seite geworfen hatte.
»Das sehe ich«, erwiderte Mercedes und rückte näher an Jack.
»Da muss das drin sein, was Pinto haben will.«
»Falls er das nicht zurückhält«, warnte Mercedes und suchte in den Blättern nach Hinweisen.
Jack riss den kleineren Umschlag auf und las Florins kurze Mitteilung.
Nehmen Sie sich frei. Fliegen Sie nach Tivat und von dort aus nach Budva, und zwar am Dienstag, den 13. April. Auf Ihren Namen ist in der Villa Montenegro ein Zimmer reserviert. Verhalten Sie sich wie Touristen und genießen Sie die adriatische Riviera. Ein Mann namens Klejevic wird sich mit Ihnen in Verbindung setzen. Vertrauen Sie ihm.
Jack und Mercedes sahen sich fragend an, aber sie wussten, dass sie genau tun würden, was der Azteke wollte.
» Martes trece «, las Mercedes das Datum laut. Dienstag der Dreizehnte.
Nach spanischem Aberglauben ein schlechtes Zeichen.
14
Rosa bezahlte das Taxi und betrat die Lobby des Meliá Cohibe, während sich die Portiers um ihre Koffer kümmerten. Der Geschäftsführer des Hotels hob erstaunt die Augenbrauen, als er sie sah, und fragte sich, warum man ihm nicht gesagt hatte, dass sie kommen wollte.
»Mrs Uribe!« Augenblicklich erschien sein professionelles Lächeln. »Wie schön, dass Sie wieder bei uns sind!«
»Bitte entschuldigen Sie, dass ich mich nicht angemeldet habe, Ramón«, erlöste sie ihn aus seiner Unsicherheit. »Das war eine ganz
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