Codename Azteke
der richtigen Spur war. Wäre Hadley nicht mit offizieller Genehmigung in Montenegro gewesen, hätte er nicht über eine bewaffnete Eskorte verfügt. Er musste mit Florin unter einer Decke stecken.
Wenn man nun noch die Spanierin in die Gleichung mit einbezog – und Sierra wusste, dass sie für die Regierung arbeitete –, dann gab es nur eine logische Schlussfolgerung: Der Azteke heckte zusammen mit dem CNI eine gemeinsame Operation aus, bei der es unter Garantie um das verschwundene Gold ging.
Sierras zweiter Mann, der in Salamanca, hatte mehr Erfolg gehabt und einen Satz Dokumente von Hadley erbeutet. Sierra las sie gerade, als sein Telefon klingelte.
Der Anrufer war ein Informant aus dem staatlichen Fuhrpark. Sergeant Wilson Truenos hatte einen Niva Roadster, den russischen Geländewagen, den die Apparatschiks aus der Regierung so gerne mochten, angefordert. Auf den Papieren war die Nutzungsdauer mit zwei Wochen angegeben und der Zweck als »persönlich«, und er war von General Florin genehmigt worden.
Sierra widerrief seinen vorherigen Befehl und bat drei verschiedene Fahrzeuge im Abstand von je einer Stunde an Florins Haus vorbeizufahren und eine ähnliche Anzahl von Agenten zu Fuß, einen Spaziergang am Strand entlang zu machen und auf Lebenszeichen aus Florins Haus zu achten.
Am späten Nachmittag berichteten alle einhellig, dass der Bungalow von Florin leer stand.
Der Azteke war unterwegs. Sierra musste ihn finden. Er rief seinen Mann im Fuhrpark an und erteilte ihm weitere Anweisungen: Florins Anforderungspapiere sollten auf einen anderen Wagen von der gleichen Bauart und mit ähnlichem Kennzeichen übertragen werden. Dann sollte er die Karte für Truenos Auto entfernen und den Wagen als »fehlend« melden. Ein einfacher Fall von einem gestohlenen Auto. Diese Information würde die Polizei im ganzen Land bekommen, zusammen mit dem Befehl, ihn nicht anzuhalten, sondern nur zu finden und die Staatssicherheit zu kontaktieren, und zwar jederzeit, tags oder nachts.
Dann würden sie jeden Flugplatz und jeden Hafen auf der Insel überprüfen, aber erst am nächsten Morgen fand man, was Sierra gesucht hatte: Der dunkelgrüne Niva parkte an einem einsam gelegenen Strand bei Barlovento Point, östlich der amerikanischen Militärbasis von Guantánamo Bay.
Der Polizist, der ihn fand, hielt sich an die Instruktionen und tat nichts weiter, als seinen Fund seinem Chef zu melden. Allerdings fügte er seine eigene Beobachtung hinzu, dass es aussah, als gehöre der Wagen zu einer Art Familienpicknick am Strand, da sonst niemand in Sichtweite war.
Dreißig Minuten nach seiner Entdeckung erreichte diese Meldung Sierra. Bis nach Guantánamo war es ein weiter Weg, doch diese Angelegenheit wollte er persönlich regeln. Er befahl der Polizei vor Ort, den Wagen weiter zu beobachten, ihm eine Beschreibung der Leute am Strand zu geben und sie vor allen Dingen nicht aus den Augen zu verlieren.
Guantánamo war fünfhundert Meilen von Havanna entfernt. Sierra fuhr selbst zum Militärflughafen Baracoa hinaus, wo er ein kleines Flugzeug hatte bereitstellen lassen. Bei Los Caños nördlich von Barlovento gab es ein Flugfeld, das er in wenigen Stunden erreichen konnte.
Gerade als er das Flugzeug besteigen wollte, erhielt er weitere Informationen. Die Gruppe bestand aus sechs Personen, und auf zwei von ihnen passte die Beschreibung von Miriam Mercado und Wilson Truenos. Doch Florin wurde nicht erwähnt. Einen schrecklichen Moment lang hatte Sierra die Befürchtung, es könnte sich um ein Ablenkungsmanöver von Florin handeln, mit dem Sierras Kräfte auf eine zeitraubende Jagd in die Irre geführt werden sollten, während der schlaue Azteke in eine andere Richtung entschlüpfte. Doch Sierra erinnerte sich daran, dass alle Häfen und Flugplätze bewacht wurden. Es war nicht so einfach, aus Kuba herauszukommen, die Tage der Bootsflüchtlinge waren vorbei.
Während des Fluges entschied sich Sierra, nur einzugreifen, wenn er wusste, was Florin vorhatte. Er würde in der Nähe sein, aber er musste so vorgehen, dass es wie ein Zufall aussah. Alles, was irgendwie ungewöhnlich war, würde Florin von seinem loyalen Sergeant Truenos sofort berichtet werden.
Die beiden Polizisten schlenderten zum Strand hinunter. Drei Männer und drei Frauen, ungefährlich, hatte man ihnen gesagt.
Sie begrüßten sich herzlich.
»Ist das Ihr Auto oben an der Straße?«, fragte der eine Beamte und winkte über seine Schulter zurück.
»Ja«,
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