Codename Azteke
grünäugigen Fremden mit Interesse und lächelten ihn an.
»Nun, hier bin ich, wie bestellt, Jesús. Was nun?«
Seit ihn der Azteke gerufen hatte, hatte Hadley endlose Spekulationen angestellt. Was gab es in Jamaika? Es gab keine direkten Flüge von Spanien nach Jamaika, er hatte daher von Madrid nach London und von dort aus nach Montego Bay fliegen müssen. »Sie brauchen kein Auto zu mieten, Hadley«, hatte Florin ihm am Telefon gesagt. »Das brauchen wir nicht.«
Ein Angestellter des Yachtclubs und ein jamaikanischer Beamter kamen auf sie zu, um sich die Schiffspapiere anzusehen und die Liegeplatzgebühren zu kassieren. Ramos erklärte, dass sie nicht lange bleiben würden, und bestellte Benzin. Dabei nahm er ein dickes Bündel US-Dollar aus seiner Brieftasche, die ihm Florin zuvor gegeben hatte – wie um anzudeuten, dass der Verzicht auf bürokratischen Unsinn möglicherweise großzügig belohnt werden würde.
Jesús zeigte seinen Pass vor – einen mexikanischen –, und der Beamte sah sich kurz das Foto an, bevor er ihn mit einem diensteifrigen »Danke, Señor Fernández« zurückgab, das Hadley und Ramos amüsierte Blicke tauschen ließ.
Die Männer reichten sich die Hände, und Florin küsste die Mädchen nacheinander auf die Wange, während der
Clubstewart losgeschickt wurde, um ein Taxi zu rufen. Ein paar Minuten später befanden sich Hadley und Florin auf dem Weg zum Flughafen Sangster.
»Darf ich erfahren, wo es hingeht?«, erkundigte sich Hadley.
»Selbstverständlich, Hadley«, erwiderte Florin munter und nickte vorsichtig zum Fahrer hin. » Alles zu seiner Zeit. Aber wie Sie sicher bemerkt haben, braucht ein Mann in meinem Alter Unterstützung.«
»Sie hätten Schwester Miriam mitnehmen sollen«, scherzte Hadley.
»Miriam wird heiraten, habe ich Ihnen das nicht erzählt?«
»Nein.«
»Doch. Sie heiratet Truenos. Gute Wahl. Ich kann nur zustimmen.«
Hadley bezahlte das Taxi, und sie betraten die geschäftige Flughafenhalle.
»Um neun Uhr dreißig geht ein Flug nach Brüssel«, erklärte Florin beiläufig. »Kaufen Sie uns zwei Businessclass-Tickets.«
»Was? Ich bin doch gerade erst aus Europa gekommen!«
»Ich kann nicht allein reisen, Hadley. Ein alter Mann, der alleine fliegt, erregt Aufmerksamkeit. Dann wird man nach medizinischen Attesten gefragt und dergleichen.«
»Und mit wem fliege ich jetzt? Señor Fernández?«
»Emilano Fernández Bueno, para servirle «, erwiderte Florin lächelnd und reichte ihm den Pass. »Und jetzt setzen Sie mich irgendwo ab, wo ich ein Bier bekommen kann, während Sie sich um die Tickets kümmern.«
Hadley brauchte eine halbe Stunde. Als er zurückkam, war Florin bei seinem zweiten Red Stripe.
»Hier gibt es kein Cristal«, beschwerte er sich.
»Und warum fliegen wir jetzt nach Brüssel, Jesús?«, fragte Hadley, hob zwei Finger und deutete mit der anderen Hand auf Florins leere Flasche, um dem in der Nähe herumlungernden Kellner ein Zeichen zu geben.
»Das erkläre ich, wenn wir in der Luft sind. Es ist ein langer Flug. Und jetzt erzählen Sie mir von Pinto. Ich weiß zwar, dass er meine Vorschläge akzeptiert hat, aber glauben Sie, dass ich ihm trauen kann?«
»Vertrauen ist ein großes Wort, Jesús«, bemerkte Hadley nach einem Augenblick. »Aber so sehr ich auch die Art und Weise verabscheue, wie er mich in dieses Spiel gelockt hat, glaube ich, dass er fair spielt.«
Florin nickte nachdenklich.
»Vorausgesetzt, dass Sie es tun«, fügte Hadley hinzu. »Tun Sie das, Jesús?«
»Ich habe Sie nie angelogen«, erklärte Jesús grinsend. »Ich habe Ihnen zwar nicht unbedingt alles erzählt, aber ich habe Sie bisher noch nie angelogen.«
Das Charterflugzeug war eine alte DC10, aber die Sitze in der Businessclass waren geräumig und ließen sich fast waagrecht nach hinten kippen. Florin und Hadley nahmen ein leichtes Abendessen zu sich und machten sich zum Schlafen bereit.
»Sie wollten mir noch sagen, warum wir nach Brüssel fliegen«, erinnerte Hadley den Azteken, als Florin ihn bat, das Leselicht auszuschalten.
»Weil es die schnellste Verbindung von Montego Bay nach Kinshasa ist.«
»Kinshasa? Was für ein Kinshasa? Das in Afrika?«
»Am einfachsten ginge es natürlich mit Cubana Air«, fuhr Florin fort, »direkt von Havanna nach Kinshasa. Aber dann hätte ich meine Pläne verraten. Das kann ich nicht riskieren.«
»Wo zum Teufel liegt Kinshasa eigentlich?«
»Kongo, Hadley. Demokratische Republik Kongo.« Er sah den Engländer
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