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Codename Merlin - 3

Codename Merlin - 3

Titel: Codename Merlin - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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haben. Und wenn ja: Haben sie ähnliche Aufzeichnungen aufbewahrt wie ›Sankt Zherneau‹, oder haben sie sich einfach nur so gut sie konnten hinter ihren Tarnexistenzen versteckt? Und wieso zur Hölle war dieses Tagebuch nicht zerstört worden, nachdem die Bruderschaft es gefunden hatte?
    Auch auf diese Fragen wusste Merlin keine Antwort … doch er hatte einen Verdacht, sehr wohl jemanden zu kennen, der sie ihm würde beantworten können. »Seine Eminenz ist jetzt bereit, Euch zu empfangen, Captain Athrawes.«
    »Ich danke Ihnen, Pater«, sagte Merlin, als der Unterpriester ihm die Tür zu Erzbischof Maikels Arbeitszimmer öffnete und sich dann ehrerbietig verneigte.
    Sonnenlicht fiel durch das Fenster, von dem aus man einen herrlichen Blick über Tellesberg hatte, bis hin zum blau leuchtenden Wasser des Hafenbeckens. Ein dichter Wald aus Masten und Rahen schien aus dem Wasser emporzuwuchern, Vögel und Wyvern ließen sich von den Aufwinden in die Höhe tragen. Anmutig zogen sie über den Himmel hinweg wie Gottes Eigene Gedanken. Hinter ihnen waren die wettergegerbten Segel zahlloser Schiffe zu erkennen. Staynairs Arbeitszimmer befand sich im dritten Stock des erzbischöflichen Palastes (für Safehold-Verhältnisse also in gewaltiger Höhe), und Merlin konnte einen Blick auf die geschäftigen Straßen werfen, in denen Leute mit von Drachen gezogenen Karren und Pferdedroschken hin und her huschten.
    »Seijin Merlin«, begrüßte Staynair ihn und streckte ihm die Hand mit seinem Bischofsring entgegen. »Wie nett, Euch wiederzusehen.«
    »Und gewiss auch so überraschend, Eure Eminenz«, murmelte Merlin, während er mit den Lippen kurz über den Rubin strich.
    »Nein, überraschend erscheint es mir nicht«, gestand Staynair. Er nahm wieder hinter seinem Schreibtisch Platz und bedeutete Merlin mit einer Handbewegung, sich in den Sessel zu setzen, der ihm gegenüber aufgestellt war. Auch während sein Gast sich in den Sessel sinken ließ, lächelte der Erzbischof, doch es entging Merlin nicht, dass dieses Lächeln jetzt deutlich angespannter wirkte.
    »Darf ich annehmen, Eure Eminenz, dass jegliches Gespräch, das Ihr und ich heute hier führen, nicht von irgendjemandem mitgehört wird?«
    »Natürlich.« Staynair legte die Stirn in Falten. »Mein Stab ist informiert, solange ich nicht ausdrücklich andere Anweisungen erteile, ist jegliche Unterhaltung in diesem Raum ebenso zu behandeln wie ein Beichtgespräch.«
    »Ich war mir recht sicher, dass dem so sein würde, Eure Eminenz. Aber unter den gegebenen Umständen blieb mir keine andere Wahl, als mich noch einmal zu vergewissern.«
    »Das ist wohl nur zu verständlich«, gab Staynair zu. »Und mir ist auch bewusst, dass Zhon und ich Euch gestern etwas, sagen wir, recht Überraschendes vorgelegt haben.«
    »Oh, so könnte man das gewiss ausdrücken, Eure Eminenz«, gab Merlin mit einem trockenen Lächeln zurück.
    »Und Ihr habt gewiss Fragen«, sprach Staynair weiter. »Unter diesen Umständen scheint es mir einfacher, wenn Ihr mir diese Fragen einfach stellt, statt mich alles erklären zu lassen.«
    »Ich vermute, ›alles‹ erklären zu wollen dürfte entschieden länger dauern als nur einen Nachmittag«, sagte Merlin, und Staynair lachte leise.
    »Also gut, Eure Eminenz«, sprach Merlin dann weiter. »Ich nehme an, meine erste Frage muss lauten: Warum wurden dieses Tagebuch von ›Sankt Zherneau‹ und die anderen Dokumente, die zusammen damit verwahrt wurden, nicht einfach zerstört oder der Inquisition ausgehändigt, als sie schließlich wiederentdeckt wurden?«
    »Zum Teil, weil es überhaupt keine ›Wiederentdeckung‹ gegeben hat, Seijin Merlin.« Staynair lehnte sich in seinem Sessel zurück und schlug die Beine übereinander. »Die Bruderschaft von Sankt Zherneau hat schon immer genau gewusst, wo sich die Aufzeichnungen befanden; wir wussten nur nicht, was sie eigentlich darstellten. Sankt Zherneau und Sankt Evahlyn hatten sie versiegelt hinterlassen und der Bruderschaft ausdrücklich aufgetragen, sie nach ihrem Tode dreihundertfünfzig Jahre lang ungeöffnet aufzubewahren. Und ihren Anweisungen wurde genauestens Folge geleistet.«
    »Und warum wurden sie danach nicht einfach zerstört oder als die abscheulichst-mögliche Ketzerei erachtet, als die Siegel dann schließlich geöffnet wurden?«
    »Daran kann man, so denke ich, den Plan − oder zumindest die Bedeutung − von Sankt Zherneau erkennen«, erwiderte Staynair ernsthaft. »Ein Großteil der

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